Dunkelziffer für Asthma und COPD liegt bei 80 Prozent
Der größte Teil der chronisch Lungenkranken in Österreich hat weder eine ausreichende Diagnose noch eine Therapie. Das wollen die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und die Österreichische Apotheker mit einer Vortest-Kampagne in vier Bundesländern ändern.
Nur 20 Prozent erhalten eine ausreichende Diagnose
"Die Atemwegserkrankungen wie chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Asthma betreffen rund zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung. Nur 20 Prozent davon erhalten eine ausreichende und gute Diagnose", sagte ÖGP-Präsident Meinhard Kneussl am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Aktion vom 23. Mai bis 4. Juni
"Wir starten die Aktion ("Zehn Minuten für meine Lunge"; Anm.) am 23. Mai. Sie wird bis 4. Juni in den Apotheken in Wien, Niederösterreich, Salzburg und Kärnten laufen. Das sind mehr als die Hälfte der Apotheken in Österreich", sagte Apothekerkammer-Vizepräsident Christian Müller-Uri.
In den Apotheken erhalten interessierte Kunden zunächst einmal einen Fragebogen. Dann werden mit einem einfachen elektronischen Gerät, dem "COPD-6-Screener", dreimal zwei Atemfunktionswerte gemessen. Aus dem Fragebogen und den Werten ergibt sich ein Punktescore für den Getesteten. Bei "Rot" oder "Gelb" in einem Ampel-Bewertungssystem erhalten Betroffene dann die mehr oder minder dringende Empfehlung, zum Lungenfacharzt zu gehen.
"COPD ist weltweit die dritthäufigste Todesursache. (...)"
"Aus Vorversuchen erwarten wir, dass etwa zehn Prozent der Getesteten die Parameter (für einen Krankheitsverdacht; Anm.) erfüllen. Etwa die Hälfte findet den Weg zum Arzt", sagte der ehemalige Präsident der österreichischen Pneumologengesellschaft, der Salzburger Experte Michael Studnicka, der die Kampagne mitentworfen hat. "COPD ist weltweit die dritthäufigste Todesursache. (...) Nimmt man Mortalität und Morbidität (Krankheitslast; Anm.) zusammen, ist die COPD die zweithäufigste Erkrankung, die den Menschen eine gute Lebenszeit kostet."
Rauchen als Ursache
Im Rahmen der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, die zumeist auf das Rauchen zurückzuführen ist, kommt es zu einem bis zu fünffach schnelleren Abbau der Funktion der Lunge. Am Ende drohen chronische Atemnot, Invalidität und die Lungenüberblähung, das Emphysem. Wird das Rauchen eingestellt und die Krankheit behandelt, flacht der weitere Rückgang der Lungenfunktion so ab, dass sich das Erreichen des Stadiums mit schweren Symptomen deutlich hinauszögert.
Welt-Asthmatag
Dienstag, 3. Mai, ist Welt-Asthmatag, am 31. Mai folgt der Welt-Nichtrauchertag. In den Apotheken werden im Rahmen der neuen Aktion rauchende Kunden auch über die Möglichkeiten einer Therapie informiert. Darüber hinaus werden die notwendigen Impfungen (Influenza, Pneumokokken) propagiert. Das Projekt wird auch wissenschaftlich, um Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln.