Der Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Peter Husslein, kritisierte gegenüber der APA die Berichterstattung rund um das erste Kind des Jahres scharf. "Das ist vollkommen unnötig. Die Medien sollten lieber über die richtigen Probleme im Gesundheitswesen berichten", meinte er. Seine Abteilung beteilige sich auch nicht an diesem "Rennen".
Ein Neujahrsbaby ist nicht nur für die Eltern, sondern auch für das betroffene Spital oft eine freudige Angelegenheit. "Es ist ein PR-Instrument, um in die Medien zu kommen", sagte der Vorstand der Uni-Klinik. "Spitäler sind ja untereinander in Konkurrenz. Das ist natürlich eine Werbung", meinte Husslein. Die Folge: Ein höherer Bekanntheitsgrad der Station führt zu mehr Patientinnen.
Dementsprechend dürfte Husslein zufolge nicht jedes Neujahrsbaby in seinem eigenen Tempo auf die Welt kommen. "Wenn man einen Kaiserschnitt vornimmt, kann man es ja genau timen", sagte Husslein. Und auch bei einer vaginalen Geburt sei es möglich, medikamentös nachzuhelfen.
Doch es ist nicht das Neujahrsbaby selbst, das Husslein ärgert, sondern der breite Raum, den gerade dieses Neugeborene alljährlich in den Medien einnimmt. "Es gibt viel wichtigere Themen, über die man schreiben sollte", meinte Husslein. Würde etwa das Gesundheitssystem nicht bald völlig reformiert werden, sei ein "Kollaps" vorprogrammiert.