Epilepsie gehört zu den häufigsten Funktionsstörungen des Gehirns, die sich in verschiedenen Anfallsformen äußert. Hier die wichtigsten Fakten!
Mit weltweit mehr als 50 Millionen Betroffenen zählt Epilepsie zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. In Österreich leben rund 80.000 Menschen mit Epilepsie und jedes Jahr werden rund 3.000 Neuerkrankungen diagnostiziert.
Leben mit Epilepsie:
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Führerschein
Ob Menschen mit Epilepsie Auto fahren dürfen ist abhängig von der Form der Epilepsie und der Dauer der Anfallsfreiheit. Es ist eine Begutachtung nötig, die die Fahrtauglichkeit bestätigt. Die Gefahr, sich oder andere während eines Anfalls schwer zu verletzen, ist sehr hoch.
Schwangerschaft
Epilepsie kann nicht direkt an das Kind weitergegeben werden, doch ist die Veranlagung für eine Epilepsie erblich. Einige Epilepsie-Medikamente können das Ungeborene schädigen und eine Schwangerschaft sollte daher mit dem Arzt abgesprochen werden.
Sport
Die meisten Sportarten sind auch für Menschen mit Epilepsie unbedenklich. Riskante Disziplinen wie Bergsteigen, Drachenfliegen, Tauchen oder Motorsport sind zu meiden. Schwimmen sollten Epileptiker am besten nur in Begleitung eines geübten Schwimmers.
Reisen
Vor Flug- bzw. Fernreisen sollten sich Betroffene mit ihrem behandelnden Arzt über Risiken und Schutzmaßnahmen absprechen.
Gewitter im Gehirn
Ein epileptischer Anfall ist ein Anzeichen für eine kurzzeitige Funktionsstörung des Gehirns. Er entsteht, wenn sich Nervenzellen unbewusst und ungezielt gleichzeitig entladen. Grundsätzlich kann jedes Gehirn mit einem Anfall reagieren, wenn es intensiv gereizt wird, etwa durch hohes Fieber oder sogar durch Übermüdung. Ein epileptischer Anfall ist jedoch nicht gleich Ausdruck einer Epilepsie. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung trifft im Laufe ihres Lebens mindestens ein epileptischer Anfall. Bei den meisten davon bleibt es bei diesem einen Mal.
Was tun im Notfall:
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Ruhe bewahren
In der Regel enden Anfälle schon nach wenigen Minuten. Ersthelfer sollten zunächst beobachten und auf alle Fälle Ruhe bewahren. Lassen Sie die Person nicht alleine.
Gegenstände entfernen
Entfernen Sie Gegenstände wie Stühle, an denen sich die krampfende Person verletzen könnte.
Gefährliche Stellen abdecken
Schützen Sie die betroffene Person vor Gefahren. Gefährlich nahe Ecken und Kanten können Sie mit einem Polster abdecken.
Nicht festhalten
Halten Sie den Betroffenen nicht fest, sondern bringen Sie ihn nur sanft aus etwaigem Gefahrenbereich. Bei Sturzgefahr helfen Sie der Person auf den Boden. Versuchen Sie nicht, den Betroffenen aufzurichten oder die Krampfanfälle durch Schütteln, Klopfen o. Ä. zu unterbrechen.
Nichts in den Mund stecken
Stecken Sie keinesfalls Gegenstände in den Mund eines krampfenden Menschen. Versuchen Sie nicht, Kiefer oder verkrampfte Hände zu öffnen.
Beengende Kleidungsstücke
Öffnen Sie beengende Kleidungsstücke, um dem Betroffenen die Atmung zu erleichtern.
Notruf
Bei schweren Verletzungen oder wenn der Anfall länger als 10 Minuten dauert beziehungsweise bei mehreren Anfällen nacheinander, rufen Sie unbedingt einen Notarzt.
Treten die Anfälle wiederholt und ohne erkennbare Auslöser auf, spricht man von einer Epilepsie. Die Ursachen reichen von Unfällen und Entzündungen des Gehirns, Störungen der Hirnreifung während der Schwangerschaft, Gehirntumoren aber auch Durchblutungsstörungen, Schlaganfällen bis zu Abbauprozessen im Gehirn. Oftmals bleiben die Ursachen einer Epilepsie jedoch ungeklärt.
Die wichtigsten Fakten im Überblick
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Definition
Epilepsie ist eine Funktionsstörung im Gehirn. Epileptische Anfälle gehören zu den häufigsten neurologischen Störungen. Bei etwa fünf Prozent der Bevölkerung treten im Laufe des Lebens vereinzelte epileptische Anfälle auf, ohne dass sich daraus eine Epilepsie entwickelt. In Österreich sind rund 80.000 Menschen betroffen und jedes Jahr werden etwa 3.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Zwei Drittel aller Epilepsien treten in den ersten zwei Lebensjahrzehnten auf.
Formen
Es gibt verschiedene Formen von Epilepsie beziehungsweise unterschiedliche Anfallsarten. Bei allen Formen kommt es von Zeit zu Zeit ohne erkennbare Ursache zu akuten Anfällen, die durch plötzlich auftretende Funktionsstörungen im Gehirn hervorgerufen werden. Diese Anfälle unterscheiden sich in Schwere und Häufigkeit.
Ursachen
Die genauen Ursachen – ob angeboren, erworben oder durch schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst – sind noch immer nicht vollständig geklärt. Kommt es im Gehirn zu einer kurzzeitigen Funktionsstörung, bei der das Zusammenspiel von elektrischen und chemischen Signalen gestört ist, geben die Nervenzellen unkontrolliert Impulse ab. Dies führt zu einem epileptischen Anfall. Diese Anfälle können durch Hirnschädigungen, -verletzungen oder Gehirn(haut)entzündungen, Schlaganfall, Gehirntumore, Stoffwechselerkrankungen und/oder genetische Störungen auftreten. Ebenso können sie ausgelöst werden, wenn das Gehirn auf bestimmte Reize reagiert, wie etwa zu wenig Schlaf, flackerndes Licht, Alkoholentzug, Vergiftungen, Medikamente, Fieber, Hyperventilation oder niedriger Blutzucker.
Symptome
Die wohl bekanntesten Anzeichen einer Epilepsie sind Ohnmacht und Muskelzuckungen. Diese Symptome treten bei den sogenannten generalisierten Anfällen auf, an denen das gesamte Gehirn betroffen ist. Weiters können plötzliche Bewusstlosigkeit, Krämpfe, Aussetzen der Atmung, Blässe und Blaufärbung oder ein vermehrter Speichelfluss eintreten.
Bei Absencen – diese Form zählt zu den generalisierten Anfällen – können sich Symptome wie Unterbrechen der Tätigkeit für einige Sekunden, ins Leere starren, rhythmische Zuckungen oder ein kurzes Nachlassen der Muskelspannung bemerkbar machen.
Gehen die Anfälle von einer bestimmten Hirnregion aus (fokale Anfälle) zeigen sich Zuckungen meist nur in den Gliedmaßen einer Körperhälfte. Ebenso kann es zum Sehen von Lichtblitzen, Schwindel, Hören von Melodien oder Stimmen sowie körpTTTerlichen Symptomen wie Herzklopfen, Druck im Bauchraum aber auch Benommenheit, Angst, Wiederholung der gleichen Bewegungen oder Worte sowie Erinnerungslücken nach dem Anfall kommen.
Lexikon: Epilepsie
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Lexikon Epilepsie
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Epilepsie: Die Diagnose
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Anamnese
Erster Schritt ist ein ausführliches Anamnesegespräch sowie eine körperliche Untersuchung.
Neurologische Untersuchung
einzelner Funktionen des Nervensystems liefern Hinweise auf Erkrankungen, die epileptische Anfälle auslösen.
EEG
Mittels Elektroenzephalografie werden Hirnströme des Patienten aufgezeichnet. Bei Epileptikern weisen diese meist typische Veränderungen auf.
MRT
Die Magnetresonanztomografie ermöglicht eine genaue Untersuchung der Struktur des Gehirns.
PET
PET oder SPECT-Untersuchungen messen Hirndurchblutung und Hirnstoffwechsel.
Labor
Untersuchungen von Blut oder Nervenwasser liefern Hinweise auf Erkrankungen wie etwa Hirn(haut)-entzündungen.
Meist gut behandelbar
Steht die Diagnose Epilepsie fest, wird mit einer medikamentösen Langzeittherapie begonnen. Sprechen die Betroffenen auf die Medikamente gut an, können sie mit wenigen Einschränkungen ein mit Gesunden vergleichbares Leben führen. Rund zwei Drittel bleiben dadurch anhaltend anfallsfrei. Bei etwa einem Drittel der Fälle hören die Anfälle allerdings auch unter medikamentöser Behandlung nicht auf. Dank des medizinischen Fortschritts kann aber immer mehr Patienten mit schwer behandelbarer Epilepsie geholfen werden. Etwa durch operative Therapiemethoden oder Stimulationsverfahren.
Therapiemöglichkeiten
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Medikamente
Rund 70 Prozent der Epilepsie-Patienten können ihre Erkrankung durch Medikamente langfristig in den Griff bekommen. Die Arzneimittel setzen dort an, wo die Anfälle entstehen – im Gehirn. Für die Auswahl des geeigneten Medikaments ist es wichtig, Art und Häufigkeit der Anfälle, etwaige Vorerkrankungen, einzunehmende Medikamente und natürlich auch das Verträglichkeitsprofils der Arznei zu kennen. Eventuell kann es erforderlich sein, mehrere Medikamente zu kombinieren. Wichtig ist, die richtige Höhe der Wirkstoffkonzentration im Blut und eine konstante regelmäßige Einnahme der Medikamente. Um einzelne epileptische Anfälle unterbrechen zu können stehen zusätzliche „Notfallmedikamente“ zur Verfügung.
Epilepsiechirurgie
Bei Patienten, bei denen eine Medikamentenresistenz vorliegt und deren Anfälle von einem möglichst kleinen, genau definierten Bereich des Gehirns ausgehen und somit ein geringes Risiko besteht, Defizite in der Gehirnfunktion des Patienten zu verursachen, kann die entsprechende Hirnregion entfernt werden (resektive Verfahren). Andere Behandlungsformen (nicht resektive Verfahren) sehen ein Durchtrennen von Hirnverbindungen vor, um die einen Anfall auslösenden Prozesse im Gehirn zu unterbrechen.
Stimulationsverfahren
Bei der Vagus-Nerv-Stimulation wird ein Schrittmacher unterhalb des linken Schlüsselbeins eingepflanzt und die Elektroden am Hals am linken Nervus vagus (10. Hirnnerv) befestigt. In regelmäßigen Abständen werden elektrische Reize abgegeben und an das Gehirn weitergeleitet und so epileptische Anfälle reduziert werden. Die Stimulation kann auch selbst ausgelöst werden.
Tiefe Hirnstimulation
Bei der tiefen Hirnstimulation werden dem Patienten Elektroden in das Gehirn implantiert, die bestimmte Bereiche elektronisch stimulieren und dadurch eine Verminderung der Anfallsaktivität erzielen können.