Schulen können sich mit bestimmten Aktionen das Prädikat "Erste Hilfe FIT" erarbeiten
Mehr als 100.000 Schüler lernen beim Österreichischen Jugendrotkreuz (ÖJRK) jedes Jahr Erste Hilfe. Damit noch mehr Kinder und Schulen erreicht werden, hat das Jugendrotkreuz gemeinsam mit dem Bildungsministerium und der AUVA die Initiative "Erste Hilfe FIT" gestartet. Denn "man hat einfach zu wenig Übung", analysierte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) das Problem am Mittwoch in Wien.
"Das ist der wichtigste Satz: Erste Hilfe ist einfach"
Zwei Schüler zeigten bei der Pressekonferenz eindrucksvoll, wie einfach der Umgang mit einem Defibrillator in einer kritischen Situation sein kann. "Das ist der wichtigste Satz: Erste Hilfe ist einfach", betonte Renate Hauser, Generalsekretärin des Österreichischen Jugendrotkreuzes. Mit dem Projekt, das anlässlich des Internationalen Tags der Ersten Hilfe (10. September) und des Schulbeginns präsentiert wurde, möchte sie "alle Schulen erreichen". Die einzelnen Bildungsanstalten können sich zum Mitmachen anmelden, Punkte sammeln und erhalten zur Belohnung eine Plakette. Damit sind sie für ein Schuljahr "Erste Hilfe FIT". Insgesamt soll das zu mehr Sicherheit in den Schulen führen - auch in jenen, bei denen Erste Hilfe noch nicht so fest im Schulalltag verankert ist.
Pilotprojekt hat bereits einem Mädchen das Leben gerettet
Getestet wurde das Projekt an mehreren "Pilotschulen". Eine davon ist die Volksschule Jean Pictet in Wien. "Wir leben schon seit fünf Jahren nach den Grundsätzen des Jugendrotkreuzes", berichtete Direktorin Roswitha Metz-Barth am Mittwoch. Und die viele Übung habe sich schon bezahlt gemacht: Ein Mädchen der dritten Klasse habe ihrer Schwester aus der ersten Klasse nach einem Unfall im Schwimmbad durch Druckmassage das Leben gerettet, erzählte die Pädagogin.
Kinder trainieren Erste Hilfe seit der ersten Klasse
Zweimal pro Jahr gibt es in ihrer Schule einen großen Gesundheitstag, der immer einen Schwerpunkt hat - zum Beispiel Verbrennungen oder starke Blutungen. Der so wichtige Notruf und die Ausstattung des Erste-Hilfe-Pakets werden bei jeder Veranstaltung behandelt. "Die Kinder trainieren das seit der ersten Klasse", sagte Metz-Barth. "Es macht ihnen ungeheuren Spaß, am liebsten würden sie es jede Woche machen." Am Ende der vierten Klasse haben die kleinen zukünftigen Ersthelfer das gesamte sogenannte "Helfi-Programm" absolviert und erhalten einen Erste-Hilfe-Führerschein. "Es kann nur bei den Kleinen beginnen, dass man diese Scheu zuzugreifen verliert", ist Metz-Barth überzeugt.
"Erste Hilfe FIT" wäre in den Schulen leicht umsetzbar
Ein überzeugter Ausbildner in Sachen Erste Hilfe ist auch Bernhard Aichholzer, Lehrer an der HTL Villach und ÖJRK-Bundesreferent. Er glaubt, dass das Programm "Erste Hilfe FIT" an den Schulen "leicht umsetzbar" ist. In seiner Schule baut er die wichtigen Handgriffe bereits seit langer Zeit in den Schulalltag ein, sogar ein Freigegenstand Erste Hilfe ist geplant. Seine Schüler wissen - wie demonstriert - mit einem Defibrillator umzugehen, das wurde seinen Angaben zufolge im Sozialkunde-Unterricht behandelt.
2015 sind in Österreich in der Schule bzw. bei Schulveranstaltungen 55.000 Unfälle passiert, mehr als 30.000 im Zusammenhang mit Sport. Diese Zahlen nannte Georg Effenberger, Leiter der Präventionsabteilung der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA). Er lobte das umfassende Projekt "Erste Hilfe FIT": "Der große Benefit dieses Programms ist die Einbindung aller am Schulstandort tätigen und anwesenden Personen - das sind Pädagogen, Schulärzte, Schüler, Eltern und Präventivfachkräfte."