Rund fünf Liter Blut fließen durch den Körper eines erwachsenen Menschen. Es versorgt den Organismus mit Sauerstoff und Nährstoffen, transportiert Abfallstoffe, verteilt Hormone und Wärme. Blut ist jedoch weit mehr als eine Flüssigkeit, in der Medizin wird es als eigenständiges Organ angesehen. Der lebenswichtige Saft setzt sich aus festen Blutzellen und dem flüssigen Plasma zusammen. In einem Kubikmillimeter Blut befinden sich etwa fünf Millionen rote und bis zu 10.000 weiße Blutkörperchen sowie 300.000 Blutplättchen.
Blut sagt mehr als 1.000 Worte
Unser Blut ist ein Spiegel des gesamten Stoffwechsels. Es verrät viel darüber, wie gesund wir sind, wie gut die Organe funktionieren oder ob das Risiko für eine Krankheit besteht. Daher haben Blutuntersuchungen in der Medizin einen hohen Stellenwert und fast jeder musste schon einmal ein Blutbild machen lassen. Dabei handelt es sich um Standardtests zur labortechnischen Untersuchung der wichtigsten Parameter, die auch die Basis jeder Vorsorgeuntersuchung darstellen.
Die wichtigsten Werte im Check
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Harnsäure
Harnsäure entsteht, wenn der Körper Purin abbaut, und wird vor allem über die Nieren ausgeschieden. Purine sind wichtige Bausteine des Zellkerns und der Erbinformation. Ist die Konzentration der Harnsäure im Blut zu hoch, lagert sie sich in den Gelenken ab und kann zu Gicht oder Nierensteinen führen.
Glukose
Glukose sorgt für die Energieversorgung des Körpers. Ein erhöhter Blutzucker-Wert deutet auf Diabetes mellitus hin, ein zu niedriger Wert kann nach Anstrengung, zu hoher Dosierung von Insulin oder Antibiotika auftreten, aber auch Hinweise auf Hormon- oder Stoffwechselstörungen sowie Lebererkrankungen liefern.
Gesamt-IgE
Immunglobulin E (IgE) ist ein Abwehrstoff des Immunsystems und spielt bei der Allergiediagnostik eine wichtige Rolle. Antikörper vom Typ IgE kommen normalerweise nur in geringen Mengen im Blut vor. Entdecken die Immunzellen einen vermeintlichen Feind, wird IgE ausgeschüttet. Je höher der Wert, desto wahrscheinlicher ist eine Allergie.
Cholesterin
Cholesterin ist das Grundgerüst vieler Hormone und Bestandteil der Zellwand. Man unterscheidet zwischen LDL- und HDL-Cholesterin. Ist der Wert des LDL-Cholesterin („böses“ Cholesterin) erhöht, steigt das Risiko auf Arteriosklerose und Herzinfarkt. HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin) entfernt Cholesterin aus Blut und Zellen und schützt vor Herzinfarkt.
Blutzellen
Der Hämatokrit-Wert beschreibt den Anteil der festen Bestandteile im Blut. Steigt der Wert, wird das Blut zähflüssig (Thrombose-, Schlaganfallrisiko). Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sind Teil des Immunsystems. Eine Erhöhung deutet auf eine Entzündung oder Stresssituation hin. Ist das Knochenmark geschädigt, sinkt der Wert. Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sorgen für den Sauerstofftransport. Der Wert steigt bei Flüssigkeitsmangel oder Lungenerkrankungen und sinkt bei Eisenmangel oder Blutverlust.
Ist der Wert des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) erhöht, kann dies auf Flüssigkeitsmangel oder Austrocknung hinweisen, bei Erniedrigung auf Blutarmut. Der MCV-Wert zeigt die Größe der roten Blutkörperchen, MCH bezeichnet den durchschnittlichen Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen, MCHC die mittlere Konzentration. Die Werte helfen, Ursachen einer Blutarmut zu finden.
Thrombozyten (Blutplättchen) sind zuständig für die Blutgerinnung. Bei Infektionen oder Tumoren ist der Wert erhöht. Ein niedriger Wert kann auftreten bei Leukämie, Alkoholkonsum oder durch Medikamente.
Gamma-GT
Das Enzym Gamma-Glutamyl-Transferase findet sich in Organen wie Leber, Niere, Galle oder Bauchspeicheldrüse. Ein erhöhter Wert kann auf Erkrankungen der Leber (alkoholbedingte Leberschädigung) oder Störungen des Gallenflusses hinweisen. Weitere Ursachen: Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Hepatitis, Lebertumor, Fettleber oder bestimmte Medikamente.
CRP
Bei dem CRP-Wert handelt es sich um einen Entzündungswert. Das c-reaktive Protein ist ein Eiweiß, das als Teil des Immunsystems Entzündungen bekämpft. Ist der CRP-Wert erhöht, deutet dies auf eine Entzündung im Körper hin.
Totalprotein
Blutplasma (Blutflüssigkeit) ist eine stark eiweißhaltige Flüssigkeit. Fast alle Plasmaeiweißstoffe werden von der Leber gebildet. Bei der Totalproteinbestimmung wird der gesamte Eiweißgehalt der Blutflüssigkeit gemessen. Ist der Wert zu niedrig, kann dies ein Hinweis auf Lebererkrankungen, Eiweißverlust über Niere, Darm oder Haut sowie Mangelernährung sein.
Lipoprotein
Lipoprotein ist ein Eiweißstoff. Erhöhte Werte deuten auf ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Atherosklerose oder Thrombosen hin. Bei der Interpretation dieses Wertes sollte der Zusammenhang mit anderen Werten des Fettstoffwechsels (LDL-Cholesterin) beachtet werden.
Triglyceride
Triglyceride sind wichtige Energiespeicher im Körper. Sie werden aus der Nahrung aufgenommen oder vom Körper selber hergestellt (aus Kohlenhydraten) und im Fettgewebe gespeichert. Eine Erhöhung der Werte kann nach fettreicher Mahlzeit erfolgen, aber auch Hinweise auf Diabetes mellitus, Fettsucht, Alkoholismus oder Schilddrüsenunterfunktion liefern.
Laborwerte als AnhaltspunktIm Labor können alle Blutbestandteile untersucht werden. Um einordnen zu können, ob die gemessenen Blutwerte normal sind, werden sie mit den sogenannten Referenzwerten verglichen. Bei diesen Werten handelt es sich um Richtwerte, die ermittelt werden, indem man den Wert bei sehr vielen gesunden Menschen misst und einen Bereich bestimmt, in dem 95 Prozent der Werte liegen. Dies bedeutet, dass bei rund fünf Prozent der gesunden Menschen der Messwert abweicht. Daher bedeutet eine Abweichung vom Referenzwert nicht automatisch, dass der Patient krank ist. Andererseits kann bei Werten innerhalb des Referenzbereiches der Patient dennoch krank sein. Der Arzt sollte sich bei der Diagnose daher nicht nur nach Messwerten richten, sondern auch andere Faktoren berücksichtigen.
Verschiedene Standardtests
Je nachdem, welche Blutbestandteile bestimmt werden, unterscheidet der Arzt verschiedene Blutbilder:
- Das kleine Blutbild: Basisform, beinhaltet Werte der Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) und des roten Blutfarbstoffes. - Differenzialblutbild: Hier werden alle Untergruppen der weißen Blutkörperchen erhoben und gezählt. - Das große Blutbild: Setzt sich aus dem kleinen und dem Differenzialblutbild zusammen. |
Regelmäßiger Blutcheck
Eine Blutuntersuchung sollte dennoch nicht nur vor Operationen, sondern regelmäßig ab dem 18. Lebensjahr durchgeführt werden. Ab dem 40. Geburtstag sollte man sein Blut alle zwei Jahre und ab dem 50. Geburtstag jährlich untersuchen lassen, um Erkrankungen rechtzeitig auf die Schliche zu kommen.