Die Stimme ist mehr als erzeugter Schall. Sie verleiht Gehör, transportiert Emotionen, überzeugt und verführt. Wie die Stimme entsteht und wie sie lange gesund bleibt, lesen Sie hier.
Wir benutzen sie täglich, ohne über sie nachzudenken. Schon mit dem ersten Schrei des Lebens benutzt das Neugeborene die Stimme im Reflex. Ob hoch, tief, laut, leise, sanft, kratzig oder rau – die Stimme jedes Menschen ist individuell und unverwechselbar. Sie vermittelt oft mehr Inhalt als bloße Worte und verrät viel über die Persönlichkeit. Am Klang der Stimme lassen sich Launen, Emotionen und sogar Charakterzüge oder das Alter erkennen. Wer dieses hochkomplexe Instrument optimal beherrscht, hat im Alltag erhebliche Vorteile. Ob bei Vorträgen, im Kundengespräch oder beim ersten Date – unsere Stimme ist unser Kapital, auf das wir achten sollen. Hier finden Sie ein paar einfache Tipps, mit denen Sie Ihre Stimme stärken und länger gesund halten können.
Die besten Tipps für eine starke Stimme
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Entspannen & Stärken
Bei Menschen mit Sprechberufen, die wiederholt zu Heiserkeit aus Überlastung neigen, empfiehlt der HNO-Arzt die regelmäßige Anwendung gezielter Entspannungstechniken zur Erholung des Kehlkopfes. Ebenso gibt es zahlreiche Techniken zur Stärkung der Stimme. Dies wird oft gemeinsam mit einem Logopäden erarbeitet und beugt sogenannter „Schrei- oder Sängerknötchen“ an den Stimmbändern vor.
Überlastung vermeiden
Schreien aber auch Flüstern oder Räuspern strengen die Stimmlippen an und führen bereits nach kurzer Zeit zu Überlastung der Stimme. Bei stark gepresstem Flüstern werden die Stimmlippen unnatürlich angespannt und die Stimmbänder in ihrer Funktion gehindert. Üben Sie lieber, leise zu sprechen beziehungsweise Rufen (aus dem Zwerchfell) statt Schreien (aus dem Kehlkopf).
Nicht rauchen
Rauchen wirkt sich negativ auf die Stimmbänder aus, da der Zigarettenrauch, aber auch andere chemische und physikalische Stoffe die Stimmbänder reizen und die Schleimhaut zur vermehrten Schleimbildung anregen. Daraus ergibt sich die für Raucher typische rauere, tiefere Stimme. Auch Passivrauchen schadet.
Inhalation mit Meersalz
Raue Stimme oder Heiserkeit durch Überlastung: Inhalationen mit Meersalz, die auch bei Kehlkopfentzündungen sehr hilfreich sind, befeuchten die Schleimhäute und Stimmlippen und können kurzfristig zu einer Verbesserung der Stimme beitragen.
Ernährung
Die Ernährung hat großen Einfluss auf die Stimme. Milch und Milchprodukte verschleimen. Vorsicht: Kamillen- oder Salbeitee trocknen die Schleimhäute aus und können auf diese Weise die Stimme verändern beziehungsweise Heiserkeit verstärken. Alkohol oder starke Gewürze können die Schleimhaut ebenfalls reizen. Positiv hingegen: erfrischende Produkte wie Salat, Obst oder Gemüse und vor allem viel trinken (Wasser).
Hormone und Medikamente
Schwangerschaft und die Einnahme von Hormonpräparaten können ebenfalls die Stimmbildung verändern. Auch zahlreiche Medikamente haben negativen Einfluss auf die Stimmbänder. Daher Beipackzettel lesen!
Zugluft vermeiden
Zugluft – auch durch Klimaanlagen im Sommer – ist schlecht für die Stimme. Lässt sich diese nicht vermeiden, sollten Sie Ihren Hals und somit Ihre Stimme mit einem Tuch oder Schal schützen.
Wie Stimme entsteht
Die Stimmbildung ist ein komplexer Vorgang. „Für die Entstehung der Stimme sind drei Funktionseinheiten verantwortlich“, erklärt HNO-Arzt Dr. Nikolaus Redtenbacher. „Die Atmung, der Kehlkopf als Schwingungsgenerator und der darüberliegende anatomische Bereich, der auch als das Ansatzrohr bezeichnet wird. Dieser Raum, bestehend aus Mundhöhle, Nase und Nasennebenhöhlen, ist verantwortlich für den Klang der Stimme“, so der Experte. Beim Atmen strömt die Luft durch die Stimmritze, die von den beiden Stimmlippen (auch Stimmbänder genannt) gebildet wird. Um Töne zu erzeugen, werden die Stimmlippen angespannt und die Stimmritze dadurch verengt. Der Druck des Luftstroms versetzt die Stimmlippen in Schwingungen. Die Spannung der Stimmlippen und somit die Geschwindigkeit der Schwingungen bestimmt die Tonhöhe.
Was Sie über die Stimme wissen sollten
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✏ Wie Stimme entsteht
Für die Entstehung der Stimme sind drei Funktionseinheiten verantwortlich: Die Atmung, der Kehlkopf als Schwingungsgenerator und der darüber liegende anatomische Bereich, der auch als „Ansatzrohr“ bezeichnet wird. Dieser Raum, bestehend aus Mundhöhle, Nase und Nasennebenhöhlen, ist für den Klang der Stimme verantwortlich. Beim Atmen kann die Luft durch die Stimmritze, die von den beiden Stimmlippen (auch Stimmbänder genannt) gebildet wird, ungehindert ein- und ausströmen. Um Töne zu erzeugen, werden die Stimmlippen angespannt und die Stimmritze verengt. Der Luftstrom versetzt die Stimmlippen in Schwingungen.
✏ Tonhöhe
Je entspannter die Stimmlippen sind, desto langsamer schwingen sie und der Ton ist tiefer. Werden die Stimmlippen stärker angespannt und schwingen dadurch schneller, wird der Ton höher. Die Tonhöhe hängt auch von anatomischen Faktoren ab, wie Größe des Kehlkopfes und somit Länge sowie Dicke der Stimmlippen. Die Stimmen von Männern sind in der Regel tiefer als die der Frauen. Kinder haben höhere Stimmen als Erwachsene.
✏ Veränderungen im Alter
Mit dem Alter lässt die Spannkraft des Kehlkopfapparates nach und die Stimmlippen schließen nicht mehr vollständig. Die Stimme klingt „brüchig“, schwach und heiser. Dieser Vorgang wird hormonell beeinflusst, kann aber auch durch Medikamente noch verstärkt werden. Eine gesunde Lebensweise sowie regelmäßige Übungen und ausgewogener Einsatz der Stimme können dem entgegenwirken. Für stimmverbessernde Operationen (Phonochirurgie) der alternden Stimme wie Stimmlippen-Lifting, Auf- und Unterspritzung gibt es noch keine wissenschaftlich nachgewiesenen positiven Langzeiteffekte.
Stimmstörungen
Ist die Leistungsfähigkeit der Stimme eingeschränkt und verändert sich ihr Klang, spricht man von einer Stimmstörung. „Wir unterscheiden zwischen organischen und funktionellen Stimmstörungen“, so Dr. Redtenbacher. „Diese breite Palette reicht also von Fehl- oder Neubildungen bis zu Lähmungen der Stimmbänder. Das Leitsymptom ist immer Heiserkeit.“ Eine eindeutige Diagnose der Ursache kann nur der HNO-Facharzt durchführen.
Starke Stimme bis ins Alter
Wer seine Stimme länger stark und gesund halten möchte, das gilt vor allem für Menschen in Sprechberufen oder Sänger, sollte darauf achten, Überlastungen zu vermeiden. Der Experte empfiehlt gezielte Entspannungstechniken zur Erholung des Kehlkopfes sowie spezielle Techniken zur Stärkung der Stimme. Schreien, Flüstern, Räuspern führen schnell zu stimmlicher Überlastung aber auch Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum oder chemische und physikalische Reizstoffe belasten Stimmlippen und Schleimhäute. Regelmäßige Stimmübungen und ein achtsamer Einsatz der Stimme stärken die Stimmlippen und können dem alterungsbedingten Verlust der Spannkraft des Kehlkopfapparates entgegenwirken.