Knackiges Gesäß und flacher Bauch - die Buchtitel zum Thema Pilates versprechen vieles. Und Madonna, bekennender Pilates-Fan, scheint mit ihrem perfekt durchtrainierten Körper der lebende Beweis zu sein, dass dieser Sport zu einer Figur ohne ein Gramm Fett verhilft.
Dahinter steckt viel Arbeit, sagt Michaela Bimbi-Dresp, Trainerin in München und Autorin eines Pilates-Standardwerks. Zwar lassen sich eine schlankere Taille oder ein besser trainierten Po durch gezielte Übungen erreichen. Für die Trainerin geht es bei dem Sport aber um mehr: "Wer regelmäßig Pilates macht, verbessert seine Haltung und beugt Rückenverletzungen vor."
Pilates wird mit oder ohne Geräte betrieben. Viele dieser speziellen Geräte wurden von dem 1880 geborenen Joseph Hubertus Pilates konstruiert. Insgesamt gibt es rund 400 Geräteübungen. Sie werden etwa am sogenannten Reformer ausgeführt, der einer Rudermaschine ähnelt, oder am Cadillac, einem Gestell, das an ein Gitterbett erinnert. Der Trainingseffekt ergibt sich daraus, dass der Sportler gegen Federwiderstände oder die Schwerkraft arbeitet.
"Bei allen Pilates-Bewegungen ist das Entscheidende, dass sie vom Körperzentrum ausgehen", erläutert Bimbi-Dresp. Das gilt auch für die Boden- und Mattenübungen ohne Geräte. Die Körpermitte, im Pilates auch Powerhouse genannt, befindet sich in der Nähe des Bauchnabels. Es geht aber nicht etwa nur um das Training der Bauchmuskeln. Auch die Muskulatur von Rücken und Beckenboden ist wichtig. Das Zusammenspiel aller Muskeln soll das Körperzentrum und die Wirbelsäule stabilisieren.
"Pilates ist für fast jeden Menschen jeden Alters geeignet", sagt Verena Geweniger vom Deutschen Pilates Verband (DPV). Die bundesweit zehn vom DPV anerkannten Ausbildungsinstitute - darunter PowerPilates in Hamburg, Stott Pilates oder Basi Pilates in München und Pilates New York in Stuttgart - haben einen einheitlichen Qualitätsstandard. An diesen Instituten müssen die angehenden Trainer fundiertes Wissen aus den Bereichen Anatomie, Bewegungs- und Trainingslehre nachweisen und ein umfangreiches Übungsrepertoire verinnerlicht haben. Das befähige sie, auf spezielle Bedürfnisse oder eventuelle Vorerkrankungen der Kursteilnehmer einzugehen und geeignete Übungen auszusuchen.
Die sechs entscheidenden, heute noch gültigen Prinzipien des Sports fasste Pilates bereits vor rund 100 Jahren unter dem Begriff "Contrology" zusammen. Dazu zählte er unter anderem die feste Ausatmung, die für die Aktivierung der tiefen Muskulatur sorgt. Außerdem ist es wichtig, die Übungen konzentriert und präzise auszuführen. Das hat laut Bimbi-Dresp den positiven Nebeneffekt, dass die Teilnehmer während der Bewegungen die Außenwelt vergessen, abschalten und sich hinterher geistig erfrischt und entspannt fühlen.
"Die Übungen beziehen fast immer den ganzen Körper mit ein. Es werden nicht nur einzelne Muskeln, sondern ganze Muskelketten trainiert", sagt auch Prof. Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln. Pilates kann zu einer Leistungssteigerung bei anderen Sportarten führen. Allerdings dürften insbesondere zwei Personengruppen diesen Sport nicht betreiben, warnt der Sportmediziner: Menschen mit einem Bandscheibenproblem oder Menschen mit einer entzündlichen Gelenkerkrankung. Diese Einschränkungen gelten aber nur, wenn die Beschwerden akut sind.