In Österreich erkranken immer weniger Menschen an Tuberkulose - trotzdem empfiehlt das Wiener Kontrollamt verstärkte Maßnahmen im Kampf gegen die Krankheit. Denn ein "ungünstiger Einfluss der Situation anderer Länder" sei nicht auszuschließen, heißt es in einem aktuellen Prüfbericht. Bei Vorsorge und Überwachung sei darum ein künftiger Handlungsbedarf erkennbar, wird betont.
Das Kontrollamt verwies auf aktuelle Daten, wonach die Neuerkrankungen in Wien seit 1970 um rund ein Fünftel zurückgegangen sind. Gelegentlich geäußerte Befürchtungen, wonach die Krankheit wieder auf ein Niveau früherer Jahrzehnte ansteigen könnte, ließen sich aus den Zahlen nicht ableiten, wurde betont.
Bei Risikogruppen, so stellte das Kontrollamt fest, würden sich mitunter überdurchschnittlich hohe Erkrankungsraten zeigen - etwa bei Asylwerbern, Schubhäftlingen, Obdachlosen oder Prostituierten. Dies liege daran, dass die Krankheit in manchen Regionen der Welt noch immer in hohem Ausmaß vorkomme, und das immer häufiger in Form resistenter Erregerkeime. Reistätigkeit und Migration könnten die Situation auch hierzulande verschlechtern, befand das Kontrollamt.
Die städtischen Prüfer empfahlen, sich auf diese Risikogruppen verstärkt zu konzentrieren. Verwiesen wurde dabei auf Expertenmeinungen, wonach anstelle einer "unspezifischen und nur schwer begründbaren quantitativen Ausweitung der Reihenuntersuchungen" ein aktives "case finding" im Umfeld einer erkrankten Person (sogenannte Umgebungsuntersuchung, Anm.) eher zur Erhöhung der Aufdeckungsraten beitragen würden.
Wenig Akzeptanz in Risikogruppen
Laut Kontrollamt zeigen sich Asylwerber oder Schubhäftlinge einer Untersuchung gegenüber mitunter misstrauisch bzw. ablehnend. Die zuständige Magistratsabteilung 15 (Gesundheitsamt), die die Reihenuntersuchungen nach Paragraf 23 Tuberkulosegesetz vornimmt, will hier nun ansetzen, wie es in einer Stellungnahme heißt. Denn oft werde das Untersuchungsangebot nicht in Anspruch genommen, weil negative Folgen befürchtet werden, falls eine Erkrankung festgestellt wird.
"Aus diesem Grund wird von der Magistratsabteilung 15 der Informationsaustausch mit den Organisationen (Betreuungsorganisationen, Anm.) und die Entwicklung von verbesserten Aufklärungsbedingungen in Form von regelmäßigen Besprechungen forciert", heißt es. Eine Qualifizierung des eigenen Personals durch Fortbildungen zu Themen wie Arbeit im interkulturellen Bereich, interinstitutionelle Kommunikation oder Umgang mit Konflikten erfolge zudem laufend.
Das Kontrollamt empfahl der MA 15, ein Röntgenkonzept zu entwerfen und alte Geräte auszutauschen. Als fix gilt, dass ein neuer "Röntgenbus" - also die mobile Untersuchungseinrichtung - angeschafft wird. Derzeit werde ein Anforderungskonzept dazu erarbeitet, hieß es vonseiten der MA 15.