Bayreuth

100. Wagner Festspiele ohne große Feier

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Groß gefeiert wird erst zum 200. Wagner-Geburtstag 2013.

Groß gefeiert wird nicht, wenn am 25. Juli 2011 auf dem "Grünen Hügel" in Bayreuth zum 100. Mal die weltweit renommierten Richard-Wagner-Festspiele eröffnet werden. "Das gibt schon der enge Spielplan nicht her", sagt Festspielsprecher Peter Emmerich. Die Blicke der Wagnerianer richten sich vielmehr auf das Jahr 2013. Dann soll mit einer Neuinszenierung der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" an Richard Wagners 200. Geburtstag am 22. Mai 1813 und seinen 130. Todestag am 13. Februar 1883 erinnert werden.

Nur Wagner-Werke
Die Bayreuther Festspiele gelten als die "Mutter aller Festspiele" der Neuzeit. Gemeinsam mit den Salzburger Festspielen sind sie auch 135 Jahre nach ihrem Beginn im Jahr 1876 das weltweit wichtigste Musikfestival. Bis heute ist das Festspielhaus ausschließlich der Aufführung der Werke Richard Wagners vorbehalten, mit einer Ausnahme: Bei besonderen Anlässen wird die neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven gespielt. Zuletzt war das im Jahr 2001 der Fall.

Lebensakte
Die Idee von eigenen Festspielen hat Richard Wagner bereits vor 160 Jahren erstmals formuliert - aus Protest gegen die bestehenden Theaterverhältnisse. "Die in seiner Epoche üblichen Theaterbauten mit ihrer luxuriösen Prunksucht, mit ihren Rängen und Logen, die das Publikum nach Stand und Rang trennte, lehnte er ab", schrieb sein im März 2010 verstorbener Enkel Wolfgang Wagner in seiner Autobiografie "Lebensakte".

Allerkühnste Pläne
Seinen "Ring des Nibelungen" wollte Wagner ursprünglich "in einem Theater aus Brettern drei Mal gratis aufführen", anschließend das Theater wieder abreißen und die Partitur verbrennen. So zumindest schrieb er im September 1850 aus seinem Schweizer Exil an den Maler Ernst Benedikt Kitz sowie an den Musiker und Publizisten Theodor Uhlig. Bis zur Realisierung seiner "allerkühnsten Pläne" sollten indes noch mehr als 20 Jahre vergehen. Nach seiner Beteiligung am Dresdener Mai-Aufstand musste der Revolutionär Deutschland verlassen. Und lange Zeit fehlten auch die nötigen Mittel. Wagner litt ständig unter Geldnot; 1864 musste er noch einmal vor Steuerfahndern und Gläubigern in die Schweiz fliehen.

Das änderte sich erst, als er in dem schwermütigen bayerischen König Ludwig II., dem Erbauer von Schloss Neuschwanstein, einen Mäzen und später in Bayreuth mit Bürgermeister Theodor Muncker und dem Bankier Friedrich Feustel zwei weitere wichtige Förderer für sein kühnes Festspielunternehmen fand. Erst am 22. Mai 1872, Wagners 59. Geburtstag, wurde bei strömendem Regen der Grundstein für das Festspielhaus gelegt. Doch viele potenzielle Patrone ließen den Komponisten im Regen stehen. Die ersten Festspiele im August 1876 wurden finanziell zum Flop. Weitere sechs Jahre sollten vergehen, bis 1882 mit Wagners Weltabschiedswerk "Parsifal" die zweiten Festspiele über die Bühne gehen konnten.

Dunkles Kapitel
Nach dem Tod Wagners im Februar führten seine Witwe Cosima (1837-1930) und sein Sohn Siegfried (1869-1930) die Festspiele fort - unterbrochen von spielfreien Jahren und dem Ersten Weltkrieg. Siegfrieds Witwe, die enge Hitler-Freundin Winifred Wagner, steht für das dunkelste Kapitel der Festspielgeschichte.

Wiederauferstehung
Nach der unseligen Verbindung mit dem Nationalsozialismus sorgten Richard Wagners Enkel Wieland und Wolfgang für die Wiederauferstehung der Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit seiner Entrümpelung der Bühne prägte vor allem Wieland Wagner den Begriff "Neu-Bayreuth". Seit 1951 finden die Festspiele alljährlich statt. Seit 1962 stehen jährlich 30 Aufführungen auf dem Spielplan.

Nach dem frühen Tod von Wieland Wagner 1966 öffnete Wolfgang Wagner die Festspiele für fremde Regisseure. Wolfgang Wagner steht für die "Werkstatt Bayreuth" und für umstrittene Inszenierungen wie Götz Friedrichs "Tannhäuser" 1972 oder den "Jahrhundert-Ring" von Patrice Chereau. 42 Jahre lang stand Wolfgang Wagner allein an der Spitze der Festspiele. Erst zwei Tage nach seinem 89. Geburtstag übergab er zum 1. September 2008 den Stab an seine beiden Töchter Eva Wagner-Pasquier (65) und Katharina Wagner (32).

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