Krebsleiden

Christoph Schlingensief ist tot

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Der bekannte deutsche Theaterregisseur und Filmemacher starb im Alter von 49 Jahren.

Theater-Regisseur Christoph Schlingensief (49) ist tot. Der Deutsche starb nach ÖSTERREICH-Informationen an den Folgen seines Lungenkrebs-Leidens. Das Büro der deutschen Ruhr-Triennale in Mühlheim, bei der heute die Premiere von Schlingensiefs Stück "SMASH - in Hilfe ersticken" stattfinden hätte sollen, bestätigte die ÖSTERREICH-Recherche.

Schwere Krebsdiagnose
Anfang 2008 wurde bei dem Nichtraucher Lungenkrebs diagnostiziert. Er kämpfte sich zurück ins Leben und verarbeitete seinen Kampf mit dem Tod in seinem Buch “So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!”. Diesen Juli kam dann der Rückschlag. Es wurde eine neue schwere Krebsdiagnose im rechten Lungenflügel gestellt.

Er zählte zu den bedeutendsten Künstlern im deutschsprachigen Raum. Schlingensief begann als Film-Regisseur. Zu seinen Filmen gehören u.a. "Das deutsche Kettensägenmassaker", "United Trash" und "100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker". Als Aktionskünstler wurde er schließlich berühmt. 1998 gründete er etwa die Partei Chance 2000, mit der zur deutschen Bundestagswahl antreten wolle. Inhalt der Aktion war, den Wolfgangssee zu fluten. Dort hatte der damals amtierende Kanzler Helmut Kohl sein bevorzugtes Urlaubsdomizil.

"Ausländer Raus"-Aktion in Wien
In Wien wurde seine Aktion im Jahre 2000 während den Wiener Festwochen zum Gesprächsthema. Er ließ einen Container aufstellen und setzte Ausländer hinein. Diese konnten ähnlich wie bei "Big Brother" herausgewählt und dann abgeschoben werden. Im Grazer Schauspielhaus forderte Schlingensief im Jahr 2000 „Tötet Wolfgang Schüssel!“

Spätestens seit seinen Theater-Inszenierungen – etwa Elfriede Jelineks Bambiland im Akademietheater – und der „Adelung“ zum Bayreuth-Regisseur (Parisfal, 2004–2007) galt Schlingensief aber als ernst zu nehmender Kunstbetriebs-Künstler. Seit Jänner 2009 arbeitete Schlingensief an seinem Projekt Festspielhaus Afrika. Im westafrikanischen Ouagadougou wurde heuer im Februar der Grundstein für das Megaprojekt gelegt.

Burgtheater in tiefer Trauer
Mit großer Bestürzung hat man am Samstagnachmittag im Wiener Burgtheater auf die Nachricht des Todes von Christoph Schlingensief reagiert. Der deutsche Regisseur hatte immer wieder am Burgtheater gearbeitet, auch für die kommende Saison war als Koproduktion mit den Wiener Festwochen ein weiteres Schlingensief-Projekt angekündigt. "Wir haben natürlich sehr gehofft, dass es noch zustande kommt", so Burgtheater-Sprecherin Konstanze Schäfer, "Das war ja das Wichtigste: Daran zu glauben, dass es weitergeht!"

Schlingensief habe sich durch seine Arbeiten am Burgtheater viel freundschaftlichen Respekt und Anerkennung erworben, so Schäfer: "Er war ein ganz besonderer Mensch, voller Warmherzigkeit im Umgang. Das hat hier jeder gespürt. Er war wirklich einer der angesehensten Künstler, die am Haus gearbeitet haben." Daher sei es keineswegs bloß eine Phrase, wenn sie sage: "Das ganze Burgtheater ist in tiefer Trauer."

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