Schicksal

Das Roxette-Wunder: Tour nach Tumor

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2002 wurde bei Roxette-Marie ein Gehirn-Tumor diagnostiziert. Jetzt ist sie wieder zurück.

„Es ist ein Wunder!“ Roxette-Gitarrist Per Gessle (52) umschreibt das heutige Comeback-Konzert am Grazer Schwarzlsee mit starken Worten. Und doch stimmen sie: 2002 erkrankte seine Duett-Partnerin Marie Fredrickson (53) an einem Gehirntumor, kämpfte drei Jahre lang um ihr Leben. „Ihre Überlebenschance war keine fünf Prozent. Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet“, erinnert sich Gessle im ÖSTERREICH-Interview.

Marie war fast blind
Maries Leben mit dem Tumor – ein Bild der Verzweiflung: „Sie litt unter Gedächtnisschwund, war durch den Tumor fast blind, konnte nicht mehr richtig lesen. Dazu konnte sie nur ganz langsam gehen und hatte große Orientierungs-Schwierigkeiten. Sie durfte nicht mal allein in einen Supermarkt gehen, weil sie ohne Hilfe nicht mehr herausgefunden hätte. Es war furchtbar. An CDs oder gar Konzerte war da natürlich nicht zu denken.“

60 Millionen verkaufte CDs und Welthits wie The Look, Joyride oder Listen To Your Heart: In den 90ern waren Roxette Schwedens wichtigster Pop-Export – eine Weltkarriere, nicht unähnlich der von ABBA. Auch in Österreich fuhr man ein Dutzend Hits ein. Und plötzlich war das für Gessle „alles egal. Ich hatte mit Roxette schon abgeschlossen. Es ging nur mehr um den Menschen Marie, meine beste Freundin.“

Operationen, Chemo
Der 11. September 2002 als Schicksals-Tag für Roxette. Marie Fredrickson kollabierte im Badezimmer – im Spital stellten die Ärzte dann den Gehirn-Tumor fest. Es folgen unzählige Operationen, monatelange Chemotherapie und der totale Rückzug vom öffentlichen Leben. 2005 dann das Wunder: „Ich brauche keine Behandlungen mehr, Ich bin geheilt“, erklärte Marie in einem aufwühlenden Aftonbladet-Interview. Der Schritt zurück ins Leben war trotzdem ein schwieriger. Bei ihrem umjubelten Comeback-Auftritt bei der 50-Jahre-Bravo- Gala (2006) musste sie noch gestürzt werden. Auch die Night Of The Proms-Tour (2009 ging nicht ohne Hilfe über die Bühne. „Sie war so euphorisch, dass sie wieder singen und die Fans treffen durfte. Doch eigentlich ist sie alles viel zu schnell angegangen.“

Im Oktober in Wien
Nach einem weiteren Jahr Pause („Marie brauchte die Zeit, um endlich wieder zu Kräften zu kommen“) brachte man 2010 die Comeback-CD Charm School und stürmte mit dem Hit There’s Nothing On But The Radio wieder die Charts. Seit Jänner ist man auf großer Tour: Marie ist dabei fit wie immer (siehe Kritik rechts), heute singt man nach zehn Jahren Pause wieder in Graz und am 10. Oktober kommen Roxette nun auch in die Wiener Stadthalle.

Marie fit wie immer

Dressed for Success – schon der Eröffnungs-Song machte Mittwochabend in der László Sportaréna von Budapest alles klar. Hier wird nicht im fragilen Unplugged-Setting auf Nummer sicher gefahren, sondern wirklich losgerockt. Marie ist zwar optisch noch gezeichnet, stimmlich aber so fit wie immer. Die gespielten 21 Hit-Songs klingen live noch immer so gut wie im Radio. Und das, egal ob Rock (How Do You Do) oder Ballade (It Must Have Been Love), bis hin zum Finale Church Of Your Heart. Als Zuckerl stimmte Marie den schon von Queen gecoverten ungarischen Folk-Song Tavaszi Szél an. Auch in Graz will man heute ein heimisches Volkslied singen.

(zet)

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