Kommentar

Franzobel versus Ahmadinejad

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Der österreichische Schriftsteller kommentiert die Farce der Präsidentschaftswahl im Iran.

Grüne Wüste

Es gibt ein großartiges Land mit einer phantastischen Kultur, nur wenige Flugstunden von hier entfernt, das heute alle Attribute einer faschistischen Diktatur zeigt: Propaganda, Zensur, Führerkult, keine Meinungsfreiheit, Spitzelwesen. Ein Land, in dem die Menschen, wenn sie es sich leisten können, alle ihre Nasen operieren lassen. Ein Land mit einer fiktiven Währung, einer verlogenen, lustfeindlichen Führung, angeführt von einem Präsidenten mit terroristischer Vergangenheit.

Ein Land voll wunderbarer Moscheen, herrlicher Mosaike, Kaligraphien, Teppiche, toller Teehäuser, Basare, wunderbarer Menschen. Ein Land voll absurder Denkmäler. Da gibt es Schlaglöcher in den Strassen, schäbige Häuser, verrostete Wassertanks, Motorräder, auf denen ganze Großfamilien sitzen, gigantische Gemälde mit Revolutionsführern an bröckelnden Fassaden, Autos aus den 70ern, seltsamste Gefährte. Ein Land, in dem kaum gestohlen wird - höchstens Wählerstimmen.

Ein Land, in dem sich nun das ganze Volk erhoben hat und auf die Strasse gegangen ist, nach 30 Jahren Diktatur etwas Freiheit, etwas Demokratie einzufordern. Und dafür wird es von einem unerbittlichen, rückschrittlichen Regime geprügelt, erschossen, eingesperrt und abgeurteilt. Universitätsprofessoren werden verhaftet, Oppositionspolitiker stehen unter Hausarrest, Journalisten werden eingesperrt.

Und der Westen? Was machen wir? Der hoffnungsschwangere Präsident von Amerika windet sich wie eine satte Schlange, will keinen Konflikt. Österreich? Kommt von unseren Politikern eine Sanktionsandrohung? Zumindest eine scharfe Protestnote? Wenigstens eine Solidaritätsbekundung mit dem Volk? Nein! Das offizielle Österreich schweigt. Man braucht das Öl, in das man kein Feuer gießen will, man braucht einen Abnehmer für Waffen und andere Geschäfte. Man will sich nicht exponieren, sieht zu, wie Unschuldige verprügelt, die Menschenrechte niedergeknüppelt werden. Eine Schande! Aber bezeichnend für eine verdorbene, nur auf den eigenen Vorteil bedachte Gesellschaft, in der genau dasselbe auch wieder passieren kann. Und wo man sich nicht wundern darf, wenn dann niemand darauf reagiert.

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