Tour und Lesung

Hirsch: "Leute einlullen und zwicken"

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Erfolgreiche Tournee "Vielleicht - zum letzten Mal" wird wiederholt.

Vor der Lesung aus dem Sammelband seiner Texte, "Ich weiß es nicht wohin die Engel fliegen" (Seifert Verlag), in der Wiener Hauptbücherei am Montagabend, 27.9. ist Ludwig Hirsch schon etwas nervös. Er hoffe, er "fange nicht automatisch an zu singen", bekennt er.

Präsent auf der Bühne
Auf der Bühne steht der 64-Jährige in nächster Zeit allerdings ständig: Sein Programm "Vielleicht - zum letzten Mal" startet eine Wiederholungstournee mit öffentlicher Generalprobe im Akzent (29.9.) und Vorstellungen quer durch Österreich, zunächst in Eisenstadt (30.) und im Wiener Konzerthaus (2.10.). Das neue Buch hat Hirsch aber auch Lust auf das Schreiben gemacht - wenn es sich mit seinem Interesse für ein "bissl Gänsehaut" und das "Zwicken in die Wadeln" vereinbaren lässt.

"Vielleicht - zum letzten Mal" hieß Ihre Tournee im Frühjahr. Jetzt wird sie wiederholt, da ist ja der Titel eigentlich schon falsch, oder?
Ludwig Hirsch: Na na, es ist eine Wiederholung von "Vielleicht - zum letzten Mal". Die letzte Wiederholung. Und damit ist es ja vielleicht wirklich das letzte Mal, dass es passiert. Schau ma mal. Vielleicht ist ja schließlich nicht sicher.

Gerade ist ein Sammelband mit all Ihren Texten aus mehr als dreißig Jahren erschienen. Wird man da nostalgisch?
Hirsch: Das wir nicht meine Idee, das wollte der Verlag. Und ich hab Ja gesagt. Es war für mich aber schon sehr interessant, dass man es lesen kann. Das man die Liedtexte lesen kann und sie ohne die Musik funktionieren. Davon war ich sehr angenehm überrascht. Denn der Text entsteht ja mit der Musik. Meistens ist es so, dass sich Musik und Text gegenseitig hochschaukeln.

Vom Schreiben ohne Musik träumen Sie ja schon länger.
Hirsch: Ich hab zwei große Türen aufgemacht in meinem Leben. Die eine war die Musik, die andere war die Schauspielerei. Und es gibt noch eine dritte Tür, die ist noch ein bissl weit weg und sie ist noch zu. Und die möchte ich auch irgendwann aufmachen. Ich schreibe ja Texte - und ich bin ja Schauspieler, also wieso nicht einmal ein Theaterstück oder ein Drehbuch?

Ja, wieso denn nicht?
Hirsch: Die Tür ist noch zu. Weil wenn ich sie wirklich aufmache, und es greift, dann weiß ich nicht, ob noch Zeit bleibt, um auf Tournee zu gehen. Ich gab gerade einen lebenslangen Plattenvertrag abgeschlossen - das heißt, ich werde mein Leben lang CDs auf den Markt werfen. Und wenn man das tut, dann sollte man natürlich auch auf Tournee gehen. Bleiben wir also beim "vielleicht". Das nächste Mal möchte ich mich gern im Herbst 2011 für ein Album hinsetzen und ein bissl grübeln.

Worüber? Worum wird's gehen?
Hirsch: Träumen, Staunen, Lächeln, bissl Gänsehaut immer wieder, und das Zwicken in die Wadeln. Das hab ich immer gern gemacht, die Leute einzulullen, dass sie sich wohl fühlen und zum Schluss ein bissl zwicken.

Die Wiener könne man nicht einfach so auf etwas ansprechen, man müsse sie hinterrücks in die Wadeln zwicken, schreiben Sie in ihrem Buch. Ihre Tournee fällt eng mit dem Wiener Wahlkampf zusammen - wird da auch gezwickt?
Hirsch: Ehrlich gesagt, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich welche Richtung ich mich engagiere, das kann man schon raushören, da muss ich nicht extra auf den Tisch klopfen. Diese kleinen, fiesen Alltäglichkeiten, mit denen möchte ich mich gar nicht auseinandersetzen.

Andere Themen, zu denen Sie vor Jahren in ihren Liedern kritisch, auch provokant, Stellung genommen haben, sind wieder von erschreckender Aktualität...wenn man etwa an "Spuck den Schnuller aus" oder "Der Herr Haslinger" und die aktuellen Missbrauchsfälle denkt.
Hirsch: Es hat mich nicht gewundert. Und ich glaube, das ist noch lange nicht abgehakt, da wird sich noch einiges aufklären. Der "Haslinger" ist auch im aktuellen Programm drinnen. Aber ich mag keinen erhobenen Zeigefinger. Lieber zwischen den Zeilen die Leute lesen und verstehen lassen.

Sind Sie auch ein wenig altersmilde geworden?
Hirsch: Im letzten Album, da ging es um die Damen und bei denen wird naturgemäß ein bisschen weniger stark gezwickt - aber das kommt schon wieder.

Mit Buch und Tournee nicht genug, kommt auch ein neues Hörbuch und bald ein Film...
Hirsch: Ja, ich habe Till Eulenspiegel-Geschichten aufgenommen, das hat viel Spaß gemacht. Im Frühjahr bin ich wieder unterwegs, aber nur zu zweit, in Berlin, Hamburg, Hannover. Und im Sommer dann der Film mit Joseph Vilsmaier.

"Es lebe der Zentralfriedhof" soll er heißen. Der Schauplatz ist also klar. Aber worum geht's?
Hirsch: Sehr konkret kann ich das noch gar nicht sagen. Ich weiß nur, ich bin einer, der am Zentralfriedhof lebt. Der schläft glaub ich in einem Grab oder so und wird dann immer wieder konfrontiert mit den Besuchern. Viel mehr weiß ich auch nicht.

Ludwig Hirsch: "Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen", Seifert Verlag, 112 Seiten

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