Am Freitag bringt Chart-Star Milow die neue CD „Boy Made Out Of Stars“, zu dem er für jeden der 15 Songs auch gleich ein Video gedreht hat. Im oe24-Interview erklärt er die Hintergründe.
Am Freitag kommt Ihr neues Album „Boy Made Out Of Stars“
Milow: Es ist also ein Album, auf dem ich definitiv meine Wurzeln erkunde. Deshalb wurden auch die meisten Songs live eingespielt. Es gibt viele Country-Elemente. Ich springe da aber nicht so wie Beyoncé auf einen Trend auf, sondern hab das ja schon immer irgendwie getan.

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Warum liefern Sie zu jedem der 15 neuen Songs auch gleich ein eigenes Musikvideo?
Milow: Als ich 17, 18 war, wollte ich Filmemacher werden. Und ich ging tatsächlich ein Jahr lang auf die Filmschule in Brüssel. Aber ich habe die Prüfung nicht bestanden und musste aufhören. Und dann wurde die Musik wichtiger. Aber ich habe immer von aufeinanderfolgenden Filmdrehs geträumt, aber Musikvideos sind teuer, deshalb dreht man ja auch nur 2, 3 pro Album. Aber jetzt habe ich dieses Budget für 15 einfachere Videos verwendet. Und dafür Freunde und die Familie vor die Kamera geholt. Die Zeit wird zeigen, ob ich auf diese Zeit als die verrückteste oder dümmste meiner Karriere zurückblicke.

Warum die 15 Videos? "Man muss auffallen!"
Braucht es denn die 15 Videos?
Milow: In einer Zeit, wo täglich 100.000 neue Songs auf Spotify gestellt werden, muss man auffallen. Sonst ist es ja „nur“ ein Album von vielen, aber ich möchte den Leuten wirklich zeigen, wie sehr ich an diese Songs glaube.
Werden Sie die Videos auch in Ihre Live-Show einbauen?
Milow: Nein, das ist visuell ist so komplex, dass mir bei den Konzerten die spontanen Momente verloren gehen könnten. Das mag ich nicht. Es geht auch um die Vorstellungskraft. Ich will nicht, dass die Leute wie auf einen Fernseher starren und nicht auf die Band.

Was war zuerst? Der Song oder die Idee für das dazugehörige Video?
Milow: Die Songs kamen zuerst, weil ich auch viel mehr Songs geschrieben habe, als ich Ideen für Videos hatte. Ich habe für dieses Album fast 40 Songs geschrieben. Und beim Schreiben einiger Songs hatte ich einen ziemlich visuellen Verstand. Wenn ich schreibe, denke ich in Bildern. Trotzdem kamen manche Video-Ideen erst in letzter Minute. Andere waren von Anfang an da.

Ein Großteil der Videos wurde in Ihrer Wahlheimat Los Angeles gedreht. Vor den verheerenden Waldbränden.
Milow: Das hat dem Ganzen eine neue Bedeutung gegeben, denn mindestens zwei der Videos wurden an Orten gedreht, von denen ich immer noch nicht weiß, ob es sie überhaupt noch gibt. Den großen alten Baum in Malibu der auch im Eröffnungsvideo zu sehen ist, z.B. Musik ist aber auch immer Teil des Heilungsprozesses. Ich mache das auch privat für mich, weil ich es brauche, denn ich bin kein Sklave meines Publikums.
"Musik ist Teil der Lösung und nicht des Problems"
Ist das auch Ihre Motivation?
Milow: Musik ist Teil dessen, was ich in diesem Leben als gut erachte. Es gibt heutzutage viel Böses und Dunkelheit. Aber ich denke, Musik ist im Allgemeinen Teil der Lösung und nicht des Problems. Deshalb möchte ich immer Teil der Lösung sein. Und ich möchte weiterhin Musik machen. Und dafür ist mir kein Weg zu schwer. 2021 ging ich ja trotz der irrsten COVID-Regeln auf Tour. Aber ich wollte dabei sein. Ich wollte diese Momente miterleben, statt nur zu warten. Wollte dem ganzen Wahnsinn entkommen. Das waren unvergessliche Momente. Hoffentlich auch für die Fans. Ich hoffe, einige Leute werden sich daran erinnern, dass ich mir auch in schwierigen Zeiten meine Hände schmutzig machen wollte und nicht nur, wenn alles gut läuft

"KI ist nicht nur Teufelszeug!"
Beim Song „Family Tree" ist auch Ihr 2008 verstorbener Vater mit dabei
Milow: Er war in seinen jungen Jahren ein Singer-Songwriter, der Lieder auf Niederländisch schrieb, aber nie eine Karriere daraus gemacht hat. Dank der KI konnte ich jetzt seine Stimme aus einer alten Aufnahme aus dem Jahr 1975 isolieren und ein Duett kreieren. Der beste Beweis, dass KI nicht nur Teufelszeug ist.
Viele Musiker verdammen jedoch die KI
Milow: Gerade in der Musik hat es so viele neue Entwicklungen und Revolutionen gegeben. Und die Leute sagen immer: Es ist der Teufel. Es ist böse. Als in den 80ern die Drumcomputer kamen. Als die CD kam. Als Spotify kam. Aber ich sage: Lasst uns einfach abwarten, denn vielleicht wird es cool, wenn wir die KI nicht die Oberhand gewinnen lassen, sondern sie nur für ein paar kleine Dinge verwenden. So wie ich für dieses Duett. Ich denke, dass es inspirierender ist, optimistisch und aufgeschlossen zu sein, als einfach zu sagen: „Neue Dinge sind schlecht.“


Für die CD-Präsentation spielten Sie jüngst auch in einem Wiener Kino auf
Milow: „Ein Kinosaal ist für mich ein magischer Platz. Dass ich da mit meiner Musik und meinen Filmen auftreten konnte, erfüllte mein Herz. Es fühlte sich wie ein Konzerterlebnis an, aber anders. Und ich hatte das Gefühl, dass ich da auf etwas gestoßen bin.

Milow mit oe24-Reporter Thomas Zeidler-Künz
Ihre Österreich-Pläne?
Milow: Am 21. November komme ich ins Wiener WUK und tags darauf spiele ich in Dornbirn, denn das muss bei jeder Tour dabei sein. Wien wird ja übrigens auch in meinem neuen Song „Boy Made Out Of Stars“ genannt. Das ist ein Tour Song, denn Wien ist immer eines der Highlights jeder Tour. Aber meist erst am Schluss dran. Deshalb schauen ich und meine Band auf den Fotos auch immer so müde aus.
Interview: Thomas Zeidler-Künz