Neue Anklage

O.J. Simpson muss wieder vor Gericht

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13 Jahre nach seinem Freispruch in einem Mordprozess muss sich der frühere US-Footballstar O.J. Simpson erneut vor Gericht verantworten.

Diesmal geht es um einen bewaffneten Raubüberfall, der im September vergangenen Jahres in Las Vegas verübt wurde. Gegen Simpson liegen zwölf Anklagepunkte vor.

Hotelzimmer mit Waffe gestürmt
Dem 61-Jährigen wird vorgeworfen, zusammen mit fünf Komplizen das Zimmer zweier Andenkenhändler in einem Hotel gestürmt und unter Androhung von Waffengewalt die Herausgabe persönlicher Erinnerungsstücke im Wert von 100.000 Dollar (70.190 Euro) gefordert zu haben. Simpson, der seine Unschuld beteuert, droht lebenslange Haft.

Geschworene werden ausgewählt
Am Montag muss das Gericht in Las Vegas zunächst die Geschworenen auswählen. Dabei muss es genau prüfen, welche Gefühle die 500 Kandidaten für Simpson hegen. Der ehemalige Sportler war mangels eindeutiger Beweise 1995 vom Vorwurf der Ermordung seiner Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Freundes Ronald Goldman freigesprochen worden. Der Prozess hatte damals die Öffentlichkeit in den USA in Atem gehalten, der Freispruch ist umstritten. Der Anwalt Gabriel Grasso, der Simpson in dem Raubprozess vertritt, hofft auf eine junge Jury, damit sich die Mitglieder nicht so gut an den Mordprozess erinnern können. "Andererseits könnte das auch nachteilig für uns sein, denn einige Jüngere wissen nicht einmal, dass O.J. ein Footballspieler war."

Nur Andenken als Sportler zurückgeholt?
Simpson hatte ausgesagt, die Andenken aus seiner Zeit als Sportler seien ihm gestohlen worden, er habe sie nur zurückholen wollen. Er habe nicht gewusst, dass zwei seiner Komplizen bewaffnet gewesen seien, und habe nicht gesehen, wie die beiden ihre Waffen in dem Hotelzimmer gezückt hätten. Einer der in dem Zimmer anwesenden Andenkenhändler, Bruce L. Fromong, sagte, Simpson und dessen Gang hätten Hunderte Objekte gestohlen, darunter sein neues Mobiltelefon und auch Andenken an andere Sportler.

Vier sagten gegen Simpson aus
Vier der Komplizen haben sich bereits Straferlass gesichert, indem sie bei der Staatsanwaltschaft gegen Simpson und den sechsten Beteiligten, Clarence Stewart, aussagten. Zur Entlastung seines Mandanten will Simpsons Anwalt Grasso unter anderem die Glaubwürdigkeit der Komplizen und der angeblichen Opfer in Zweifel ziehen. Im Gegensatz zu Simpson seien sie alle vorbestraft, sagte Grasso. Allerdings könnte ein Tonbandmitschnitt des Überfalls, der von einem dritten Andenkenhändler aufgenommen wurde, Simpson belasten, wie der Promi-Anwalt David Chesnoff sagte. Simpsons Stimme sei auf dem Tonband zu hören - entscheidend sei nun, ob die Stimme bedrohlich klinge.

"Nichts in einem O.J.-Fall ist normal"
Nach Ansicht von Rechtsexperten würde so ein Fall normalerweise nicht vor ein Schwurgericht kommen. "Aber nichts in einem O.J-Fall ist normal - weil es eben O.J. ist", sagte die ehemalige Staatsanwältin Laurie Levenson, die den Simpson-Prozess 1995 für den Fernsehsender CBS beobachtete. Schließlich sei Simpson damals trotz belastender DNA-Analysen freigesprochen worden. "So jemand kann kein normaler Angeklagter sein." Es bestehe ein gewisser Druck, dass sich das Justizsystem rächen müsse.

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