Man könnte meinen, die Modewelt steht in Zeiten von Corona still. Von wegen! Anstatt Couture werden jetzt Schutzbekleidung & Masken produziert. Trotz Wirtschaftskrise werden Millionen gespendet.
Wenn Anna Wintour in Jogginghosen für ein Foto posiert, ist es nicht mehr zu bestreiten: Die Welt steht kopf. Dass nichts mehr ist, wie es einmal war, gilt freilich auch für die Modeszene, die von der Coronakrise und ihren wirtschaftlichen Folgen gebeutelt wird, wie jede andere Branche. In diesen Wochen hätte man sonst die Cruise Collections im Rahmen faszinierender Shows bestaunen können, Dutzende Models hätten sich im Backstagebereich eng zusammengedrängt in die neuesten Kreationen gequetscht – und es hätte nur ein Thema gegeben: Wer kann noch mehr Gewinn erzielen? Heute ist alles anders: Dort, wo sonst herrliches Parfum in edle Flakons gefüllt wurde, wird kostbares Desinfektionsmittel produziert. Die flinken Hände vieler Schneiderinnen in den Ateliers der Stardesigner fertigen anstatt der neuesten Trendstücke Masken und Schutzbekleidung, derer es allerorts zu wenig gibt. Viele hätten es wohl nicht für möglich gehalten, aber die – sonst als so oberflächlich geltende – Modebranche beweist in dieser Zeit unfassbaren Einsatz im Kampf gegen das Virus und damit im weitesten Sinne auch gegen seine – mitunter wirtschaftlichen – Folgen. US-Designer Ralph Lauren begeisterte etwa mit einer Spende von 10 Millionen Euro an den WHO-Hilfsfonds, der u. a. der Covid-19-Forschung dient. Aber auch die finanzielle Unterstützung der eigenen Mitarbeiter sieht der 80-jährige Modemacher in seiner Verantwortung. Sein italienischer Kollege Giorgio Armani (85) zeigte sich ob der verheerenden Auswirkungen des Virus in seiner Heimat großzügig – und spendete 1, 25 Millionen Euro an Krankenhäuser und Helfer in der Lombardei, wo Armanis Unternehmen angesiedelt ist.
Der Zusammenhalt in der Modewelt sei so stark wie nie zuvor – und das mache sie enorm „stolz“, fasste kürzlich „Vogue“-Chefin Anna Wintour ihre Gefühle in einem Artikel zusammen. Als ihr Ralph Lauren von seiner Spende am Telefon erzählte, habe sie sogar „ein paar Tränen verdrückt“. „Die Modeindustrie hat ihre philanthropische Energie gebündelt, und das ist inspirierend zu beobachten“, so Wintour. Und sie ist nicht die Einzige, der trotz wirtschaftlicher Einbußen und noch härteren bevorstehenden Zeiten das Herz aufgeht. Auch Donatella Versace schreibt: „Ich weiß, dass wir alle Angst um unsere Zukunft haben und dass die Ungewissheit dieser Momente nichts dazu beiträgt, die Antworten zu finden, die wir dringend brauchen …“ Doch: „Trotz der Situation fühlen wir uns so vereint wie nie zuvor.“ Worte, die hoffentlich im Rennen um das wirtschaftliche Überleben nicht verhallen.