Die HPV-Impfung (gegen Gebärmutterhalskrebs) kann nicht nur 70 Prozent dieser Erkrankungen verhindern, sondern ist auch kosteneffektiv.
Nach Einführung der HPV-Impfung im Jahr 2006 wurden weltweit pharmaökonomische Analysen als Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen zum Thema HPV-Prävention vorgenommen. Nahezu alle Berechnungen - nach unterschiedlichen Modellen und Szenarien - wiesen demnach eine klar positive Kosten-Nutzen-Relation aus. Zahlreiche Staaten - nicht so Österreich - entschlossen sich, die Impfung vor allem jungen Mädchen kostenlos zur Verfügung zu stellen. In Österreich gibt es pro Jahr rund 550 Erkrankungen an einem solchen Zervixkarzinom, bei etwa 180 Todesfällen. Mehr als 5.000 Frauen müssen jährlich gynäkologische Eingriffe (Konisationen) über sich ergehen lassen, weil sie an einer Vorstufe für ein solche Karzinom erkrankt sind.
Kundi: "Die in der ursprünglich für Österreich herangezogenen Kosten-Nutzen-Analyse verwendeten Modellparameter waren teilweise unglücklich gewählt, v.a. der verwendete Durchrechnungszeitraum war zu kurz. Verwendet man jedoch die international üblichen Kenngrößen und Berechnungszeiträume so zeigt sich, dass die Einführung der HPV-Impfung in Österreich sehr wohl ein kostengünstiges Kosten-Nutzen-Profil aufweist. Es liegt in der Natur der Sache, dass der ökonomische Nutzen für das Gesundheitssystem nicht sofort eintritt - das ist eine langfristige Investition".
Langfristig kosteneffektiv
Für die Berechnungen wurden zwei gleich große Jahrgänge zwölfjähriger Mädchen angenommen. Für den einen Jahrgang wurde von einer HPV-Durchimpfungsrate von 85 Prozent ausgegangen, während der Jahrgang zum Vergleich als ungeimpft angenommen wurde. Parallel zur Impfung wurde ein weiterhin opportunistisches Screening (PAP - Abstrich) angenommen. Das Infektions- und Sterblichkeitsrisiko für ungeimpfte Frauen wurde aus Häufigkeits- und Sterblichkeitsdaten der Jahre 2002-2007 abgeleitet. Das Ergebnis: Auch für das österreichische Gesundheitssystem ist ein HPV-Impfprogramm langfristig kosteneffektiv.
"Man könnte zukünftigen Frauengenerationen durch eine Aufnahme der HPV-Impfung auch in Österreich viel Leid ersparen. Wie man sieht, wäre eine solche Investition aber auch aus ökonomischer Sicht absolut zu rechtfertigen", so Kundi. Mit den neuen Ergebnissen wäre auch die pharmaökonomische Basis gelegt, um die aus dem Juli 2008 stammende Forderung der Österreichischen Krebshilfe nach einem kostenlosen Impfprogramm umzusetzen.
Der HPV-Vierfachimpfstoff ist ein Impfstoff zur Prävention von Vorstufen maligner Läsionen im Genitalbereich (Zervix, Vulva und Vagina), Zervixkarzinomen und äußeren Genitalwarzen (Condylomata acuminata), die durch die Typen 6, 11, 16 oder 18 humaner Papillomviren (HPV) verursacht werden. Eine Hürde war bisher der Preis, der für die drei Teilimpfung auf Privatpreis-Basis rund 600 Euro beträgt. Bei einem Ankauf durch die öffentliche Hand könnte dieser deutlich gedrückt werden. Man sprach von weniger als die Hälfte.