Madeleine Schickedanz: "Ich lebe von 600 € im Monat."
Madeleine Schickedanz mit Ehemann Leo Herl. Bild: (c) Getty Images
Es war der schwärzeste Tag in ihrem Leben: Am 9. Juni um exakt 12.05 Uhr stellte der deutsche Handels- und Tourismuskonzern Arcandor (dazu gehören u.a. die Kaufhausketten Quelle und Karstadt) nach 128-jähriger Geschichte den Insolvenzantrag und sorgte damit für die größte Firmenpleite der deutschen Historie.
Madeleine Schickedanz (65), vorher eine der reichsten Frauen Deutschlands und alleinige Quelle-Erbin, stand damit auch vor dem persönlichen Ruin: Sie selbst hält 26,7 Prozent der Arcandor-Aktien und verlor durch die Krise insgesamt mehr als drei Milliarden Euro.
Mit Bild am Sonntag sprach sie nun zum ersten Mal über die Firmenpleite („Ich dachte, ich muss sterben“) und ihr Leben danach: Heute lebt sie mit ihrem Mann von 600 Euro im Monat, baut Gemüse, Obst und Kräuter im Garten an und vermisst die Salzburger Festspiele.
Frau Schickedanz, wie viel Geld haben Sie persönlich durch den Arcandor-Crash verloren?
Madeleine Schickedanz: Wahnsinnig viel! Mein Karstadt/Quelle-Aktienpaket war in der Spitze drei Milliarden Euro wert. Heute sind es gerade noch 27 Millionen Euro. Auf dem Papier haben wir somit 3 Milliarden verloren.
27 Millionen Euro in Aktien – damit geht es Ihnen immer noch besser als den Quelle-Kunden ...
Schickedanz: Sie übersehen dabei, dass ich nicht abgesichert bin. Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles – Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 65 Jahren noch nicht einmal Rente.
Müssen Sie sich schon jetzt persönlich einschränken?
Ich spare, wo ich kann. Wir reduzieren unsere persönlichen Ausgaben – von den Lebensmitteln bis zu Kosmetik und Kleidung. Wenn mein Mann und ich ausgehen, was nur noch selten vorkommt, dann zum Italiener um die Ecke, essen eine Pizza, trinken ein Viertel Rotwein und ein alkoholfreies Bier. Das kostet dann keine 40 Euro.
Was geben Sie fürs tägliche Leben aus?
Schickedanz: Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten.
Vermissen Sie die finanzielle Sorglosigkeit der vergangenen Jahrzehnte?
Ja, vor allem die Festspielbesuche und die Musik in Bayreuth und Salzburg. Als ich im letzten Jahr in Salzburg bei der „Zauberflöte“ saß, fing die Arcandor-Krise an. Ich habe die Blicke der anderen Besucher wie ein Messer im Rücken empfunden.
Wie viel Schuld haben Sie persönlich an der Krise?
Ich habe viel zu spät gemerkt, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Und ich hätte schon viel früher Themen wie Internet im Versandhandel und die Zukunft und die Veränderung der Kaufhäuser angehen müssen. Das mache ich mir zum Vorwurf. Doch die Fehler im operativen Geschäft verantworte nicht ich, dafür gab und gibt es ein Management.
Sie sind gesundheitlich angeschlagen. Wie krank hat Sie die Insolvenz von Karstadt/Quelle gemacht?
Wir waren damals in St. Moritz in der Schweiz. Das Auf und Ab der Nachrichten, das Hoffen und Bangen war für mich ein Horror. Ich wollte keine Insolvenz. Einen Tag vor der Insolvenz hatte ich Herzrhythmusstörungen. Ich bin zusammengebrochen, bekam keine Luft mehr und konnte nur noch auf allen Vieren über den Boden krabbeln.
In diesem Moment dachte ich: Ich muss sterben. Ich wurde tagelang in einer Klinik behandelt. Jetzt stehe ich weiter unter ärztlicher Aufsicht und bekomme Medikamente, die ich leider nicht vertrage. Es belastet mich sehr, dass ich den Mitarbeitern bei Quelle und Karstadt nicht helfen kann. Ich weiß, dass ich eine Mitverantwortung für ihr Schicksal habe.
Welche Chance sehen Sie noch, das Lebenswerk Ihrer Eltern zu retten?
Ich habe keinen direkten Einfluss mehr. Retten können es die Mitarbeiter mit den zuständigen Insolvenzverwaltern und den Managern. Retten können uns die Kunden, wenn sie Quelle die Treue halten.
Es war der schwärzeste Tag in ihrem Leben: Am 9. Juni um exakt 12.05 Uhr stellte der deutsche Handels- und Tourismuskonzern Arcandor (dazu gehören u.a. die Kaufhausketten Quelle und Karstadt) nach 128-jähriger Geschichte den Insolvenzantrag und sorgte damit für die größte Firmenpleite der deutschen Historie.
Madeleine Schickedanz (65), vorher eine der reichsten Frauen Deutschlands und alleinige Quelle-Erbin, stand damit auch vor dem persönlichen Ruin: Sie selbst hält 26,7 Prozent der Arcandor-Aktien und verlor durch die Krise insgesamt mehr als drei Milliarden Euro.
Mit Bild am Sonntag sprach sie nun zum ersten Mal über die Firmenpleite („Ich dachte, ich muss sterben“) und ihr Leben danach: Heute lebt sie mit ihrem Mann von 600 Euro im Monat, baut Gemüse, Obst und Kräuter im Garten an und vermisst die Salzburger Festspiele.
Frau Schickedanz, wie viel Geld haben Sie persönlich durch den Arcandor-Crash verloren?
Madeleine Schickedanz: Wahnsinnig viel! Mein Karstadt/Quelle-Aktienpaket war in der Spitze drei Milliarden Euro wert. Heute sind es gerade noch 27 Millionen Euro. Auf dem Papier haben wir somit 3 Milliarden verloren.
27 Millionen Euro in Aktien – damit geht es Ihnen immer noch besser als den Quelle-Kunden ...
Schickedanz: Sie übersehen dabei, dass ich nicht abgesichert bin. Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles – Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 65 Jahren noch nicht einmal Rente.
Müssen Sie sich schon jetzt persönlich einschränken?
Ich spare, wo ich kann. Wir reduzieren unsere persönlichen Ausgaben – von den Lebensmitteln bis zu Kosmetik und Kleidung. Wenn mein Mann und ich ausgehen, was nur noch selten vorkommt, dann zum Italiener um die Ecke, essen eine Pizza, trinken ein Viertel Rotwein und ein alkoholfreies Bier. Das kostet dann keine 40 Euro.
Was geben Sie fürs tägliche Leben aus?
Schickedanz: Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten.
Vermissen Sie die finanzielle Sorglosigkeit der vergangenen Jahrzehnte?
Ja, vor allem die Festspielbesuche und die Musik in Bayreuth und Salzburg. Als ich im letzten Jahr in Salzburg bei der „Zauberflöte“ saß, fing die Arcandor-Krise an. Ich habe die Blicke der anderen Besucher wie ein Messer im Rücken empfunden.
Wie viel Schuld haben Sie persönlich an der Krise?
Ich habe viel zu spät gemerkt, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Und ich hätte schon viel früher Themen wie Internet im Versandhandel und die Zukunft und die Veränderung der Kaufhäuser angehen müssen. Das mache ich mir zum Vorwurf. Doch die Fehler im operativen Geschäft verantworte nicht ich, dafür gab und gibt es ein Management.
Sie sind gesundheitlich angeschlagen. Wie krank hat Sie die Insolvenz von Karstadt/Quelle gemacht?
Wir waren damals in St. Moritz in der Schweiz. Das Auf und Ab der Nachrichten, das Hoffen und Bangen war für mich ein Horror. Ich wollte keine Insolvenz. Einen Tag vor der Insolvenz hatte ich Herzrhythmusstörungen. Ich bin zusammengebrochen, bekam keine Luft mehr und konnte nur noch auf allen Vieren über den Boden krabbeln.
In diesem Moment dachte ich: Ich muss sterben. Ich wurde tagelang in einer Klinik behandelt. Jetzt stehe ich weiter unter ärztlicher Aufsicht und bekomme Medikamente, die ich leider nicht vertrage. Es belastet mich sehr, dass ich den Mitarbeitern bei Quelle und Karstadt nicht helfen kann. Ich weiß, dass ich eine Mitverantwortung für ihr Schicksal habe.
Welche Chance sehen Sie noch, das Lebenswerk Ihrer Eltern zu retten?
Ich habe keinen direkten Einfluss mehr. Retten können es die Mitarbeiter mit den zuständigen Insolvenzverwaltern und den Managern. Retten können uns die Kunden, wenn sie Quelle die Treue halten.