Laut Statistik Austria treten immer mehr Paare vor den Traualtar. Woher die neue Lust an der Ehe kommt.
Kennen Sie das auch? Die Zahl der Hochzeitseinladungen nimmt gefühlt seit ein paar Jahren kontinuierlich zu. Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass man zu mindestens einer feierlichen Eheschließung eingeladen ist. Ist das Modell Ehe wieder en vogue? Was steckt hinter der neuen Lust am Ja-Sagen?
Österreich sagt Ja!
Seit fünf Jahren steigt die Zahl der Eheschließungen kontinuierlich: 2018 wurden in Österreich 45.455 Ehen geschlossen – das sind in etwa so viele wie in den 1980er- und 1990er-Jahren. Zum Vergleich: Der Negativrekord nach dem Krieg wurde 2001 erreicht. Nur rund 34.000 Paare traten damals vor den Traualtar.
Früher wurde geheiratet, weil es der Anstand gebot, weil uneheliche Kinder als Bastarde beschimpft wurden und weil Frauen aus wirtschaftlichem Zwang heraus keine andere Wahl hatten. Doch warum wird heute begeistert geheiratet, wo doch jeder weiß, dass fast 40 Prozent der Ehen geschieden werden? Das Scheitern hält jedenfalls nicht von weiteren Versuchen ab. Tatsächlich beflügeln die sozialen Medien den Heiratswunsch. Sie stecken voller Inspirationen und Ideen und machen Gusto auf ein schönes, großes Fest. Nach amerikanischem Vorbild sind auch im deutschsprachigen Raum viele Hochzeitsblogs entstanden. Hochzeiten haben an Event-Charakter gewonnen, von der Einladung, über die Blumen, bis hin zum Gastgeschenk muss alles im besten Fall aufeinander abgestimmt sein. Dementsprechend aufwendig würden viele Hochzeiten inszeniert – gleichzeitig sind viele Paare bereit sich das kosten zu lassen. Wer nicht betucht ist, spart darauf hin.
Dementsprechend ist auch die Dienstleistungsbranche gewachsen. Wer Anfang der 2000er noch als Hochzeitsplaner Pioniergeist bewies, ist heute nur noch einer oder eine von vielen. Zunehmend steigt auch in der Wedding-Branche der Wunsch nach Nachhaltigkeit. Im besten Fall auch in puncto Ehepartner.
Rechtsanwältin Judith Gingerl ist Expertin für Familienrecht. dieanwaeltin.at |