Frau Resetarits, vor 26 Jahren brachten Sie Benjamin zur Welt –
vor drei Wochen die kleine Bonamie. Wie unterschiedlich haben Sie
die Geburten erlebt? Karin Resetarits: Man ist natürlich
weniger aufgeregt, wenn man schon weiß, wie das alles ablaufen wird.
Dennoch ist jede Geburt etwas ganz Individuelles. Beim Benny habe
ich etwas gemacht, das ich heute sehr bereue: Weil ich so ungeduldig
war, habe ich elf Tage vor dem errechneten Geburtstermin, als die
ersten Wehen wieder aufgehört hatten, die Geburt einleiten lassen.
Und ihm damit sein selbst erwähltes Geburtsdatum gestohlen. Das tut
mir heute sehr leid.
Benjamin, wie haben Sie die Geburt Ihrer kleinen Schwester, die
immerhin 26 Jahre jünger ist als sie, erlebt? Benjamin:
Ich habe gar nicht gewusst, wann es genau so weit sein wird. Ich bin
sozusagen vor vollendete Tatsachen mit einem SMS gestellt worden. Resetarits:
Meine Söhne waren natürlich die ersten, die wir informiert
haben. Der Benny ist dann am nächsten Tag in der Früh auf Besuch
gekommen.
War er Ihrer Meinung nach gerührt, als er Bonamie Wolke zum ersten
Mal sah? Resetarits: Sehr. Ich habe das Gefühl, dass er
sehr stolz ist, nun endlich auch eine Schwester zu haben. Die Freude
ist also noch viel größer als bei den drei Brüdern. Benjamin:
Das kann gut sein. Es ist schon etwas ganz Besonderes, eine kleine
Schwester zu haben. Ich liebe meine Brüder auch sehr – aber unter
Männern herrscht immer ein bisschen Konkurrenz. Eine Schwester muss
man als großer Bruder beschützen. Und das werde ich auch ganz
bestimmt tun!
Wie haben Sie reagiert, als Ihnen Ihre Mutter sagte, dass Sie mit
knapp 50 Jahren noch ein Baby bekommt? Benjamin: Das war
sehr überraschend! Damit habe ich nicht gerechnet und damit konnte
man auch nicht rechnen. Resetarits: Aber ich habe dir
doch immer gesagt, dass ich mir noch ein Baby wünsche! Benjamin:
Ja, aber das ist so, als würde ich jetzt – mit 26 – sagen, dass ich
Profi-Fußballer werden will. Das geht sich zeitlich nicht mehr aus.
Aber man sieht: Bei der Mama geht das alles (lacht). Und natürlich
habe ich mich sehr für sie und den Martin gefreut. Dass es noch dazu
eine Tochter wurde, ist für eine Mutter von vier Söhnen etwas ganz
Tolles.
Frau Resetarits, wenn Sie an die ersten zwei Wochen mit Ihrem
ersten Sohn zurückdenken... Waren Sie damals eine andere Mutter als
heute? Resetarits: Ich bin heute weniger egoistisch. Mit 21
hatte ich ja mein ganzes Leben noch vor mir. Ich wollte zwar Mutter
werden – aber ich wollte auch arbeiten, mit Freundinnen fortgehen...
Ein Kind bedeutet Verzicht. Dazu bin ich heute sicher vielmehr
bereit als damals, weil ich ja eh schon alles erlebt habe. Benjamin:
Das klingt so, als wärst du damals so oft ausgegangen – dabei war es
doch eh meistens die Arbeit, wegen der du nicht zu Hause warst. Resetarits:
Ja, aber ich kann mich gut daran erinnern, dass es mir – als du ganz
klein warst – richtig abgegangen ist, nach der Arbeit mit Freunden
„abhängen“ zu können. Deshalb hatte der Benny zu meiner Muter ein
extrem gutes Verhältnis. Sie war, als er zur Welt kam, genauso alt
wie ich heute und hat sehr viel mit ihm unternommen.
Merken Sie auch körperliche Unterschiede zu damals? Resetarits:
Nein, körperlich ist es so wie immer. Ich habe anscheinend einen
guten Körper, was das betrifft – das Kinderkriegen geht bei mir
relativ leicht und jetzt, zwei Wochen später, fühle ich mich total
fit.
Benjamin, Sie sind 26 Jahre alt – im besten Alter, selbst Vater zu
werden... Benjamin: Nein, das kann ich mir auf gar keinen
Fall vorstellen! Die kleine Schwester in Händen zu halten, ist das
eine – eigene Kinder etwas ganz anderes. Ich glaube, ich werde mein
erstes Kind erst kriegen, wenn ich so alt bin wie die Mama heute. Resetarits:
Oder älter – du hast ja das Glück, dass das bei dir geht
(lacht)! Benjamin: Aber auch als Frau muss man sich nicht
hetzen, wenn man 30 ist – wie man sieht, kann man auch noch später
Kinder kriegen. Wichtig ist, bereit dafür zu sein. Ich weiß nicht,
ob die Mama damals bei mir so bereit war wie heute. Ich bin es auf
keinen Fall und ich bin auch nicht so eine starke Persönlichkeit wie
sie.
Macht Sie das stolz, wenn Ihr Sohn so etwas über Sie sagt? Resetarits:
Nein, mir wäre lieber, er würde sagen: Ich bin eine stärkere
Persönlichkeit als meine Mutter. Benjamin: Du hast
eben deine Ziele immer ganz klar verfolgt – bis heute, wo du eine
Baby wolltest. Und jetzt liegt die kleine Bonamie in den deinen
Armen. Ich bin da ganz anders: Ich bin noch immer auf der Suche nach
meinem richtigen, beruflichen Weg.
Was würden Sie Ihrer Mutter raten, in der Erziehung von Bonamie
anders zu machen als damals bei Ihnen? Benjamin: Ich
glaube, man kann die Situationen damals und heute gar nicht
vergleichen. Eine 21-jährige Mutter tickt einfach ganz anders als
eine 48-jährige. Dazwischen hat sie auch noch drei Kinder bekommen –
sie hat also schon enorm viel Erfahrung. Resetarits: Zum
Beispiel in Sachen Schule: Der Benny hat einfach das Pech gehabt,
der Erste zu sein, mit dem ich die Pubertätskrise mit „Nicht
genügend“ im Zeugnis und allem, was dazu gehört, durchlebt habe. Bei
den anderen drei haben wir das alles schon gekannt und gesagt: Egal,
was passiert, wir boxen die durch das blöde Schulsystem. Während wir
dem Benny keine Nachhilfestunden bezahlt haben, weil wir wollten,
dass er es selbst schafft. Darunter hat er natürlich gelitten.
Wie streng ist Karin Resetarits ? Benjamin: Sie wird
immer strenger (lacht). Resetarits: Du sagst oft, dass
ich immer härter werde. Wahrscheinlich, weil ich auch immer
abgehärteter bin. Benjamin: Aber sie ist eine
Mutter, die immer versucht, die individuellen Stärken ihrer Kinder
zu fördern.
Für Ihren Ehemann (mit Martin Kraml hat sie Sohn Tim, 10; Anm.)
ist Bonamie auch die erste Tochter. Geht er mit ihr anders um, als
mit Ihren Söhnen? Resetarits: Nein, jetzt noch nicht
merklich. Zurzeit gibt es bei uns ein „Mädel“- und ein
„Bubenzimmer“: Der Hund und Martin sind abends meist bei Timmy im Zimmer
– und ich bin mit Bonamie im Schlafzimmer. Aus dem einfachen Grund,
dass wir nicht möchten, dass sich Tim vernachlässigt fühlt, weil
jetzt eine kleine Schwester da ist.
Was möchten Sie Ihrer Tochter mit auf den Weg geben? Resetarits:
Ich glaube, das Allerwichtigste für ein Mädchen ist Selbstvertrauen.
Und: innere Zufriedenheit.
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