Gipfeltreffen. 23 Jahre lang brillierte Dagmar Koller als „Eliza“ an der Volksoper. Jetzt tritt Shootingstar Katharina Straßer in ihre Fußstapfen. Der Talk über Karrieredruck, Casting-Wahn und Familienträume.
(c) Michelle Pauty
Zwei Frauen, eine Rolle. Ihr Aussehen könnte unterschiedlicher nicht sein: Die eine trägt Turnschuhe und Lederjacke, die andere eine adrette Bluse, dazu eleganten Schmuck.
Dagmar Koller (68) spielte 23 Jahre lang die „Eliza Doolittle“ in My Fair Lady an der Wiener Volksoper.
Gerade mal so alt ist „Neo-Eliza“ Katharina Straßer, die eigentlich vom Theater kommt (Nestroy-Preis 2007 als beste Nachwuchsschauspielerin) und am 3. April erstmals in der Paraderolle des Erfolgsmusicals brillierte.
Im MADONNA-Interview sprechen die Bühnen-Grande-Dame und der junge Shootingstar über ihre Rolle, Karrieredruck und Glamour-Leben.
Frau Koller, was ist Ihnen bei der Premiere von Frau Strasser durch den Kopf gegangen?
Dagmar Koller: Im Taxi zur Volksoper bekam ich Bauchkrämpfe vor Nervosität, so als müsste ich selbst spielen.
Dabei kam die Katharina dann auf der Bühne so locker rüber.
Katharina Strasser: Ich hatte vor lauter Nervosität den ganzen Tag Bauchweh und auf der Bühne nur einen Gedanken: Gebt mir eine Chance!
Haben Sie sich vorher Aufzeichnungen angeschaut bzw. Tipps von Frau Koller eingeholt?
Strasser: Nein. Wenn man sich was abschaut, verkrampft man und beginnt zu kopieren.
Frau Strasser, tun Sie sich als Tirolerin auf der Bühne schwer mit dem Wiener Dialekt?
Strasser: Nicht wirklich. Natürlich habe ich Wörter am Anfang falsch ausgesprochen. „Die Kälte“ muss eben „die Ködn“ sein (lacht).
Koller: Mit meinem Kärntner Zungenschlag musste ich das Wienerische erst lernen. Stundenlang habe ich zu Hause in der Naglergasse lautstark geübt, wie man richtig „Oasch“ und „heast“ schreit. Die Nachbarn dachten immer, ich hätte Streit mit dem Helmut (lacht).
1993 haben Sie hier die letzte Eliza gespielt. Wehmütig?
Koller: Nein, dafür ist alles zu lange her. Aber ich habe viele schöne Erinnerungen. Damals hat uns die „Mrs. Higgins“, die große Susi Nicoletti, mit Essen versorgt – ich habe den Alkohol mitgebracht (lacht). Das alles kommt nie wieder. Aber ich beneide die Katharina nicht um den Druck, den junge Darstellerinnen heute haben. Ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich endlich meinen Ruhm genießen kann.
Frau Strasser, wie gehen Sie mit dem Hype um Ihre Person um?
Strasser: Der Druck ist stark, aber ich mache mir auch selber Stress. Gerade nach dem Nestroy dachte ich: Jetzt muss ich richtig gut sein. Man bekommt durch die Anerkennungen viel Selbstvertrauen, aber eine „gmahde Wiesn“ ist dieses Business wohl nie.
Koller: Es geht immer runter und rauf. Als ich kein Engagement hatte, habe ich mich von Knackwurst ernährt und geschaut, dass ich irgendwie mein Auto und meine Miete zahlen kann. In Berlin habe ich eine Zeit lang sehr gut verdient, eine Traumwohnung gehabt und viel Whisky getrunken. Dann kamen wieder sechs Monate lang keine Angebote.
Womit kämpfen junge Shooting-Stars, heute und früher?
Koller: Stars von heute gehören mit dreißig schon zum alten Eisen. Viele kommen von Reality-Shows und werden ein Jahr lang herum gereicht, dann kommt frischer Nachschub. Diese Castings und das Bilderverschicken – zum Kotzen!
Strasser: Es kann auch anders laufen. Mir wurde alles in den Schoß gelegt: Ich habe nie vorgesprochen, die Schauspielschule abgebrochen, ich krieg die „Eliza“, obwohl ich nicht vom Musical komme.
Streben Sie jetzt eine Musical-oder eine Theaterkarriere an?
Strasser: Ich möchte eine Musicalausbildung machen und dann unbedingt in diese Richtung weiter arbeiten.
Wie wichtig ist ein geordnetes Privatleben in dem Job?
Strasser: Ich habe einen festen Freund, der gibt mir natürlich viel Halt. Ich habe allerdings nur mehr zwei, drei richtig gute Freunde, die akzeptieren, dass ich so viel arbeite.
Ein Blick in die Zukunft: Kind oder Karriere?
Strasser: Unbedingt beides!
Koller: Ich konnte kein Kind haben, vor allem der Karriere wegen. Ich staune ja, wie eine Madonna das alles unter einen Hut kriegt! Ich habe erst mit vierzig geheiratet. Nachdem ich ein Kind verlor, hätten mein Mann und ich einen Bluttausch machen müssen, aber Helmut wollte das nicht.
Helmut Zilk und Dagmar Koller: Das Glamour-Paar schlechthin. Frau Straßer, fühlen Sie sich in der High Society wohl?
Strasser: Man kann auch ohne Glamour-Leben ein Star sein. Privates möchte ich nicht offen zur Schau stellen.
Welche Ratschläge hat „die Koller“ für „die Straßer“?
Koller: Immer Charakter und Gesicht wahren. Und noch was: Heute könnte ich jeden Abend ausgehen, einen trinken und einfach leben, aber mein Mann kann es nicht mehr. Vergessen Sie neben all dem Proben und Spielen nicht auf das wirkliche Leben!
Zwei Frauen, eine Rolle. Ihr Aussehen könnte unterschiedlicher nicht sein: Die eine trägt Turnschuhe und Lederjacke, die andere eine adrette Bluse, dazu eleganten Schmuck.
Dagmar Koller (68) spielte 23 Jahre lang die „Eliza Doolittle“ in My Fair Lady an der Wiener Volksoper.
Gerade mal so alt ist „Neo-Eliza“ Katharina Straßer, die eigentlich vom Theater kommt (Nestroy-Preis 2007 als beste Nachwuchsschauspielerin) und am 3. April erstmals in der Paraderolle des Erfolgsmusicals brillierte.
Im MADONNA-Interview sprechen die Bühnen-Grande-Dame und der junge Shootingstar über ihre Rolle, Karrieredruck und Glamour-Leben.
Frau Koller, was ist Ihnen bei der Premiere von Frau Strasser durch den Kopf gegangen?
Dagmar Koller: Im Taxi zur Volksoper bekam ich Bauchkrämpfe vor Nervosität, so als müsste ich selbst spielen.
Dabei kam die Katharina dann auf der Bühne so locker rüber.
Katharina Strasser: Ich hatte vor lauter Nervosität den ganzen Tag Bauchweh und auf der Bühne nur einen Gedanken: Gebt mir eine Chance!
Haben Sie sich vorher Aufzeichnungen angeschaut bzw. Tipps von Frau Koller eingeholt?
Strasser: Nein. Wenn man sich was abschaut, verkrampft man und beginnt zu kopieren.
Frau Strasser, tun Sie sich als Tirolerin auf der Bühne schwer mit dem Wiener Dialekt?
Strasser: Nicht wirklich. Natürlich habe ich Wörter am Anfang falsch ausgesprochen. „Die Kälte“ muss eben „die Ködn“ sein (lacht).
Koller: Mit meinem Kärntner Zungenschlag musste ich das Wienerische erst lernen. Stundenlang habe ich zu Hause in der Naglergasse lautstark geübt, wie man richtig „Oasch“ und „heast“ schreit. Die Nachbarn dachten immer, ich hätte Streit mit dem Helmut (lacht).
1993 haben Sie hier die letzte Eliza gespielt. Wehmütig?
Koller: Nein, dafür ist alles zu lange her. Aber ich habe viele schöne Erinnerungen. Damals hat uns die „Mrs. Higgins“, die große Susi Nicoletti, mit Essen versorgt – ich habe den Alkohol mitgebracht (lacht). Das alles kommt nie wieder. Aber ich beneide die Katharina nicht um den Druck, den junge Darstellerinnen heute haben. Ich bin an dem Punkt angelangt, wo ich endlich meinen Ruhm genießen kann.
Frau Strasser, wie gehen Sie mit dem Hype um Ihre Person um?
Strasser: Der Druck ist stark, aber ich mache mir auch selber Stress. Gerade nach dem Nestroy dachte ich: Jetzt muss ich richtig gut sein. Man bekommt durch die Anerkennungen viel Selbstvertrauen, aber eine „gmahde Wiesn“ ist dieses Business wohl nie.
Koller: Es geht immer runter und rauf. Als ich kein Engagement hatte, habe ich mich von Knackwurst ernährt und geschaut, dass ich irgendwie mein Auto und meine Miete zahlen kann. In Berlin habe ich eine Zeit lang sehr gut verdient, eine Traumwohnung gehabt und viel Whisky getrunken. Dann kamen wieder sechs Monate lang keine Angebote.
Womit kämpfen junge Shooting-Stars, heute und früher?
Koller: Stars von heute gehören mit dreißig schon zum alten Eisen. Viele kommen von Reality-Shows und werden ein Jahr lang herum gereicht, dann kommt frischer Nachschub. Diese Castings und das Bilderverschicken – zum Kotzen!
Strasser: Es kann auch anders laufen. Mir wurde alles in den Schoß gelegt: Ich habe nie vorgesprochen, die Schauspielschule abgebrochen, ich krieg die „Eliza“, obwohl ich nicht vom Musical komme.
Streben Sie jetzt eine Musical-oder eine Theaterkarriere an?
Strasser: Ich möchte eine Musicalausbildung machen und dann unbedingt in diese Richtung weiter arbeiten.
Wie wichtig ist ein geordnetes Privatleben in dem Job?
Strasser: Ich habe einen festen Freund, der gibt mir natürlich viel Halt. Ich habe allerdings nur mehr zwei, drei richtig gute Freunde, die akzeptieren, dass ich so viel arbeite.
Ein Blick in die Zukunft: Kind oder Karriere?
Strasser: Unbedingt beides!
Koller: Ich konnte kein Kind haben, vor allem der Karriere wegen. Ich staune ja, wie eine Madonna das alles unter einen Hut kriegt! Ich habe erst mit vierzig geheiratet. Nachdem ich ein Kind verlor, hätten mein Mann und ich einen Bluttausch machen müssen, aber Helmut wollte das nicht.
Helmut Zilk und Dagmar Koller: Das Glamour-Paar schlechthin. Frau Straßer, fühlen Sie sich in der High Society wohl?
Strasser: Man kann auch ohne Glamour-Leben ein Star sein. Privates möchte ich nicht offen zur Schau stellen.
Welche Ratschläge hat „die Koller“ für „die Straßer“?
Koller: Immer Charakter und Gesicht wahren. Und noch was: Heute könnte ich jeden Abend ausgehen, einen trinken und einfach leben, aber mein Mann kann es nicht mehr. Vergessen Sie neben all dem Proben und Spielen nicht auf das wirkliche Leben!