Die Grippe hat Österreich derzeit voll im Griff, vier Wochen früher als prognostiziert. Der Grund: Eine neue Virusvariante. Allein in Wien ist die Anzahl der Krankenstände doppelt so hoch wie vor einem Jahr.
Etwa 500 Menschen waren in der Vorwoche in der Bundeshauptstadt wegen einer Influenza-Erkrankung im Krankenstand. 2024 waren zum selben Zeitpunkt um fast die Hälfte weniger.
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Dafür sank die Zahl der grippalen Infekte leicht. Rund 23.000 Personen in Wien waren in derselben Woche auf Krankenstand. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um sechs Prozent zurückgegangen.
Grippewelle hat begonnen
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) sagte gegenüber "ORF Wien": "Da bereits in mehr als 20 Prozent der entnommenen Proben Grippeviren nachgewiesen wurden, kann bereits etwa vier Wochen früher als in den vorangegangenen Saisonen vom Beginn der Grippewelle gesprochen werden."
Österreich ist nicht das erste Land, welches die neue Influenza-Virusvariante H3N2(K) überrollt. In Australien sowie in Westeuropa, etwa in Großbritannien, löste diese Variante eine frühe und schwere Grippewelle aus. H3N2(K) steckt viel mehr Menschen, vor allem Jüngere, an.
Keine neuen Symptome
Die Symptome der neuen Grippe-Variante sind gleich zu den bisherigen. Laut Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien treten hohes Fieber, starker Husten und Muskelschmerzen auf.
Sie erklärte am Samstag im "Wien heute"-Studiogespräch, dass das Virus "nicht aggressiver dahingehend sei, dass es kränker macht. Es verbreitet sich nur besser aus verschiedenen Faktoren, die da zusammenspielen. Und damit haben wir dann in Summe eine frühere und stärkere Influenza-Welle."
Antikörper fehlen
Laut der Virologin seien die meisten Menschen bisher nicht mit dem veränderten Virus in Kontakt gekommen, wodurch das Immunsystem dagegen erst Antikörper bilden muss. Redlberger-Fritz: "Und dann haben wir auch noch den Effekt, dass wir eigentlich die letzten zwei Saisonen relativ moderate Influenza-Wellen hatten. Und man weiß aus den Erfahrungen der letzten 20, 30 Jahre, dass immer, wenn wir ein oder zwei schwache Jahre hatten, dann eine starke Welle folgt."
Die neue Variante profitiert auch davon, weil ein oder mehrere Geburtsjahrgänge weniger Kontakt mit den Grippeviren hatten: "Und wenn Kinder diese Infektion erstmals durchmachen, haben sie immer sehr viel Virus, das sie ausscheiden, und das über einen sehr langen Zeitraum."
"Idealer Motor in der Ausbreitung"
Die Virologin bezeichnet dies als "idealer Motor in der Ausbreitung". Redlberger-Fritz erklärt: "Die stecken sich dann gegenseitig in den Schulen und Kindergärten an und bringen sie in ihre Familien. Und damit haben wir wirklich eine Welle, die sich in sich quasi aufbaut und sich in sich selbst verstärkt."
Redlberger-Fritz rät, egal welche Altersgruppe, zur Grippeimpfung. Der jetzige Impfstoff ist auf die neue Variante noch nicht angepasst. Trotzdem könnte dieser vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Die Virologin: "Es sollte sich generell jeder impfen lassen, weil wir sehen, dass sich die Grippe sehr stark ausbreitet. Und der Schutz der Influenza-Impfung beginnt in etwa nach sieben Tagen schon." Die Impfung schützt dann nach 14 Tagen.
Corona-Welle vorbei
Dafür flacht laut der Virologin nun die Covid-Welle vom September und Oktober ab: "Wir sehen jetzt immer noch Fälle, die sind am Ausschleichen, und wir sehen, dass da jetzt die Grippe kommt, und da löst das eine das andere eigentlich ab."
In der Regel dauert eine Grippewelle zwölf bis 16 Wochen. Redlberger-Fritz: "Wenn sie früher beginnt, können wir auch davon ausgehen, dass sie früher endet. Aber die Grippe ist immer für eine Überraschung gut, und dementsprechend bin ich da sehr vorsichtig mit der Prognose."