Stephansdom-Requiem:

Emotionaler Abschied von Karel Schwarzenberg

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Bundespräsident Van der Bellen und zahlreiche weitere Trauergäste nahmen Samstag am Requiem für Karel Schwarzenberg teil.

Bei einem Gottesdienst im Wiener Stephansdom haben Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie zahlreiche weitere Vertreter aus Politik, Diplomatie und Gesellschaft am Samstag an den im November verstorbenen früheren tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg (1937-2023) erinnert. Van der Bellen würdigte den Verstorbenen unter anderem als "großes Vorbild", "außergewöhnlichen Politiker" und Staatsmann im besten Sinn.

Schwarzenberg sei "früher als viele andere ein überzeugter Demokrat und glühender Europäer" gewesen, erinnerte der Bundespräsident. Außerdem betonte er in seiner Ansprache am Ende der Feier die "tiefen Spuren" und die "große Lücke", die Schwarzenberg hinterlasse. "Karel Schwarzenberg wird uns immer ein großes Vorbild sein. Einer, der das Wohl aller vor den persönlichen Vorteil gestellt hat. Den Frieden, das Europäische vor das nationale Interesse", sagte das Staatsoberhaupt.

Als jemand, "der seine Verantwortung gesehen hat, völlig unbestechlich war, sich zur Verfügung gestellt hat für das Große und Ganze", habe Schwarzenberg den "Idealtypus eines Staatsmanns" dargestellt. Gleichzeitig sei er "Citoyen im besten Sinne" gewesen. "Jemand, der sich dem Gemeinwesen verpflichtet sieht, stets engagiert, aber nicht um der eigenen Karriere und Vorteile willen, sondern um einer Idee zu dienen. "

Glühender Europäer

In der Lebensgeschichte des Verstorbenen spiegle sich die Geschichte Europas, so Van der Bellen weiter. Schwarzenberg repräsentiere heute auch die vielen Menschen, die ihre Wurzeln in verschiedenen Ländern haben. "Das mehrsprachige Europa. Das vielschichtige Europa. Ein Europa, das durch ihn ein Gesicht und eine Zukunft bekommen hat", sagte der Bundespräsident.

Van der Bellen erinnerte außerdem daran, dass Schwarzenberg als einen seiner Vornamen auch jenen des bekannten "Brückenheiligen" Johannes Nepomuk getragen habe. Wie sein Namenspatron sei Schwarzenberg "unbeugsam", "von größtem Gerechtigkeitssinn erfüllt" und doch gleichzeitig "Brückenbauer" gewesen unter anderem zwischen Österreich und Tschechien oder für die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen.

Ausdrücklich würdigte der Bundespräsident die Dialogfähigkeit Schwarzenbergs, der "in Schlössern genauso zu Hause war, wie im Kaffee- und im Wirtshaus" und "trotz seines aristokratischen Hintergrunds immer nahbar und menschlich blieb". Van der Bellen: "Er war einer, der immer mit jenen den Kontakt und Austausch suchte, die nicht seiner Meinung waren; der Menschen aller Generationen und Meinungen versammelte und gemeinsam nach Lösungen für eine gute Zukunft suchte; einer, der Politik so verstand, wie man sich das von Menschen in gewählten Funktionen heute nur wünschen kann."

Requiem mit Familie und Wegbegleitern

"Wir nehmen Abschied von einem großen Menschen, großen Christen und großen Mann der Öffentlichkeit", sagte Schönborn beim Requiem im Beisein der Familie und zahlreicher Wegbegleiter Schwarzenbergs. Schönborn hob in seiner Predigt hervor, wie Schwarzenberg in seinem Leben, das von einem selbstverständlichen und tiefen christlichen Glauben mitgetragenen war, Tradition mit Wachsamkeit und Offenheit für das Neue verband.

Heinz Fischer und Karel Schwarzenberg

Heinz Fischer und Karel Schwarzenberg

© TZ Oesterreich Juvan Norbert
× Heinz Fischer und Karel Schwarzenberg

Am Requiem nahmen neben viele anderen Altbundespräsident Heinz Fischer, Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), Ex-Außenministerin Ursula Plassnik sowie NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger und Europaparlaments-Vizepräsident Otmar Karas (ÖVP) teil. Auch Vertreter mehrerer europäischer Adelshäuser waren in den Stephansdom gekommen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Wiener Dommusik mit dem Requiem in d-moll von Wolfgang Amadeus Mozart.

Eindrucksvolle Polit-Karriere

Karel Schwarzenberg, der in den Jahrzehnten nach der "samtenen Revolution" von 1989 zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Politik in Tschechien zählte, war am 12. November im Alter von 85 Jahren in einem Wiener Krankenhaus gestorben. Der offizielle Begräbnisgottesdienst in Prag fand am 9. Dezember statt. Die Besetzung erfolgte in der Familiengruft der Schwarzenbergs auf Schloss Orlík in Südböhmen. Dort hatte Karel Schwarzenberg auch seine Kindheit verbracht, bevor die Familie nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948 die Tschechoslowakei verlassen musste.

In den Jahrzehnten danach verbrachte Schwarzenberg einen großen Teil seines Lebens auch in Wien. Nach der Wende in der Tschechoslowakei 1989 war er Chef der Präsidentenkanzlei von Vaclav Havel (1936 bis 2011) auf der Prager Burg. Von 2007 bis 2009 und noch einmal von 2010 bis 2013 amtierte er als tschechischer Außenminister. Bis zu seinem Tod war er Ehrenvorsitzender der von ihm 2009 mitbegründeten rechtsliberalen Partei TOP 09. 2013 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten, unterlag in der Stichwahl jedoch Milos Zeman.

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