Prozess des Jahres

Ex von Amokfahrer: Er lügt und ist gewalttätig

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Von Weinkrämpfen geplagt erzählt Frau ihr Martyrium.

Finale im Prozess gegen den Amokfahrer: Es dauerte einige Minuten, bis Alen R.s Ex-Frau überhaupt sprechen kann – Weinkrämpfe schütteln ihren schmächtigen Körper. „Wer ist Alen R.?“, will Richter Andreas Rom wissen. „Er ist gewaltbereit, ein Schauspieler, ein Macho“, schildert die Mutter zweier kleiner Kinder – sie waren wenige Tage vor der Amokfahrt ins Frauenhaus geflüchtet. „Er hat mich mit der Waffe bedroht, geschlagen, ich durfte vier Jahre meine Eltern nicht sehen.“ Auch die Schwiegereltern hätten sie geschlagen. „Ich war ein U-Boot. Ich konnte nirgends hin.“

Alen R.: täglich Drogen 
mit Inhalationsgerät

Martyrium. R. habe im Flur zwölf Cannabispflanzen gezogen. Seine Ex-Frau: „Er hat täglich von morgens bis abends inhaliert. Wenn er konsumiert hat, war er aggressiv.“ Alen R. habe sie gezwungen, ein Kopftuch zu tragen. Die Frau: „Er wollte, dass ich die Burka trage, und er wollte vier Frauen heiraten.“ Kurz vor der Amokfahrt im Juni des Vorjahres mit drei Toten und Dutzenden Verletzten sei er eine Woche lang täglich nach Graz gefahren. „Dabei hatte er eine 70 Zentimeter lange Machete in der Tasche“, schildert die Frau. Ob sie gefragt habe, wozu, will der Richter wissen. „Nein, wenn ich etwas gefragt habe, hat er mich geschlagen.“

Immer wieder bricht R.s frühere Frau in Tränen aus, schilderte R.s Schussübungen von Balkon und Terrasse aus. Außerdem habe er sich ständig verfolgt gefühlt. „Von wem?“, fragte Richter Rom. „Von Türken und Marsmenschen.“ Und was sagt R. dazu? „Sie will mich anschwärzen.“ Der Prozess geht am Mittwoch mit den Gutachtern ins Finale.

Alen R.s Ex-Frau schilderte ihre vier Jahre in der „Hölle von Kalsdorf“

Aussage. Alen R. habe sie in Bosnien kennengelernt. „In den ersten drei Monaten war er nett“, so die junge Frau, aber dann begann ihr Martyrium.

  • Über Alen R.: „Ich kenne ihn sehr gut. Er hat das von seiner Mutter gelernt. Die ist auch eine gute Schauspielerin.“
  • Über R.s Verhalten: „Er hat von morgens bis abends Cannabis geraucht. Von Balkon und Terrasse hat er geschossen. Mit Autokäufern hat es Streit gegeben. Das habe ich vom Fenster aus gesehen.“
  • Über R.s „Wahn“: „Er hat sich ständig bedroht gefühlt. Zuerst von den Türken, dann von den Marsmenschen.“

Zu Wort kamen am Dienstag auch Zeugen, darunter ein Vater und sein Sohn, die R. gegen Ende der Amokfahrt erfasst hatte.

  • Der Vater – 18 Brüche an den Beinen: „Für mich war das ein Mordanschlag. Ich kann mich nur noch an den Aufprall erinnern. Ich habe das Auto gar nicht gesehen, aber gehört. Es war der Kick-down, wenn man bei der Automatik Vollgas gibt.“
  • Der Sohn: „Wir waren mit den Fahrrädern unterwegs. Das Auto habe ich gar nicht gesehen.“
  • Die Ehefrau: „Ich bin zwischen den Schwerverletzten hin- und hergerannt. Dann habe ich meinen zweiten Sohn geholt und gesagt: ‚Wir müssen uns von Philipp verabschieden, der stirbt jetzt.‘“
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