Wegen mangelnder Rettungsmaßnahmen droht Reederei Klage durch die Passagiere.
Alle fünf auf der Fähre Norman Atlantic gefangenen Österreicher erreichten am Mittwoch sicher und gesund die Heimat. 13 Menschen mussten jedoch sterben – wohl auch wegen der lückenhaften Rettung: „Es gab keine Durchsagen, was zu tun ist. Die Besatzung hat nicht geholfen. Die Passagiere waren auf sich alleine gestellt, ein paar sind einfach ins Meer gesprungen“, erzählt der Salzburger Erwin Schrümpf .
Es war eisig kalt und stürmisch, nahe dem Feuer aber wieder brütend heiß. 36 Stunden gab es kein Wasser, 48 Stunden keine Nahrung. „Viele waren schon sehr schwach und hatten keine Kraft, sich zu den Helikoptern zu schleppen.“
Auch der Vorarlberger Cengiz Hariz berichtet von Chaos an Bord: „Junge Griechen haben sich in die Helikopter gedrängt, aber Kinder und Frauen blieben zurück“, sagt er. Der Tiroler Mehmet Güyen: „Es dauerte vier Stunden, bis die Rettung begonnen hat.“ Schrümpf und Hariz halfen den anderen und gingen kurz vor dem Kapitän von Bord.
Stellen die Passagiere jetzt Schadenersatzforderungen?
Die Österreicher verloren bei der Tragödie ihre Autos. Der Lkw der „Griechenlandhilfe“ von Erwin Schrümpf brannte komplett ab. Gut möglich, dass es jetzt zu einer Sammelklage kommt. „Das ist eine gute Idee, ich würde mich einer Klage anschließen“, sagt Schrümpf.
Überlebender will eine Sammelklage: "Besatzung half nicht"
ÖSTERREICH: Lief bei der Rettung alles reibungslos ab?
Erwin Schrümpf: Nein! Es gab keine offiziellen Durchsagen, was zu tun ist. 36 Stunden hatten wir kein Wasser, 48 Stunden keine Nahrung. Es war eisig und stürmisch, nahe dem Feuer unfassbar heiß. Nur die Arbeit der italienischen Marine war lobenswert.
ÖSTERREICH: Mussten Sie Menschen sterben sehen?
Schrümpf: Ich hielt einen Mann am Arm fest, der in Richtung Meer schaute. Dann riss er sich los und stürzte sich in den Tod.
ÖSTERREICH: Was halten Sie von einer Sammelklage?
Schrümpf: Das ist eine gute Idee. Ich würde mich dieser Klage anschließen.
