Nach Urteil

Hannes Kartnig: "Ich gehe ins Kloster"

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Am Freitag endete der Prozess. Über das Schock-Urteil und seine weiteren Pläne.

Nach dem Hammer-Urteil und einer schlaflosen Nacht schnappte Kartnig am Freitag seine Ehefrau Claudia und düste mit ihr nach Schärding in Oberösterreich. „Ich gehe jetzt einmal ins Kloster“, verrät er. „Nach dem absurden Urteil muss ich mit meiner Frau einmal runterkommen.“ Ein paar Tage in der Isolation, dann wird Kartnig nach Graz zurückkehren und mit seinen Anwälten die Berufung gegen das Urteil angehen. „Ich hoffe nach wie vor auf Gerechtigkeit“, sagt er.

Urteil im Kartnig-Prozess

Fest steht: Kartnigs Horror-Urteil (fünf Jahre unbedingte Haft und 6,637 Millionen Euro Strafe) – damit hatte wohl niemand gerechnet. Am wenigsten der ehemalige Sturm-Graz-Präsident selbst. Er ist nun unter anderem wegen Steuerhinterziehung und schweren Betrugs verurteilt worden.

22,8 Millionen Strafe (!)
Aber Hannes Kartnig war nicht der Einzige, der am Freitag Schmalz ausfasste: Auch alle sieben Mitangeklagten fassten eine saftige Strafe aus. Einem Ex-Vorstand droht ebenfalls, wie Kartnig, eine Haftstrafe. Insgesamt wurden die acht Angeklagten zu einer Geldstrafe von 22,8 Millionen Euro verurteilt! Hannes Kartnig hofft jetzt auf Milde vom Obersten Gerichtshof.

Kartnig: "Ich war so ein Trottel"

ÖSTERREICH: Herr Kartnig, wie haben Sie geschlafen?
Hannes Kartnig: Wie soll man nach so einem absurden Urteil schlafen? Schlecht bis gar nicht. Aber ich hab so viele Mails bekommen, auch von Leuten, die mich nicht mögen. Alle sind der Meinung, dass das Urteil total überzogen ist. Sie sagen, der Kartnig hat auch sehr viel geleistet, was da bei Gericht passiert ist, war nicht korrekt.

ÖSTERREICH: Was war bei Gericht nicht korrekt?
Hannes Kartnig: Ich kriege unbedingte Haft für einen Betrug, der so nie stattgefunden hat. Es gab ja keinen Missbrauch von Geld aus der Landesförderung. Wir haben die 1,2 Millionen nie bekommen, weil ich keine Bankgarantie hinterlegt hab. Obwohl kein Schaden entstanden ist, bewerten Richter und Staatsanwalt das als schweren Betrug. Ich bin völlig fassungslos.
Claudia Kartnig: Wissen Sie, mein Mann hat sich nie selbst bereichert, hat nix davon gehabt, hat für Sturm alles gemacht. Dann bekommt er so eine Strafe. Ich möchte wissen, wie der Richter geschlafen hat. Er muss doch ein Gewissen haben. Aber in diesem Land gibt es keine Gerechtigkeit.

ÖSTERREICH: Können Sie die 6,6 Millionen Euro Geldstrafe überhaupt aufbringen?
Hannes Kartnig: Diese Summe ist utopisch. Ich hab ja keine Gelddruckmaschine zu Hause. Ich hoffe auf die Berufung und dass der Oberste Gerichtshof für Gerechtigkeit sorgt.
Claudia Kartnig: Mein Mann versteht die Welt nicht mehr. Für die Leute ist er aber als Betrüger abgestempelt, ich fühle mich in diesem Land nicht mehr sicher. Man muss in Österreich das Rechtssystem hinterfragen. Ein Mörder geht bei guter Führung vorzeitig frei, mein Mann kriegt fünf Jahre für einen Betrug, der nicht passiert ist.

ÖSTERREICH: Mussten Sie Ihren Reisepass abgeben?
Hannes Kartnig: Nein! Wieso? Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Ich bin ein freier Mann und kann in der Welt hinfahren, wo ich will. Okay, ich hab Steuern hinterzogen, das gebe ich zu, aber sonst hab ich nichts gemacht. Ich hab in diesem Land keinen beschissen.
Claudia Kartnig: Man sollte über ganz Österreich ein Riesengefängnis bauen. Alle haben in diesem Land schon Steuern hinterzogen. Die Putzfrau, der Gärtner und der Autolackierer ...

ÖSTERREICH: Herr Kartnig, was tut Ihnen im Nachhinein denn am meisten leid?
Hannes Kartnig: Dass ich in diesem System mitgespielt hab. Ich war so ein Trottel. Die Schwarzgeldzahlungen an die Spieler hab doch nicht ich erfunden, die hat es schon vor meiner Zeit gegeben.

ÖSTERREICH: Die Berufung kann sich bis zu einem Jahr hinziehen. Haben Sie Angst, dass Sie krank werden?
Hannes Kartnig: Natürlich hoffe ich, dass ich nicht krank werde. Ich rechne mit einer gewissen Gerechtigkeit. Es herrscht doch Fassungslosigkeit unter allen Verteidigern und Rechtsexperten in Österreich. Mit mir will die Finanz nur eine fette Kuh schlachten.


Interview: Walter Unterweger

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Urteil im Kartnig-Prozess

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