Untersuchungen

Keine Ruhe für Haider

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Jörg Haiders Leiche befindet sich höchstwahrscheinlich bei einem privaten Bestatter in Klagenfurt. Wann er eingeäschert wird, ist weiter unklar.

Das Rätselraten um Jörg Haiders Leiche nimmt kein Ende. Am Donnerstag hieß es noch, sie würde nach Italien oder in die Schweiz gebracht, um weitere Obduktionen vorzunehmen. Grund: Die Familie kann nicht glauben, dass sich Haider derart betrunken hatte, dass er bei seinem Unfall 1,8 Promille Alkohol im Blut hatte. Und so rankten sich zuletzt Gerüchte um K.o.-Tropfen, die Haider womöglich verabreicht worden waren. Allerdings: Die Leiterin der Grazer Gerichtsmedizin, die Haider untersuchte, schließt diese Theorie aus.

Haider nicht im Ausland
Weitere Untersuchungen der Familie wurden daraufhin angestellt, denn die Familie kann nach dem Abschluss der gerichtsmedizinischen Arbeit weitere Obduktionen vornehmen lassen.

Haider immer noch nicht eingeäschert. Derartige weitere Untersuchungen sind wohl letztlich der Grund dafür, dass Jörg Haider noch immer nicht im Villacher Krematorium eingeäschert wurde.

Derzeit ist der Leichnam im Kühlhaus eines privaten Bestattungsunternehmens in Klagenfurt – erst zum Zeitpunkt der Einäscherung soll sie dann ins Krematorium überstellt werden.

Gewebeproben
Dort wird sie auch bleiben, zumindest so lange, bis man ihr ein zweites Mal Gewebeproben entnimmt. Das erste Mal wurden ihr solche Proben bei der Obduktion in der Gerichtsmedizin in Graz entnommen. Diese Proben gelten einstweilen als Beweisstücke.

Leiche nicht verfrachten
Diese Gewebeproben sind wichtig, denn: Um eine Untersuchung durchzuführen, muss dadurch nicht, wie noch vor wenigen Tagen vermutet wurde, die gesamte Leiche quer durch Europa zu einem Spezialisten geschickt werden. Gerichtsmediziner bestätigen: Einige Teile aus den Schlüsselstellen des Körpers reichen aus, um genaue Ergebnisse, etwa über Herzversagen oder Zufuhr von Substanzen wie K.o.-Tropfen, zu bekommen.

Ergebnisse in zwei bis drei Wochen
Welche Schlüsselstellen das sind, hängt ganz von der Untersuchung ab. Will man zum Beispiel feststellen, ob Haider zum Beispiel K.o.-Tropfen oder Schlafmittel verabreicht wurden, muss eine Blut- oder Harnuntersuchung durchgeführt werden.

Dort können die Toxikologen kleinste chemische Spuren nachweisen. Normal dauert eine solche Untersuchung mehrere Wochen, in derart dringenden Fällen allerdings sind binnen zwei bis drei Tage alle Ergebnisse bekannt.

Die Spezialisten für solche Untersuchungen sind etwa die Gerichtsmedizin München oder auch St. Gallen in der Schweiz. In Italien gibt es kein nennenswertes gerichtsmedizinisches Institut. Dafür aber eines in ­Österreich: Die Gerichtsmedizin Innsbruck gehört zu den besten Instituten weltweit.

Hatte Haider Herzinfarkt?
Will man jedoch nachweisen, dass Haider an einem Herzinfarkt oder Gehirnschlag starb, den er kurz vor dem Unfall erlitten haben könnte, brauchen die Ärzte dafür geeignete Gewebeproben aus den jeweiligen Organen.

Diese sogenannten morphologischen Untersuchungen müssen von Spezialisten durchgeführt werden, die sich speziell mit Herzinfarkten auskennen. Der Familie würde es dabei frei stehen, welchen Arzt sie wählt. Eine morphologische Untersuchung dauert für gewöhnlich zwei bis drei Stunden.

Erst wenn diese Untersuchungen abgeschlossen sind, kann man letztlich im Detail sagen, ob nun Alkohol oder andere Ursachen am Tod Haiders Schuld tragen.

Erst dann, wenn absolute Klarheit herrscht, werden Haiders sterbliche Überreste, so wie von ihm verfügt, tatsächlich eingeäschert und danach in einer Kapelle im Bärental beigesetzt.

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