Fall der Woche

Kult-Elch Emil hat schon mehr als 350 km in den Beinen

Elch-Bulle Emil - der Österreich ans Herz gewachsen ist wie noch selten ein Wildtier davor - ist weiter unermüdlich auf Wanderschaft. Laut Beobachtungen ist er mittlerweile an 40 Orten aufgetaucht und schaute sogar bei einem Metal-Festival vorbei.

Elch Emil

Biologe Armand Colard begleitete Emil, den er im Garten seiner Schwiegermutter antraf, durch Korneuburg: "Dieser Elche ist tiefenentspannt".

© Facebook

NÖ. Emil Durchhaltevermögen ist erstaunlich, aber naturgegeben: An die 340 Kilometer hat das 2- bis 3-jährige Jungtier, das davor aus Polen aufgebrochen ist, bereits in den Beinen, seit er am 2. Juni erstmals auf tschechischem Boden in Ludgeřovice gesichtet worden ist.

An und für sich ist nichts ungewöhnlich daran, dass ein Elch-Bulle auf der Suche nach einem Revier und einer Partnerin lange Strecken zurücklegt - 10 bis 80 Kilometer pro Tag sind je nach Konstitution und Landschaft drin: Elche sind Einzelgänger, sie haben den Trieb dazu loszuziehen - und dem folgen sie auch. Elche wandern sehr lange Strecken. Was nicht üblich ist, ist die Richtung, die Emil eingeschlagen hat, nämlich nach Süden, wo es immer wärmer wird. Temperaturen von minus 50 °C sind für sie kein Problem. Bei plus 10 °C bis minus 20 °C fühlen sie sich am wohlsten; wird es zu heiß, leiden sie an Hitzestress.

Elch Emil
© Facebook

Facebookgruppe hat schon fast 6.500 Emil-Fans

Noch ungewöhnlicher ist, wie wenig menschenscheu der Paarhufer (aus der Familie der Hirsche), der ausgewachsen eine Schulterhöhe von bis zu 2,30 Meter erreichen kann, ist: Er ist seit drei Monaten unterwegs, verließ Polen, durchquerte einen großen Teil Mährens, tauchte plötzlich in der Slowakei auf und erregt neuerdings in Ostösterreich große Aufmerksamkeit. Nach Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen, sozialen Netzwerken und Beobachtungen durch stille behördliche Begleiter ist Emil an und teils in  etwa 40 Orten aufgetaucht, lässt sich durch Fotografieren und Filme überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, erstaunte als Zaungast beim großen Metal-Festival Masters of Rock in Vizovice, überquerte die Staatsgrenze zu Österreich auf offener Straße von Břeclav kommend und marschierte hernach durchs Weinviertel nach Großkrut, Mistelbach, Gaweinstal, Würnitz und Harmannsdorf, so richtig los ging der Hype in Korneuburg, wo er im Garten der Schwiegermutter eines umtriebigen Biologen die hiesige Aufmerksamkeitsbühne betrat - eine von eben jenem Armand Colard mitgegründete Facebookgruppe hat mittlerweile schon fast 6.500 Mitglieder.

Elch Emil
© Emil ist, wie auch Fotos Ende August in Klosterneuburg zeigen, ein guter Schwimmer (Oguz Furkan Ates

Die ganz große Emil-Show ging spätestens los, als der Elch in Korneuburg die Wienerstraße entlang mehrerer Supermärkte Richtung Langenzersdorf trottete, sich in Tuttendörfl am Golfplatz herumtrieb und fast als Geistergeher auf die Autobahn abbog. Die bereits erwähnten stillen Behördenvertreter und die Polizei, die Emil immer mit Respektabstand begleiten, konnten ihn davon abhalten. In derselben Nacht schwamm der Star-Elch über die Donau nach Klosterneuburg und begeisterte Augenzeugen mit einem Catwalk im dortigen Strandbad bzw. im dazugehörigen Donau-Altarm. Danach ging es weiter nach Greifenstein, St. Andrä-Wördern und von dort in Tullnerfeld - einen Abstecher nach Wien hat er offenbar bewusst ausgelassen. Demnächst muss er irgendwie die S33, die von Norden nach St. Pölten führende mehrspurige "Autobahn" nach St. Pölten überqueren - durchaus ein großes Etappen-Problem! Sein Ziel scheint letztlich aber klar zu sein:

Emil will in den Böhmerwald im Grenzgebiet Mühlviertel, Tschechien und Bayern, wo es eine kleine Population von zirka 20 Elchen gibt. Geschätzte 200 Kilometer hat er noch vor sich und noch einmal muss er dafür die Donau queren. Die Wanderung von Emil bzw. das Thema Elch wird uns noch eine Zeit lang begleiten...

Elch Emil

Sichtung aus einem Fahrzeug heraus: Montag gegen 6.30 Uhr zwischen Hadersfeld und Reha-Zentrum Weißer Hof.

© Günter Scholtz

Elch Emil
© Laskaris

Emil
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Wie man sich gegenüber einem Elch verhält

Grundsätzlich gilt dieser Tage vor allem in den Gebieten, über die ohnehin laufend berichtet wird: bremsbereit fahren (siehe auch Jux-Kleber oben, der doch ein großes Körnchen Wahrheit in sich trägt). Außerdem wird die Bevölkerung gebeten, Folgendes zu berücksichtigen:

  • Nicht anfüttern oder anlocken: Emil findet seine Nahrung, wie junge Triebe und Knospen, ganz von selbst. Er soll sich auch nicht zu sehr an Menschen gewöhnen oder gar seine Zelte fix in besiedeltem Gebiet aufschlagen.
  • Nicht stressen: Bitte nicht zu nahe herangehen, um z.B. Videos oder Fotos zu machen oder mit lauten Geräuschen versuchen, ihn zu verscheuchen. Ein gestresster Elch könnte in Panik auf eine Straße oder Bahngleise springen, was für alle Beteiligten nicht sonderlich glimpflich enden würde.

Die Empfehlung von Wildtier-Kennern ist, Emil weiter zu beobachten, aber nur dann die Behörden zu verständigen oder einzugreifen, wenn er sich in einer gefährlichen Situation befindet, aus der er nicht mehr selbstständig herauskommt.

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