Eltern wollen Geld

Natascha-Familie klagt Republik

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Natascha will mit der Republik abrechnen. Im Windschatten dabei: ihre Eltern.

323 Euro für jeden Tag ihrer Gefangenschaft – in Summe rund eine Million. Knapp vor Verjährung des Anspruches bittet Entführungsopfer Natascha Kampusch (23) jetzt die Republik zur Kasse. Wie berichtet, hat ihr Anwalt Gerald Ganzger bei der Finanzprokuratur eine Entschädigungsforderung eingebracht. Begründung: Sorgfältige Arbeit der Polizei hätte Natascha ein achtjähriges Martyrium erspart.

Pannen
Top-Jurist Ganzger konkret: „Unsere Argumente sind, dass mehrere Pannen passiert sind. Ein sehr dichtes Indiziennetz wies schon im April 1998 auf Wolfgang Priklopil als Entführer hin, aber weitere Ermittlungsschritte wurden unterlassen.“

Geld wird gespendet
Furchtbare Folge: Kampusch konnte sich erst im August 2006 aus ihrer Gefangenschaft befreien. Und für das erlittene Leid will sie jetzt Geld, das freilich für Hilfsprojekte verwendet werden soll.

Das Innenministerium hat jetzt drei Monate Zeit für eine Reaktion. Laut Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt soll aber schon bis 23. März eine Stellungnahme vorliegen. Der Anwalt glaubt zu wissen: „Die Chancen stehen gut.“

Familiensache
Für hitzige Debatten sorgt indes eine weitere Forderung: Nataschas Mutter, Brigitta Sirny, will 150.000 Euro als Abgeltung für Seelenschmerz durch die unterbliebene Befreiung ihrer Tochter. Auch Vater Ludwig Koch hat bereits einen Anwalt konsultiert, aber noch keinen Anspruch angemeldet: „Man wird von mir hören – so oder so.“

 

Kampusch-Anwalt Gerald Ganzger:

„Primär geht es nicht um Geld“

ÖSTERREICH: Sie haben sich mit einem Aufforderungsschreiben an die Finanzprokuratur gewandt. Was erwarten Sie?
Georg Ganzger: Wir erwarten uns eine Antwort und damit eine erste offizielle Stellungnahme. Bisher gab es seitens des Innenministeriums zu den Ermittlungsfehlern im Fall Kampusch noch nie eine Einladung zu Gesprächen. Das hätte ich mir gewünscht.

ÖSTERREICH: Aber es geht ja auch um eine Entschädigung.
Ganzger: Primär geht es nicht um Geld. Wir mussten eine konkrete Forderung angeben, das war so vorgeschrieben. Frau Kampusch hat schon im Vorfeld gesagt: Sie würde die Gelder für Hilfsprojekte verwenden wollen.

(mud)

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