Horror-Haus soll weg

Natascha Kampusch will Haus abreißen

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Sie will einen Schlussstrich unter das dunkelste Kapitel ihres Lebens ziehen.

Ein unscheinbares, graues Haus in der Heinestraße 60 in Strasshof (NÖ): Hier, im Keller dieses verwilderten und unbewohnten Anwesens, musste Natascha Kampusch achteinhalb Jahre lang ein schreckliches Martyrium über sich ergehen lassen.

Im ÖSTERREICH Interview (siehe unten) schließt sie jetzt mit diesem dunklen Kapitel in den Fängen von Wolfgang Priklopil ab. Für das „Horror-Haus“, das sie im Mai 2008 nach einer Vereinbarung mit der Mutter von Wolfgang Priklopil erwarb, hat Kampusch konkrete Pläne. „Am liebsten würde ich das Haus abreißen lassen. Abreißen klingt gut. Es ist nur eine Belastung“, sagt sie zu ÖSTERREICH.

Zwar war sie kurz nach dem Kauf öfters beim Entrümpeln in der Heinestraße beobachtet worden und gönnte sich im Garten immer wieder Momente zum Nachdenken. Doch zuletzt verbrachte Natascha kaum noch Zeit dort.

Horror-Haus in Amstetten. Auch jenes Haus in Amstetten, in dem Josef Fritzl 24 Jahre lang seine Tochter gefangen hielt, soll abgerissen werden.

ÖSTERREICH-Interview mit Natascha Kampusch:

ÖSTERREICH: Frau Kampusch, Sie haben einmal gemeint, Ihr Buch sei für Sie ein therapeutischer Prozess gewesen.

Natascha Kampusch: Ich weiß nicht, ob ich es jetzt als therapeutisch bezeichnen würde. Aber der Effekt, den das Buch gehabt hat, war auf jeden Fall positiv. Es war ein Schlussstrich.

ÖSTERREICH: Von was leben Sie derzeit eigentlich? Haben Sie ein Einkommen?

Kampusch: Ich lebe von den Tantiemen meines Buchs.

ÖSTERREICH: 2012 soll ein Film über Sie gedreht werden.

Kampusch: Durch den Tod von Bernd Eichinger sind wir im Zeitplan zurückgeworfen worden. Es ist nun vieles neu zu überlegen, da bin ich auch involviert.

ÖSTERREICH: Könnten Sie sich vorstellen, selbst in dem Film mitzuspielen?

Kampusch: Nein, natürlich nicht. Am Anfang war das so eine Idee von mir. Aber ich habe das auch beim Buch gemerkt. Wenn ich es allein geschrieben hätte, wäre das nicht gegangen. Ich will das Ganze nicht noch einmal durchleben. Aber ich darf mitentscheiden, wer mich spielen wird. Es wird wohl jemand sein, der noch kein Star ist.

ÖSTERREICH: In Innsbruck läuft derzeit ein Verfahren wegen Ermittlungspannen in Ihrem Fall. Sollen die Ermittlungen diesbezüglich neu aufgerollt werden?

Kampusch: Nein, das bringt ja nichts mehr. Das was mir passiert ist, ist passiert. Ich bin nun einmal nach achteinhalb Jahren durch meine eigene Kraft entkommen und das würde nichts mehr ändern.

ÖSTERREICH: Was ist mit Priklopils Haus in Strasshof, das Ihnen ja gehört? Haben Sie vor, irgendetwas damit zu machen?

Kampusch: Am liebsten würde ich es abreißen lassen, es ist nur eine Belastung. Aber ich bin mir noch nicht sicher. Der Staat hätte das Haus ja kaufen können und mir dann die Entschädigung zahlen können. Aber abreißen klingt gut.

ÖSTERREICH: Denken Sie noch oft an den Täter?

Kampusch: Selten. Manchmal sind es einfach nur Gerüche, die mich an das Verließ erinnern. Manchmal sind es Leute, die aussehen wie er.

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