Mord-Rätsel

Kührer: Verdächtiger weiter im Visier

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Wrestler ist wieder in Freiheit: Er verstrickt sich in Widersprüche.

Nach seiner Freilassung redet sich Michael K. um Kopf und Kragen. In seinem Haus, in dem Julia Kührers Skelett gefunden wurde, gab es keine Suche mit Hunden.

Der Journalrichter hatte die U-Haft gegen den kleinen bulligen Aufschneider (der in Pulkau einst eine Videothek hatte und sich als angeblicher Wrestler mit dem Namen „Pitbull“ auch bei Julia wichtig gemacht hatte) abgelehnt. Die Begründung: Es gab keine Haftbegründung, zumal die Polizei ihn vor nicht allzu langer Zeit bei der insgesamt vierten Befragung sogar in seinem Haus besucht und nichts gefunden hatte.

Michael K. , für den die Unschuldsvermutung gilt, feiert seine Freilassung mit einer Vielzahl an Interviews – auch in ÖSTERREICH – und hob selbst dabei die Polizeibefragung als besonders entlastend hervor. Denn: Seinen Aussagen nach war der Besuch der Beamten vor zwei Jahren und samt Hund, der noch dazu im Erdkeller herumgestöbert hatte, aber nichts fand. K. dazu: „Jemand muss mir also die Leiche danach hineingelegt haben.“ Wahr ist laut Polizei vielmehr: Am 21. Mai 2010 kamen drei BK-Beamte zu ihm nach Dietmannsdorf – ohne Hund. Es war eine Befragung im Haus, aber ohne dass einer der Polizisten auch nur einen Blick in den Erdkeller geworfen hatte.

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"Das war blöd von mir."
Doch das ist nicht der einzige Widerspruch, der seit Michael K.s Freilassung öffentlich wird. So sagt er etwa gegenüber Ö3, dass sein einziger Fehler gewesen sei „das Haus nicht abgesperrt zu haben“. In ÖSTERREICH lacht er entschuldigend: „Das war wirklich blöd von mir.“ Was er damit sagen will: Jeder seiner „zahlreichen Feinde“ hätte in sein Anwesen spazieren und Julias Skelett dort verstecken können. Doch auch mit dieser Aussage dürfte sich der gebürtige Wiener im Grunde selbst einen Strick drehen. Laut Polizeiinformationen und auch den Aussagen des Bürgermeisters von Dietmannsdorf war das Anwesen komplett versperrt und der Haupt-Zugang durch eine riesige Holunderhecke unzugänglich. Erst vor zwei Wochen wurde diese von einem Nachbarn gerodet, weil sie ihn störte.

DNA-Analyse
Zurzeit ist die Polizei damit beschäftigt, weitere Widersprüche in seinen Aussagen aufzudecken und zu hoffen, dass die DNA-Untersuchung des Skeletts irgendwelche Hinweise zum Tod von Julia Kührer liefert. Der größte Kriminalfall Österreichs bleibt also weiter spannend.
 

Staatsanwalt Friedrich Köhl:

ÖSTERREICH: Michael K. ist ein freier Mann, denn der Richter sah keinen dringenden Tatverdacht. Ist er raus aus dem Fall?
Friedrich Köhl: Nein, denn das heißt ja nur, dass es für den damals zuständigen U-Richter kein dringender Tatverdacht war. Aber es heißt nicht, dass es keinen Verdacht mehr gibt. Er ist und bleibt weiterhin für uns der Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren. Er gibt also keine Verdachtsentkräftung.

ÖSTERREICH: Sie haben die Möglichkeit, Beschwerde gegen die U-Richter-Entscheidung einzulegen. Tun Sie das?
Köhl: Es gibt dazu eine Frist von 14 Tagen, wir haben den Beschluss erst am Montag bekommen, am Dienstag werden wir weitersehen und vielleicht auch schon entscheiden.

ÖSTERREICH: Dass die Polizei bereits vor einem Jahr bei dem Verdächtigen war, stand nicht im Akt. Ist das nicht ein echtes Versäumnis der Polizei?
Köhl: Nein, das sehe ich nicht so, denn damals, im Mai 2010, waren drei Beamte des Bundeskriminalamtes zur Befragung bei Michael K. auf dessen Anwesen. Sie hatten übrigens keinen Hund dabei und es war auch keine Hausdurchsuchung. Da diese Befragung offenbar wenig Neues gebracht hatte, kam es nicht zum Akt, sondern vielleicht nur zum Handakt.

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