Inzest-Drama

TV war für Verlieskinder das Fenster zur Welt

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Die Experten können derzeit nur über den geistigen Zustand der Kinder spekulieren. Sie vermuten, dass die Mutter ihnen vieles erklärt hat.

Der Fernseher war für die gefangenen Kinder im Keller des Hauses in Amstetten, die auch im Verlies zur Welt gekommen waren und dieses nie verließen, das einzige Fenster zur Außenwelt. Wie die Zöglinge die bewegten Bilder wahrgenommen haben und inwieweit sie imstande waren, etwa die Scheinwelt eines Krimis von tatsächlichen Dokumentationen von dem Geschehen jenseits ihres Verlieses auseinanderzuhalten, kann man derzeit noch nicht abschätzen. Aber auch hier dürfte die Anwesenheit der Mutter entscheidend gewesen sein, sagte der Psychologe Gerald Kral am Montag gegenüber der APA.

Die Mutter dürfte lange genug in der Welt außerhalb des Kellers gelebt haben, um ihren Kindern zu erklären, welche Inhalte im Fernsehen der Realität entsprechen und welche nicht. Ganz grob sei dies vergleichbar mit jemanden, der einen Film über die USA sieht und dann einen Freund, der bereits dort gewesen ist, fragt, ob das gezeichnete Bild auch der Realität entspricht. "Aber man muss sehr vorsichtig sein. Wir können nur darüber spekulieren", meinte Kral.

Auch wie der Kontakt zwischen dem mutmaßlichen Täter und den Kindern gewesen ist, sei noch unklar. "Jeder noch so kleine Kontakt kann da entscheidend gewesen sein", so Kral. Was den Gefangenen auf jeden Fall gefehlt hat, war ein soziales Umfeld. Selbst ein abgelegen wohnender Bergbauer sei meist in eine Gemeinschaft eingebunden, in der er sich austauschen kann.

Beschreibungen, denenzufolge die Kinder in überraschend guter Verfassung sind, widersprach Kral. "Was man jetzt sieht, ist die Spitze eines riesigen Eisberges", so der Psychologe. Die Aufarbeitung des Geschehens dürfte Jahre in Anspruch nehmen.

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