Im Mittelpunkt eines Bankräuber-Prozesses stand eine Raika-Bankangestellte.
Mit einer weißen Mappe wollte sie ihr Gesicht verbergen, so groß war wohl ihr Schamgefühl: Am Donnerstag stand am Landesgericht in Steyr die Raika-Bankbeamtin (33) Helene G. vor dem Richter, weil sie zwischen Jänner und August 2013 in insgesamt vier Banküberfälle involviert gewesen sein soll. Eine Bankangestellte als Angeklagte in einem Bankräuber-Prozess, das hat sogar in Österreich Seltenheitswert.
Ein Bankräuber verriet sie: »Sie war die Anstifterin«
Laut Anklage soll die 33-Jährige einer Viererbande wichtige Insider-Tipps zu Personalstand und Geldressourcen in Bankfilialen gegeben und dafür einen Teil der Beute kassiert haben. Die Truppe (22, 24, 30 und 34 Jahre) erbeutete bei insgesamt vier Coups in Steyr, Vestenthal und Losensteinleiten 180.000 Euro, bis kurz nach der letzten Tat im August die Handschellen klickten. Das Fluchtauto hatte sie verraten.
Die Bankräuber waren geständig, und rasch hatte die Polizei auch die Spur zur mutmaßlichen Drahtzieherin Helene G. – denn ohne ihre Informationen hätten die Überfälle so nie klappen können.
Im Oktober wurde die Bankbeamtin verhaftet. Sie soll einem der vier ein Darlehen gewährt haben, obwohl sie nicht die Befugnis dazu hatte. Dann verkaufte sie Bankinformationen an die Kriminellen. „Sie war die Anstifterin für die Banküberfälle“, sagte einer der Täter. Auch die Staatsanwaltschaft war sich sicher: „Sie hat wertvolle Tipps gegeben und dann das ahnungslose Opfer gespielt.“ Alle Angeklagten wurden zu unbedingten Haftstrafen zwischen 2,5 und neun Jahren verurteilt – zwei davon nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.