Interview

"Keine Wiener Zustände"

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ÖSTERREICH bat den neuen Landespolizeikommandanten Andreas Pilsl zum Interview. Seine Ansage: „Bei uns herrschen keine Wiener Zustände.“

ÖSTERREICH: Können Sie Amtsmissbrauch wie aktuell die Wiener Fälle Horngacher und Geiger in Oberösterreich ausschließen?
ANDREAS Pilsl: Ja. Die Leute in unserer Führungsebene sind alle integer. Wir haben im Bundesland keine Wiener Zustände, die über Jahrzehnte hin gewachsen sind.

ÖSTERREICH: Ist Oberösterreich in Sachen Sicherheit noch eine Insel der Seligen?
Pilsl: Im Vergleich zu anderen Ländern ja. Die Kriminalitätsrate ist zwar bis 2003 gestiegen, seither ist aber eine Trendumkehr zu beobachten. Trotz der Polizeireform ist kein Sicherheits-Vakuum entstanden.

ÖSTERREICH: Während die Kriminalität zurückgeht, steigt die Zahl der ungeklärten Fälle. Arbeiten die Polizisten heute schlechter?
Pilsl: Nein. Damit die Zahl der Fälle sinkt, muss man präsent sein und versuchen präventiv zu wirken. Uns war es wichtig, die Kriminalität einzudämmen. Dass die Aufklärungsquoten um ein bis zwei Prozent sinken, sind Marginalien. Wir liegen im Österreich-Vergleich sehr gut.

ÖSTERREICH: Vor allem im ländlichen Bereich haben die Menschen den Eindruck, dass weniger Beamte auf den Straßen sind. Stimmt das?
Pilsl: Die positiven Personaldaten werden von manchen ignoriert. Die Zahlen liegen aber auf dem Tisch: Erst kürzlich wurden 74 Polizisten ausgemustert, die mit 1. September auf die Straße gekommen sind. Das heißt, dass jede zweite Dienststelle ein zusätzlichen Mann bekommt.

ÖSTERREICH: Als Nachwehen der Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie gibt es Berufungen gegen Versetzungen. Fühlen sich manche hohe Beamte entmachtet?
Pilsl: Bei 30.000 Beamten gibt's eine Hand voll offener Fälle. Es ist logisch, dass für viele Beamte im neuen, kleineren Führungsteam kein Platz war.

ÖSTERREICH: Was wollen Sie in einem Jahr erreichen?
Pilsl: Ich möchte, dass die Polizeireform zur Gänze umgesetzt ist. Dann soll auch das Sicherheitskonzept für die Schengen-Erweiterung fertig sein. Wir müssen uns vor allem um die Hauptverkehrswege kümmern, dort spielt sich fremden- und kriminalpolizeilich am meisten ab. Für die Umstrukturierung habe ich die Zusage aus Wien, dass keine Planstellen gestrichen werden.

ÖSTERREICH: Sie waren Mitarbeiter im Kabinett der ÖVP-Innenminsterin Prokop. Eine Hilfe für den jetzigen Posten?
Pilsl: Ich war jüngster Bezirkskommandant unter einem roten Minister. Jetzt stellt eben ein anderes politisches Lager den Minister. ENDie Politik hat aber in meinem Job nichts verloren.

ÖSTERREICH: Die SPÖ spricht von einem „schwarzen Postenschacher“...
Pilsl: ... es ist interessant, dass ein Mann, der mich nicht kennt, über mich urteilt.

Autor: Jürgen Tröbinger/Österreich

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