Peter Seisenbacher wurde am Dienstag in Unterhose in Kiew verhaftet.
Für Peter Seisenbacher haben am Dienstag um 12.30 Uhr in einer Wohnung in Kiew die Handschellen geklickt. Beamte der ukrainischen Kriminalpolizei vollzogen einen im vergangenen Dezember von der Wiener Justiz erlassenen internationalen Haftbefehl. Der 57-Jährige reagierte auf seine Festnahme völlig überrascht und leistete keinen Widerstand.
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Telefonate mit Mama
Auf die Spur des untergetauchten Ex-Judokas war man nach umfangreichen Telefonüberwachungen und Observationen durch Kontaktbeamte des Bundeskriminalamts in der Ukraine gekommen. Seisenbacher wechselte zwar regelmäßig seine Handys, kontaktierte aber immer wieder dieselben Personen, darunter auch seine in Wien wohnhafte Mutter.
Vor seinem für Mitte Dezember 2016 geplanten Prozess - er soll als Trainer eines Wiener Judovereins mehrere ihm anvertraute Mädchen missbraucht haben - dürfte sich Seisenbacher schon länger nicht mehr in Aserbaidschan aufgehalten haben, wo er zuletzt als Trainer der Judo-Nationalmannschaft fungiert hatte. Fest steht, dass er am 14. Dezember einen Flieger von Georgien in die Ukraine genommen hatte und dort in weiterer Folge in Kiew eine Wohnung bezog. An seiner Seite soll sich in den Monaten seit seinem Verschwinden eine Frau befunden haben.
"Vor ein paar Wochen sind konkrete Hinweise auf seinen Aufenthaltsort eingegangen", präzisierte Christina Salzborn, die Sprecherin des Wiener Landesgerichts für Strafsachen, Dienstagabend im Gespräch mit der APA den Verlauf der Ermittlungen. Verstärkte Erhebungsmaßnahmen des Bundeskriminalamts und umfassende Observationen vor Ort hätten schließlich zum Fahndungserfolg geführt. In welches Gefängnis Seisenbacher von den Kiewer Behörden gebracht wurde, ließ sich vorerst nicht eruieren.
Die erforderlichen Anträge auf Auslieferung des 57-Jährigen an Österreich wurden bereits an die ukrainischen Behörden gestellt, berichtete Salzborn weiter. Ein neuer Termin für die Hauptverhandlung gegen Seisenbacher wird nach der tatsächlichen Auslieferung festgesetzt. Im Fall eines anklagekonformen Schuldspruchs müsste das einstige Sport-Idol mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.
Gute Zusammenarbeit
Salzborn hob die gute Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Justiz- und Polizeibehörden mit der Ukraine und Georgien hervor. Eine wichtige Rolle bei der Festnahme Seisenbachers hätten die in Kiew und Tiflis (Georgien) stationierten österreichischen Verbindungsbeamten gespielt. Diese koordinierten zwischen dem Bundeskriminalamt, den örtlichen Behörden und dem Landesgericht für Strafsachen.
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere war Seisenbacher als Trainer seinem Sport treu geblieben. In seinem Wiener Judo-Verein soll er - so die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Wien - zwischen 1997 und 2004 zwei im Tatzeitraum jeweils unmündige Mädchen missbraucht haben. Eine weitere Jugendliche wehrte ihn laut Anklage ab, als er zudringlich wurde - die Staatsanwaltschaft hat dieses Faktum als versuchten Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses angeklagt. Seisenbacher hat sich zu den Anschuldigungen bisher nicht öffentlich geäußert hat. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
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