Die beiden Linien sollen bis 2030 fertiggestellt sein.
Graz. Die Grazer schwarz-blaue Stadtkoalition hat am Donnerstag eine umfassende Studie eines externen Expertenteams über eine mögliche Metro für die steirische Landeshauptstadt präsentiert: Die Fachmänner sprachen sich einhellig für den Bau zweier Linien, eine zwischen Nord und Süd, die andere zwischen Ost und West, aus. Ein "hervorragendes Nutzen-Kosten-Verhältnis" wurde errechnet. Die Erstinvestition mache rund 3,3 Mrd. Euro aus. 2030 könnte die erste der beiden Linien fahren.
Schon vor mehr als 20 Jahren hatte es Pläne für eine U-Bahn in Graz gegeben, doch damals wurden die Überlegungen in Studien nicht positiv bewertet, sie landeten in der Schublade. Angesichts der steigenden Bevölkerungszahl, dem erhöhten Verkehrsaufkommen und neuartiger Technologien hat Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) die Idee wieder vor den Vorhang geholt. Zuletzt hatte er ja mehrere Projekte - wie etwa eine Gondel entlang der Mur - begraben müssen. Nun wollte man noch einmal die Idee einer Metro genau überprüfen lassen.
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Mehrere Varianten "innovativer Mobilitätssysteme"
Für die Planung wurde die MUM (Moderne urbane Mobilität) gegründet, eine Tochtergesellschaft der Stadt Graz. Diese gab im Vorjahr die Studie in Auftrag. Ein Expertenteam aus Universitätsprofessoren unterschiedlicher Fachgebiete wie Straßen-und Verkehrswesen, Transportwirtschaft und Logistik, Tunnelbau sowie Eisenbahnwesen hat mehrere Varianten "innovativer Mobilitätssysteme" über ein Jahr lang durchgerechnet und auch Umweltaspekte und Wirtschaftlichkeit auf mehreren Ebenen einbezogen. Die Fachleute kamen zu dem Schluss, dass zwei Metro-Linien den steigenden Bedarf im öffentlichen Verkehr am besten und sinnvollsten ergänzen würden.
Nagl, der sich momentan in häuslicher Quarantäne befindet, aber nach einem positiven Corona-Fall in seiner Familie selbst ein negatives Testergebnis erhalten habe, sagte eingangs: "Wir haben uns in den vergangenen Jahren bemüht, den öffentlichen Verkehr zu verbessern, aber wir stoßen an die Grenzen. Wir brauchen daher den großen neuen Wurf." Er appellierte auch an andere Parteien, sich die Pläne erst genau anzuschauen und nicht gleich "reflexartig Nein zu sagen". Er sei auch offen für andere Ideen: So haben etwa die Grazer Grünen zuletzt einen S-Bahn-Ring vorgeschlagen. Der Bürgermeister will alle Ideen prüfen lassen.
Knackpunkt wird die Finanzierung sein
Knackpunkt der Überlegungen wird wohl die Finanzierung sein. Nagl und auch die Experten in ihren Berechnungen gingen davon aus, dass der Bund sich an den Kosten mit 50 Prozent beteiligt. Auch das Land Steiermark werde sich beteiligen müssen, um die U-Bahn für Graz möglich zu machen. Zunächst müsse aber erst einmal ein Grundsatzbeschluss fallen. Gibt es diesen und stehe die Finanzierung, werden Einreichpläne gemacht und das UVP-Verfahren abgewickelt. Dafür seien drei Jahre einzuplanen.
Der Bau einer der beiden Linien dauere rund fünf Jahre. Ist die M1 vom UKH in Eggenberg zum Berliner Ring im Osten der Stadt fertig, werde der Bau der M2 in Angriff genommen. Diese werde von Gösting bis Webling führen. Beide Linien - ihre ausschließlich unterirdischen Verläufe werden nicht geradlinig sondern schlangenförmig verlaufen - werden sich am Jakominiplatz treffen. Geplant ist der voll automatisierte Betrieb, also mit fahrerlosen Zügen, dafür aber in geschlossenen Systemen mit Bahnsteigtüren.