Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen einen Italiener im Jahr 2001 in der Oststeiermark ermordet zu haben.
Graz. Im Grazer Straflandesgericht sind am Freitagabend zwei Angeklagte wegen Mordes zu 17 und 18 Jahren Haft verurteilt worden. Den Slowaken war vorgeworfen worden, zusammen mit zwei weiteren Tätern an einem Mordkomplott gegen einen Italiener beteiligt gewesen zu sein. Die Leiche des Mannes war 2001 in der Oststeiermark gefunden worden. Beide Männer hatten ihre Unschuld beteuert.
Als vor 18 Jahren bei Sinabelkirchen die Leiche eines Italieners gefunden wurde, gab der Fall Rätsel auf. Der Mann hatte keinerlei Verbindung zur Steiermark, außerdem wies er sowohl Stich- als auch Schusswunden auf. Die Ermittlungen in Richtung organisiertes Verbrechen verliefen im Sand, doch Spuren führten schließlich in die Slowakei. 2015 gab es plötzlich zwei Zeugenaussagen, und die Staatsanwaltschaft nahm den Fall wieder auf. Staatsanwalt Daniel Weinberger sprach von einem "eiskalten Auftragsmord aus Habgier."
1999 lernte das spätere Opfer eine Slowakin kennen und verliebte sich in sie. Die Frau erwiderte laut Ankläger die Gefühle nicht, sondern "nahm ihn aus wie eine Weihnachtsgans". Der Mann zahlte und zahlte, schließlich borgte er sich schon von seiner Verwandtschaft Geld. Seine Freundin überredete ihn, eine Lebensversicherung zugunsten ihrer Tochter abzuschließen, außerdem lockte sie ihm noch die Mittel für eine Wohnung heraus. Sein damaliger Chef gab vor Gericht an, er habe ihm geraten "sofort nach Hause zu fahren", als er von der Lebensversicherung hörte. Er gab seinem Angestellten sogar noch 5.000 Kronen, damit dieser sich ein Ticket nach Italien kaufen konnte, doch der Italiener fuhr nicht. Stattdessen drohte er der Frau mit einer Betrugsanzeige.
Damit war sein Schicksal besiegelt. Nach Meinung des Staatsanwaltes dachte sich der 56-jährige Angeklagte den Plan aus, das Opfer nach Wien zu locken. Dort holten ihn zwei Männer - ein 55-Jähriger ist der zweite Angeklagte - ab, fuhren mit ihm in die Steiermark und töteten den Ahnungslosen durch Stiche und Schüsse von hinten.
Es gab Ermittlungen, doch diese verliefen in der Slowakei eher zäh - und nur über Ansuchen aus Österreich, darüber hinaus geschah nichts. Beim Prozess wurden die belastenden Aussagen in erster Linie verlesen, einige Zeugen erschienen nicht. Gehört wurden einige Ermittler, doch vieles blieb im Dunklen. Die Frau, die als Drahtzieherin des Verbrechens gilt, besitzt mittlerweile eine Schönheitsklinik in der Slowakei. Gegen sie und den zweiten mutmaßlichen unmittelbaren Täter gibt es seit zwei Jahren einen europäischen Haftbefehl, über den bisher noch nicht entschieden wurde.
Die Geschworenen befanden beide Männer für schuldig. Der 55-Jährige, der direkt an der Tötung beteiligt gewesen sein soll, wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt, der 56-Jährige Planer des Verbrechens zu 17 Jahren. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.