Terror in Wien

Attentäter 'stammte aus einer vollkommen normalen Familie'

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20-jähriger Terrorist galt offenbar als deradikalisiert. 

"Er stammte aus einer vollkommen normalen Familie. Für mich war das ein Jugendlicher, der das Pech gehabt hat, an die falschen Freunde zu geraten. Wäre er nicht in eine Moschee, sondern zum Boxen gegangen, wäre er Boxer geworden" - mit diesen Worten charakterisierte der Wiener Strafverteidiger Nikolaus Rast Kujtim Fejzulai, der am Montagabend in Wien mindestens vier Menschen erschossen hat. "Ich hätte das nie für möglich gehalten, dass er zum Attentäter wird", sagte Rast.
 
Rast hatte den Burschen in einer Verhandlung am Wiener Landesgericht vertreten, wo man diesen im April 2019 in einem Terror-Prozess als IS-Sympathisant zu 22 Monaten Haft verurteilte. Der Grund dafür war, dass er nach Syrien reisen wollte, um sich der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) anzuschließen. In der Türkei haben ihn jedoch die Behörden aufgegriffen und am Grenzübertritt nach Syrien gehindert. Danach hat man ihn in Haft genommen und zurück nach Österreich geschickt.
 

Attentäter wollte nach Syrien

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) war ursprünglich auf den in Österreich geborenen Burschen aufmerksam geworden, weil seine Mutter ihn als vermisst gemeldet hatte. Im Zuge der Ermittlungen zu seinem Verbleib stellte sich dann heraus, dass diesem nichts zugestoßen war. Der Attentäter, der aus einer ganz normalen Familie kommt, befand sich vielmehr am Weg nach Syrien.
 
Rast, der den Anschlag vom Montag "aufs Allerschärfste" verurteilte und den Angehörigen der Getöteten und Verletzten im Gespräch mit der APA seine tief empfundene Anteilnahme bekundete, vermutete Dienstagmittag, dass sich Fejzulai als Attentäter trotz normaler Familie in einer Moschee, die er regelmäßig besucht hatte, radikalisiert hatte. Sein ehemaliger Mandant sei ein orientierungsloser Jugendlicher gewesen, der einen Platz im Leben gesucht habe, meinte Rast.
 
Während der gegen ihn gerichteten strafrechtlichen Ermittlungen und nach seiner rechtskräftigen Verurteilung wurde Fejzulai laut Rast von einem Bewährungshelfer und dem Verein Derad betreut, der auf die Deradikalisierung radikalislamistischer Straftäter spezialisiert ist. Offenbar wurde er Ende des Vorjahrs als nicht mehr gefährlich eingestuft - ansonsten wäre seine vorzeitige, mit 5. Dezember erfolgte bedingte Entlassung aus dem Gefängnis nicht bewilligt worden.
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