Geld im Kuvert

Josef Martinz: "Alles lief über Haider"

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Er ist erledigt. Politisch, gesellschaftlich, menschlich. Es droht sogar Haft.

Als nichts anderes mehr ging, gestand er, illegale Parteispenden kassiert zu haben. Im Kuvert. Cash. Erst 65.000 Euro bei einer Weihnachtsfeier, dann weitere 35.000 Euro: „Ich denke eigentlich nur noch daran, wie ich mich bei den Kärntnern dafür entschuldigen kann“, sagt Josef Martinz zu ÖSTERREICH (siehe Interview). Er weiß selbst am besten, dass ihm das kaum gelingen wird.

Mit seinem Geständnis rüttelte er Kärnten wach, die Korruptionsstaatsanwaltschaft auch: Hausdurchsuchungen, Razzien, Einvernahmen folgten.

Martinz ist jetzt bei seiner Familie am Ossiacher See. Blauer Himmel, tiefgrünes Wasser. Der Ex-Politiker betreibt den größten Campingplatz: Terrassen, Hecken, Strände, Buchten, Bungalows, Restaurant, Supermarkt, Tennisanlage.

Der Platz ist gesteckt voll: „Die beste Saison seit Jahren“, lächelt er. Finanziell hätte er den Job als ÖVP-Landeschef wohl nicht gebraucht. Auch privat ist alles in bester Ordnung: verheiratet mit Sabine, zwei Söhne, Christof, der jüngere, ist Eishockeyprofi beim VSV. Ein gutes Leben. Jetzt steht er als Lügenbaron da. Als Betrüger: „Es tut mir leid, dass ich mich auf das System Haider eingelassen habe“, versucht er eine Erklärung. Haider war immer der Strahlemann, Martinz stets der Langweiler: „Ich stand unter enormem Druck, die VP-Kassen waren leer.“ In dieser Phase erfolgte der Verkauf der Kärntner Hypo. 832 Millionen flossen. Sechs Millionen daraus rollten als „Parteiprovision“: an Haiders BZÖ, die ÖVP und an Steuerberater Birnbacher. „Ein Drittel für jeden“, sagt er. Haiders System. Auf den Wahnsinn ließ er sich ein: „Der Fehler meines Lebens.“ Die Erkenntnis kommt zu spät.

ÖSTERREICH: Rücktritt, Parteiaustritt und als „Lügenbaron“ beschimpft – wie geht es Ihnen jetzt, Herr Martinz?
Josef Martinz: Es ist eine Art Schockzustand, in dem ich mich befinde. Einerseits ist jetzt der Druck weg und ich versuche, Schritt für Schritt das zu verarbeiten, was in der vergangenen Woche passiert ist. Ich denke aber ständig nur daran, wie ich mich bei den Kärntnern dafür entschuldigen kann, was hier geschehen ist.
ÖSTERREICH: Wird schwer werden, schließlich haben Sie fünf Jahre lang geschwiegen, verdrängt, gelogen – warum?
Martinz: Ich hab’ einen schweren Fehler gemacht, mich vom System Jörg Haider verführen lassen. 832 Millionen sind beim Verkauf der Hypo für das Land erzielt worden, ein guter Deal, dachte ich. In dieser Phase tauchte die Idee mit den Parteispenden auf, ein schwerer Fehler, sich dem nicht zu widersetzen.
ÖSTERREICH: Ein Drittel der ursprünglich zwölf Millionen sollte an die ÖVP gehen, ein Drittel ans BZÖ, ein Drittel an Ihren Steuerberater Dietrich Birnbacher. Sie haben 100.000 Euro kassiert, 65.000 davon im Kuvert.
Martinz: Das Geld war nicht für mich, ich bin keiner, der sich persönlich bereichert hat. Alles war für die Partei. Als ich die Kärntner ÖVP übernommen habe, stand ich unter Druck: Parteikasse leer, massive Budgetängste, aufwendige Wahlschlachten, aber es war kaum Geld da.
ÖSTERREICH: Die Drittel-Aufteilung haben Sie mit Steuerberater Birnbacher ausgeschnapst, heißt es …
Martinz: Das ist völlig falsch, Spiritus Rector war Jörg Haider. Alle Verbindungen sind von Anfang an über ihn gelaufen, er war bei jedem Gespräch dabei, wusste genau Bescheid.
ÖSTERREICH: Sie wollen „die ganze Schuld auf einen Toten abschieben“, wirft Ihnen Landeshauptmann Dörfler vor.
Martinz: Die tun jetzt so, als hätte es Haider in Kärnten nie gegeben, dabei weiß bei uns doch jeder, dass ohne Haider in Kärnten nichts gelaufen ist. Warten wir ab, welche Überraschungen die Zukunft noch bringen wird.

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