Das sagt ÖSTERREICH

Die SPÖ ist kaputt: Doskozil rinnt nach links UND rechts aus

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Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von oe24-Chefredakteur Niki Fellner.

53% zu 47% - oder in absoluten Zahlen ein Vorsprung von gerade einmal 37 Stimmen! Die Wahl von Hans Peter Doskozil ist knapper ausgegangen als viele Parteikenner vermutet haben. Das Ergebnis zeigt einmal mehr, wie gespalten die SPÖ ist.

Die SPÖ-Funktionäre haben sich – zwar knapp, aber doch - gegen einen Neustart mit „Träumer“ Andi Babler entschieden. Da half auch Bablers mitreißende Rede nicht. Der Kadergehorsam hat am Samstag gegen die Emotion entschieden.

Doskozil ist als SPÖ-Chef für die Funktionäre einschätzbarer: Er wird seinen Burgenland-Weg nun zum Bundesprogramm machen. Linkspopulistisch in der Sozial-und Wirtschaftspolitik, rechtspopulistisch bei der Migrationslinie. Ob das auch bei den Wählern ankommt, wird sich weisen.

Denn unter Doskozil gerät die SPÖ in eine Doppelmühle, aus der sie kaum rauskommt:

  • Auf der linken Seite droht der SPÖ ein Ausrinnen. Die Partei steht vor der Spaltung, viele Babler-Fans werden sich vom „Rechten“ Doskozil abwenden. Eine Linkspartei wird die SPÖ bei der nächsten Wahl abräumen – mit einem Wählerpotenzial von bis zu 10%. Damit ist Platz 1 futsch, die SPÖ wird wohl sogar auf Platz 3 abstürzen.
  • Noch brutaler: Auch das Argument, Doskozil könnte Schwarz-Blau verhindern, dürfte sich in Luft auflösen. Doskozil hat gestern in einer strategischen Harakiri-Aktion eine Koalition mit FPÖ und (!) ÖVP ausgeschlossen. Kaum vorstellbar, dass FPÖ- oder ÖVP-Sympathisanten zu einer SPÖ wechseln, die nach der Wahl in eine linke Ampelkoalition mit Grünen und NEOS gehen. Damit wird Doskozil nicht zum Verhinderer, sondern wohl zum Königsmacher einer schwarz-blauen Koalition.

Die SPÖ-Apparatschiks haben sich am Parteitag ein kapitales Ei gelegt (gegen den Willen einer Mehrheit der Mitglieder und potenziellen SPÖ-Wähler). Die Doskozil-Wahl ist weder strategisch klug, noch wird der gespaltenen Partei mit ihm ein Neustart gelingen. Den Funktionären hat der Mut für Andi Babler gefehlt – jetzt stehen sie vor einem roten Trümmerhaufen. Und ÖVP und FPÖ können sich schon mal überlegen, wie sie die Ressorts in der nächsten Regierung untereinander aufteilen werden ...

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