Nach Cup-Aus

Beiersdorfer nimmt Bullen in die Pflicht

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Trainer Huub Stevens steht laut dem Manager nicht zur Diskussion.

Red Bulls Fußball-Chef Dietmar Beiersdorfer hat die Mannschaft von Meister Salzburg nach dem blamablen Cup-Aus am Sonntag beim Regionalligisten Blau-Weiß Linz (1:3) in die Pflicht genommen. Der 46-jährige Deutsche war noch am Abend nach dem Spiel in einer Krisensitzung im Trainingszentrum in Taxham vor das Team getreten. "Wir haben die Situation klar angesprochen. Es war so deutlich, dass ich davon ausgehe, dass es angekommen ist", erklärte Beiersdorfer.

Keine Trainer-Diskussion
Trainer Huub Stevens , dem zuletzt auch von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz der Rücken gestärkt worden war, stehe trotz der aktuellen sportlichen Krise nicht zur Diskussion, betonte Beiersdorfer. "Wir gehen unseren eigenen Weg und versuchen in Lösungen zu denken", sagte der Sportchef. Stevens genieße ebenso wie die Mannschaft weiterhin das volle Vertrauen. "Der Trainer ist ein erfahrener Trainer, er hat schon viel erlebt. Gerade in so einer Situation ist es wichtig, dass wir darauf zurückgreifen können", meinte Beiersdorfer.

Die Salzburger haben trotz ihres in Österreich konkurrenzlosen Budgets bereits sechs Pflichtspiele in Folge nicht gewonnen. Dem Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Hapoel Tel Aviv waren in der Liga Enttäuschungen in Mattersburg (0:1) und gegen den LASK (0:0) gefolgt. Die Cup-Blamage in Linz war nur der Höhepunkt. "Wir verkaufen uns derzeit als Mannschaft deutlich unter Wert. Das muss sich sofort ändern, denn wir sind schon in Schwierigkeiten", gestand Beiersdorfer. "Wir haben schon viel Kredit verloren."

Bus blockiert
Aufgebrachte Bullen-Fans hatten am Sonntag bei der Abreise aus Linz den Mannschaftsbus blockiert, waren erst gewichen, nachdem sich Stevens bei ihnen für den blamablen Auftritt entschuldigt hatte. Die Spieler reagierten auf ihre Weise, übernahmen die Kosten der Anhänger für die Reise nach Linz und werden gleiches auch für das nächste Ligaspiel am Mittwoch in Wien bei Vizemeister Austria tun. Noch wichtiger wäre aber eine Reaktion auf dem Platz.

"Die Spieler müssen begreifen, dass sie mit einer anderen Einstellung und Passion auftreten müssen", forderte Beiersdorfer. "Jeder Einzelne muss bei sich anfangen, sich einen Spiegel vorhalten, und auch einen Beitrag leisten, dass die Mannschaft zusammenwächst." Von "künstlichen" Mannschaftsabenden oder Vergnügungsfahrten halte er wenig. "Stattdessen müssen die Spieler auf dem Platz Verantwortung übernehmen und auch unangenehme Dinge mit ihren Mannschaftskollegen besprechen", sagte der Sportchef.

Integrations-Problem
Ein offensichtliches Problem ist die Integration der Millionen-Verpflichtungen Joaquin Boghossian und Alan. Die beiden Südamerikaner waren erst nach Saisonstart zur Mannschaft gestoßen - ein Problem, das laut Beiersdorfer dem Fußball innewohnt. Boghossian etwa war Ende Juli als Ersatz für Goalgetter Marc Janko ein Monat nach dessen Abgang zu Twente Enschede nach Salzburg gekommen. "Wir waren darauf vorbereitet, dass uns Janko irgendwann verlässt. Twente kam trotzdem aus der Luft, wir haben dann relativ schnell Ersatz geholt", erinnerte Beiersdorfer.

Boghossian ist den Erwartungen bisher nicht gerecht geworden. Der Uruguayer hält nach zehn Pflichtspielen bei zwei Toren. "Ein neuer Spieler braucht drei bis sechs Monate, wenn er nicht gerade um die Ecke kommt", meinte Beiersdorfer. "Es ist Fakt, dass noch nicht alle zu 100 Prozent integriert sind." Dennoch müsse sich das Team Schritt für Schritt, aber schnellstmöglich selbst aus der Krise befreien. "Die Kraft muss aus der Mannschaft kommen", betonte Beiersdorfer. Die Führung könne nur unterstützend eingreifen. "Optimal wäre es, wenn man aus so einer Krise sogar noch etwas lernt."

Qualität vorhanden
Grundsätzliche Dinge werde man nicht verändern, Stevens und er selbst glauben weiterhin an die Mannschaft und deren Qualität. "Es geht um die richtige Dosis aus Draufhauen und Vertrauen. Das ist im Wesentlichen die Aufgabe der Trainer", sagte Beiersdorfer. Seine Meinung habe er bereits deutlich kundgetan. "Jetzt erwarte ich mir eine Reaktion." Denn der Meistertitel sei noch keineswegs abgeschrieben. Mit fünf Punkten aus fünf Spielen liegen die Salzburger bereits elf Zähler hinter Tabellenführer Wacker Innsbruck, haben aber ein Spiel weniger ausgetragen.

Die selbst schwächelnden Hauptkonkurrenten Austria und Rapid sind durch zwei ausständige Nachtragsspiele der Salzburger noch in Reichweite. "Wenn wir uns auf dem Feld anders präsentieren, werden wir zumindest auf nationaler Ebene wieder Erfolge einfahren", versprach Beiersdorfer. Die internationale Bühne sei ein anderes Kapitel. Dort wartet nach dem Auftakt gegen das Starensemble von Manchester City (0:2) kommende Woche in der Europa League die Reise zum polnischen Meister Lech Posen.

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