Trotz aller Warnunge

Bullen von Mattersburg entzaubert

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Mattersburg zeigte Salzburger Stars die Grenzen auf: Mit Kampf und guter Taktik sind auch Favoriten zu besiegen.

Nur drei Tage nach dem vorzeitigen Herbstmeistertitel hat Red Bull Salzburg die bittere und seltene Erfahrung einer Niederlage machen müssen. Die Star-Truppe von Erfolgstrainer Giovanni Trappatoni verlor vor 9.400 Zuschauern beim SV Mattersburg nach 1:0-Führung noch 1:2 (1:1). " Meine Mannschaft hat heute gesehen, dass man in Österreich mit Taktik, Herz und Hirn jeden Gegner schlagen kann", lautete das treffende Resümee von Mattersburg-Coach Franz Lederer.

Warnungen in den Wind geschlagen
Die Salzburger hatten zwar nach dem 2:6-Debakel von Mattersburg in Ried unisono vor einem " angeschlagenen und deshalb umso gefährlicheren Gegner" gewarnt, doch lediglich in der Anfangsphase knüpfte der überlegene Tabellenführer an die zuvor bei den vier Zu-Null-Siegen en suite gezeigten Leistungen an. " Wir haben nur in den ersten 15 Minuten das Spiel bestimmt, danach ist uns der Faden gerissen, auch weil wir nach der Führung nicht nachgesetzt haben" , analysierte Salzburg-Betreuer Lothar Matthäus. "Während Mattersburg über den Kampf ins Spiel gekommen ist, haben wir in der zweiten Hälfte zu passiv gespielt und nach vorne keine Zielstrebigkeit gezeigt. Glückwunsch an Mattersburg, wir haben verdient verloren."

Zickler unsichtbar
Der total abgemeldete Torjäger Alexander Zickler, der beim 3:0 am Samstagabend gegen Pasching noch alle drei Treffer erzielt hatte, sprach ebenfalls von einer verdienten, wenn auch " unnötigen Niederlage, weil wir uns von Mattersburg aus dem Rhythmus haben bringen lassen". Nach der schnellen Führung durch Johan Vonlanthen (14.) agierte der haushohe Favorit zu passiv und kassierte noch vor der Pause durch Markus Schmidt (42.) den verdienten Ausgleich, der für die Salzburger den ersten Gegentreffer nach 457 Minuten bedeutete.

Selbst nach dem 1:1 wachte die Trappatoni-Elf nicht auf. "Ich glaube, Salzburg hat heute einen Strich in der Hose gehabt", merkte Mattersburg-Kapitän Michael Mörz zur schwachen Vorstellung der Gäste an. Angesichts der anhaltenden Passivität der Bullen hatten die Burgenländer in der zerfahrenen zweiten Hälfte schon vor dem kuriosen Siegtor von Christian Fuchs, dessen Freistoß-Flanke aus 30 Metern an Feind und Freund vorbeiging und dann auch noch Salzburg-Tormann Timo Ochs, der von Sedloski irritiert war, überraschte (88.), gute Chancen auf den zweiten Treffer.

Trainer-Rezept ging auf
Lederer hatte also nach dem 2:6 in Ried das richtige Rezept bzw. die treffenden Worte gefunden, um seine Kicker wieder aufzurichten. "Nach konstruktiven Gesprächen hat die Mannschaft heute die Reaktion gezeigt, die ich mir erwartet habe", betonte der Trainer, der zuletzt mit seinem Team drei Matches in Serie sieglos geblieben war. Besonders freute Lederer der Treffer zum 1:1: "Solche Geschichten wie die von Markus Schmidt schreibt nur der Fußball. Alle haben nach seinem Kreuzbandriss an ihn geglaubt, das bekommen wir jetzt zurück."

Lediglich der Ausschluss von Mörz, der nach dem Schlusspfiff zu deutliche Worte benutzt hatte, um Schiedsrichter Stefan Meßner zu kritisieren, trübte seine Freude ein wenig. "Diese Rote Karte ist eine Dummheit und so unnötig wie nur irgendwie", meinte Lederer.

Fuchs verrät Erfolgsgeheimnis
Siegtorschütze Christian Fuchs gestand, dass er und seine Kollegen doppelt motiviert ins Spiel gegangen waren. Erstens, weil es gegen Salzburg ging, und zweitens, weil Wiedergutmachung angesagt war. "Es sind am Wochenende die richtigen Worte gefallen. Wir haben gewusst, wir sind uns und den Fans viel schuldig" , erklärte der Mittelfeldmotor, ehe er noch einmal seinen kuriosen Freistoß-Treffer in der Wiederholung bewunderte. "Das Tor schaut super aus im Fernsehen."

Und für Matthäus hatte der erst zweite Saison-Nuller in der Liga nach dem 1:2 am 23. September in Graz gegen Sturm auch eine positive Erkenntnis: " Das Spiel war ein Weckruf, dass wir wieder mehr machen müssen, um zu gewinnen. " Die nächste Möglichkeit dafür haben die Salzburger bereits am kommenden Sonntag in Innsbruck gegen den FC Wacker Tirol, während Mattersburg in der englischen Woche bereits am Samstagabend bei Aufsteiger Altach gastiert.

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