Bullen nehmen mit 1:0 Revanche an Meister Rapid. Coach Adriaanse überraschte Rapid mit ungewohntem Defensiv-Konzept.
Vizemeister Red Bull Salzburg hat im proklamierten "wichtigsten Spiel der Saison" einen Befreiungsschlag geschafft. Mit einem 1:0 gegen Rapid rehabilitierten sich die "Bullen" am Sonntag nicht nur für die in der vergangenen Saison meisterschaftsentscheidende 0:7-Schlappe, sondern ließen drei Tage nach dem Aus im UEFA-Cup vorübergehend auch die Kritiker verstummen. Bei einem Zähler Rückstand ist Salzburg nun erster Verfolger von Spitzenreiter Austria.
Wille war da
"Wir wollten diesen Sieg unbedingt", ließ Trainer Co
Adriaanse keinen Zweifel an der Bedeutung des Sieges gegen den Meister aus
Wien, für den der Niederländer gar nicht seinem Naturell entsprechend die
Defensive der Offensive vorgezogen hatte. Mit Rene Aufhauser als Libero
hinter einer mit Manndeckung beauftragten Viererkette setzte Adriaanse auf
Nummer sicher und durfte auf die wiederentdeckte Torgefahr von Alexander
Zickler (58.) vertrauen.
Zickler trifft wieder
"Ich bin überglücklich, das hat man heute
auch gesehen", meinte der Torschützenkönig der vergangenen beiden Saisonen,
der seit 20. April unter Ladehemmung gelitten hatte. Nach seinem insgesamt
48. Liga-Treffer schrie Zickler den Frust der vergangenen Wochen heraus.
"Ich habe immer gesagt, ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft und
solange die gewinnt, ist alles in Ordnung. Aber es wurmt natürlich, wenn man
der einzige Stürmer ist, der nicht getroffen hat", erklärte der Deutsche
nach Schlusspfiff.
Kompliment vom Sportdirektor
Auch Salzburgs Sportdirektor Heinz
Hochhauser sah Salzburgs achten Heimsieg en suite nach dem 0:7 am 23. März
mit Wohlwollen. "Ich kann nur sagen Hut ab. Wenn man in 18 Tagen 6 Spiele
spielt, und dann auch noch die bessere Mannschaft ist, dann muss man der
Mannschaft einfach gratulieren." Teamspieler Aufhauser richtete das
Augenmerk nach der zweiwöchigen Länderspiel-Pause bereits auf neue Aufgaben.
"Wir werden noch einmal voll angreifen, damit wir im Herbst noch so viele
Punkte wie möglich zusammen bringen."
Lob für Rapid
Höfliches Lob vonseiten des Titelfavoriten
Nummer eins gab es auch für Gegner Rapid. "Es macht Spaß gegen Rapid zu
spielen, das ist eine Mannschaft, die mitspielt, wo es zwar auch zur Sache
geht, die aber auch fußballerisch sehr gute Spieler in ihren Reihen hat",
sagte Zickler. Wohl nur ein schwacher Trost für die Grün-Weißen, die nach
nur vier Zählern in den vergangenen vier Partien von der Tabellenspitze auf
Rang drei zurückfielen.
Rapid trauert Chancen nach
"Wir haben die Möglichkeiten nicht
genützt und verloren, weil wir in der Defensive einmal nicht aufgepasst
haben", meinte Trainer Peter Pacult, der seiner Truppe trotzdem ein
"Riesenkompliment" aussprach. Vor allem der Spielstil der Mozartstädter
gegen Rapid würde dafür sprechen, wie viel Respekt der Liga-Krösus den
Hütteldorfern entgegengebracht habe. Wegen der vergebenen Chancen wollte der
Coach niemandem Vorwürfe machen, "von der Art her" habe man sogar besser
gespielt als beim historischen 7:0.
Kapitän Steffen Hofmann hingegen wurmte die eine oder andere Chance auf die Führung. "Wir hätten das Spiel auch gewinnen können. Bei der einen oder anderen Situation war vielleicht ein bisschen Pech oder Unvermögen dabei", meinte der Rapid-Regisseur.
"MaierHoffer" neutralisiert
Vor allem das Sturmduo
Maierhofer/Hoffer, das den Bullen am vergangenen Ostersonntag noch fünf Tore
geschossen hatte, kam bei weitem nicht so zur Wirkung wie erwünscht. Dass
sich Rapid wie schon gegen Ried und Austria Kärnten mit dem Toreschießen
äußerst schwertut, brachte Pacult nicht in Erklärungsnotstand: "Ich werde
deshalb sicher nicht unseren offensiven Spielstil verändern".