Hicke stur

"Das ist kein Schicksalsspiel"

Teilen

Am Tag vor dem Spiel gegen die Elfenbeinküste spricht sich der Teamchef gegen das Wort "Schicksalsspiel" aus. ÖFB-Boss Stickler über sein Präsidium erzürnt. Partie bereits ausverkauft.

Soll Hicke abgelöst werden?

Wer soll Hickersberger ablösen?

Für das österreichische Fußball-Nationalteam steht im Testmatch am Mittwoch (20:30 Uhr/live ORF1) im Innsbrucker Tivoli-Stadion gegen die Elfenbeinküste mehr als nur die Beendigung der mittlerweile neun Partien währenden sieglosen Serie auf dem Spiel. Eine neuerliche Niederlage, gepaart mit einer schlechten Leistung, würde die Position von Teamchef Hickersberger gehörig ins Wanken bringen.

Entscheidung am Donnerstag
Am Donnerstagvormittag tagt im Innsbrucker Hilton Hotel das ÖFB-Präsidium, dem neben den neun Landeschefs auch Präsident Friedrich Stickler, Finanzreferent Ferdinand Talos, Martin Pucher, Gerhard Stocker und Anton Hirschmann (alle drei Vertreter der Bundesliga) sowie Liga-Vorstand Georg Pangl und ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig angehören. Die beiden Letzteren sind allerdings nicht stimmberechtigt, sollte es zu einem Votum über das Teamchef-Amt kommen.

ÖFB-Präsidium uneins
Dass dieses Szenario eintreten könnte, deutete zuletzt der einflussreiche ÖFB-Vize und oberösterreichische Landesverbands-Präsident Leo Windtner an. Stickler ließ allerdings am Dienstag noch einmal ausrichten: "Solche Wortmeldungen verärgern mich. Es gibt einen einstimmigen Beschluss, dass wir mit Hickersberger in die EURO 2008 gehen."

Lesen Sie hier: Landesfürsten machen sich für Jara stark

Hicke: "Kein Schicksalsspiel"
Hickersberger, der über das Verhalten der ÖFB-Führung seiner Person gegenüber keinen Kommentar abgeben wollte, ist sich der Mechanismen des Geschäfts bewusst, wehrte sich aber gegen die Verwendung des Begriffs "Schicksalsspiel". "Für mich ist Schicksal, wenn ein geliebter Mensch unerwartet stirbt, aber nicht, einen Trainerjob zu verlieren. Das ist nicht schicksalsbedingt, sondern abhängig von mehreren Ergebnissen. Die Ergebnisse sind auch für mich nicht zufriedenstellend, alles andere ist Spekulation", meinte der 59-Jährige.

Hoffen auf Sensation
Mit einem Sieg über die Elfenbeinküste wären die Diskussionen aber ohnehin vom Tisch, wie auch Hickersberger weiß. "Der Fußball lebt von Überraschungen. Es wäre schön, wenn es am Mittwoch nicht nur in Europa, sondern auch ein Österreich eine Überraschung geben könnte. Wundern würde es mich nicht."

Nächste Seite: Zweckoptimismus im heimischen Lager

Gute Trainingsleistungen
Seine Zuversicht schöpft der Niederösterreicher aus den jüngsten Trainingsleistungen des Teams. "Die Mannschaft hat hervorragend trainiert. Die Spieler lassen sich von einer gewissen Stimmungsmache nicht beeinflussen. Ich bin zuversichtlich, dass sie ein gutes Match machen werden. Aber es ist auch klar, dass jeder Einzelne 100 Prozent geben muss, nur so haben wir eine Chance", erklärte Hickersberger, der noch um den Einsatz von Yüksel Sariyar (Oberschenkelverletzung) bangt.

Ivorer stärker als Schweiz
Die Elfenbeinküste bezeichnete Hickersberger neuerlich als großartige Truppe, "die mit Drogba einen absoluten Weltstar in ihren Reihen hat". Die Afrikaner seien im Vergleich zur Schweiz individuell an einigen Positionen stärker besetzt, "aber ob sie auch eine bessere Mannschaft sind, wird man am Mittwoch sehen".

Auch Kapitän Andreas Ivanschitz weiß über die Stärke der Ivorer Bescheid, sieht aber dennoch die Möglichkeit, am Mittwoch einen Schritt aus der Krise zu schaffen. "Ich bin überzeugt, dass wir ein gutes Spiel machen und nicht den Glauben daran verlieren, dass wir wieder gewinnen können."

Angriff auf Medien
Der Burgenländer konnte sein Unverständnis über den im Moment herrschenden öffentlichen Druck nicht verhehlen. "Die Mannschaft versucht, das gut zu verarbeiten und wenn möglich keine Zeitungen zu lesen und sich von gewissen Personen runtermachen zu lassen", erklärte der Panathinaikos-Legionär und ergänzte: "Jeder gibt seinen Senf dazu und glaubt, in der Öffentlichkeit seine Meinung sagen zu müssen. Für eine junge Mannschaft ohne viel internationale Erfahrung ist es schwierig, mit so einer Situation umzugehen."

Ausverkauftes Haus
Am Dienstag durfte der ÖFB zur Abwechslung auch wieder einmal Erfreuliches vermelden: Mit 30.000 Zuschauern wird das Tivoli-Stadion zur Neueröffnung bis auf den letzten Platz ausverkauft sein. Alle aufgelegten Karten waren bis Dienstag Nachmittag verkauft worden. Für eine tolle Kulisse ist damit auf jeden Fall gesorgt.

Angst vor eigenen Fans?
Freilich besteht auch die Gefahr, dass das eher kritisch eingestellte Tiroler Publikum im Falle einer schlechten Startphase seinem Unmut schnell freien Lauf lässt. "Aber wir haben die Fans in Innsbruck schon letztes Jahr gegen die Schweiz mitreißen können. Ich bin überzeugt, dass wir die Zuschauer auch diesmal auf unsere Seite bringen können", so Kapitän Ivanschitz.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.