Richtiger Weg?

Deutschland 'jubelt' nach 1:2-Pleite

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Atempause für Trainer Joachim Löw - Frankreich: Charakter, um sich durchzusetzen.

Deutschland mag am Dienstag in Frankreich ein 1:2 in der Fußball-Nations-League erlitten haben - die ganz große Krise beim Team von Langzeittrainer Joachim Löw ist vorerst aber abgesagt. Denn der mutige und starke Auftritt eines runderneuerten DFB-Teams sowie Löws neue Bereitschaft zur Erneuerung wirkten beim gestürzten Weltmeister erst einmal als Beruhigung. Der Druck wird freilich hoch bleiben.

"Die Leistung der Mannschaft war großartig. Innerhalb von zwei Tagen war es eine unglaubliche Leistungssteigerung", sagte Löw, dessen Truppe am Samstag in den Niederlanden ein ernüchterndes 0:3 kassiert hatte. Hätten seine Spieler nach dem Führungstor von Toni Kroos durch einen verwandelten Elfmeter die weiteren guten Chancen in der ersten Halbzeit genutzt, wäre Weltmeister Frankreich wohl nicht auch im 15. Spiel nacheinander ungeschlagen geblieben. "Die Mannschaft war sehr konsequent und diszipliniert, hat ihr Herz in die Hand genommen und mutig nach vorn gespielt", lobte Löw.

Für Routinier Kroos war es gar "eine der Niederlagen, die am meisten Spaß gemacht haben, weil der Ball ganz gut lief". "Wir können viel Gutes aus diesem Spiel mitnehmen", bemerkte Kapitän Manuel Neuer, obwohl seine Mannschaft als Gruppenletzter dem Abstieg aus Liga A nahe ist. Teammanager Oliver Bierhoff erkannte "ein wichtiges, gutes Zeichen" und hoffte, in Paris die Geburtsstunde eines neuen, frischen und leistungsfähigen Teams erlebt zu haben: "Das glaube ich schon. Ich glaube, man hat eine gute Energie gesehen. Man hat einen Willen gesehen."

Franzosen zeigten "Charakter"

Frankreich-Trainer Didier Deschamps beschrieb das Geschehen so: "Das ist der Unterschied zwischen einem Team mit viel Selbstvertrauen und einem Team wie Deutschland, dem es etwas an Selbstvertrauen fehlt und das vielleicht nicht so effizient ist." Doppeltorschütze Antoine Griezmann und Co. reicht im abschließenden Spiel in den Niederlanden am 16. November schon ein Remis für den Halbfinaleinzug. "Das beste Vitamin sind Siege, und heute haben wir ein schweres Spiel gegen einen schweren Gegner gewonnen", meinte Deschamps. Für die Zeitung "L'Equipe" zeigte die Frankreich zwei Gesichter: "Eine erste Halbzeit nicht auf dem Niveau eines Weltmeisterteams (...). Aber dann Charakter, um sich durchzusetzen."

Die deutschen Medien kommentierten das 1:2 großteils mit Wohlwollen, nicht aber, ohne die nur aufschiebende Wirkung zu betonen. Löw, um dessen Zukunftsberechtigung es nach der WM-Blamage in Russland und dem ernüchternden 0:3 in Holland heftige öffentliche Diskussionen gegeben hatte, beschert der Auftritt auf Augenhöhe gegen das derzeit beste Team der Welt wohl wieder mehr Ruhe in der Arbeit.

"Bei der Bewertung eines Trainers geht man nicht nur von den Ergebnissen aus, die natürlich in der Distanz kommen und da sein müssen. Aber vor allem muss man eine Entwicklung sehen", betonte Bierhoff. Zuletzt hatten die Zweifel zugenommen, ob Löw nach zwölf Jahren als Teamchef diese Entwicklung noch befördern kann. "Man merkt, dass Jogi den Job mit Leidenschaft macht. Er hat sich im Sommer bewusst dafür entschieden. Er will es angehen und weiß, dass es ein Weg und Arbeit ist. Insofern habe ich bei ihm auch jetzt die Entschlossenheit gesehen", betonte Bierhoff.

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