'Werden eine andere Mannschaft sehen'

DFB-Krise: Flick ist die 'ärmste Sau'

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Bundestrainer Hansi Flick hat persönliche Konsequenzen nach dem nächsten Nackenschlag ausgeschlossen. Er wolle das Team zur Heim-EM 2024 führen, betonte er nach der nächsten Niederlage der deutschen Fußball-Nationalelf gegen Kolumbien.

Das 0:2 in Gelsenkirchen am Dienstag war der dritte sieglose Test in Folge. Flick will den eingeschlagenen Weg aber "kompromisslos" weitergehen. DFB-Sportdirektor Rudi Völler verteidigte den Trainer. Der sei "so ein bisschen die ärmste Sau".

Völler ließ indes mit seiner Einschätzung der Spieler aufhorchen. "Nach den drei Spielen muss man sagen, dass die Qualität nicht die allergrößte ist wie vor einigen Jahren. Da sind einige dabei gewesen, die werden wir im September vielleicht nicht mehr sehen. Das ist am Ende auch eine Qualitätsfrage", sagte er gegenüber dem TV-Sender RTL. Es fehle an Top-Qualität. Namen nannte der Weltmeister von 1990 nicht. Völler merkte an, dass man die Spielweise möglicherweise adaptieren muss. "Wenn wir die (Topspieler, Anm.) nicht haben in Deutschland, müssen wir so aufstellen und taktisch variieren, dass wir nächstes Jahr eine gute EM spielen."

Flick räumte nach dem 3:3 gegen die Ukraine, dem 0:1 in Polen und der mit Pfiffen der mehr als 50.000 Zuschauer quittierten Niederlage gegen Kolumbien ein, dass sein Experimentierkurs in den drei Saisonabschluss-Partien ein Fehlschlag war. "Wenn wir es auf den Punkt bringen, ist es in die Hose gegangen. Das, was wir ausprobiert haben, hat in dieser Form nicht geklappt." Die jüngste Bilanz unter dem 58-Jährigen mutet für deutsche Verhältnisse desaströs an: Frühes WM-Scheitern, vermurkster Neubeginn mit nur einem Sieg und nun schon vier sieglosen Partien 2023 - die DFB-Elf befindet sich im freien Fall.

Spieler mit scharfer Kritik

Flick gelobte Besserung. "Ich kann versprechen, dass wir im September eine andere Mannschaft sehen." Dann heißen die Gegner Japan und Frankreich. Es gelte nun, einen Stamm von Spielern "wirklich festzuzurren", merkte der Chefcoach an. Flick steht nun aber mehr denn je unter Beobachtung. Die Boulevardzeitung "Bild" gab ihm die Note 6 ("Schlechter als seine Stars"). Der DFB müsse nun um Jürgen Klopp als Bundestrainer kämpfen, hieß es in einem Kommentar. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb: "Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft unterliegt Kolumbien verdient 0:2 und verabschiedet sich in einem besorgniserregenden Zustand in die Sommerpause."

Vonseiten der Spieler gab es teils deutliche Worte. Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan gab an, zwar vom großen Potenzial der Nationalmannschaft überzeugt zu sein. Der Manchester-City-Star äußerte jedoch erstmals Zweifel an der auch von Flick immer wieder betonten großen Qualität im Kader. "Wenn man es über einen längeren Zeitraum nicht schafft, dieses Potenzial auf dem Platz abzurufen, dann müssen wir irgendwann die Frage stellen, ob wir auch die Qualität haben, um hundertprozentig auf allerhöchstem Niveau zu spielen", erklärte Gündogan.

"Absolutes Vertrauen" in Flick hatte Torhüter Marc-André ter Stegen. Emre Can sagte, er sehe "überhaupt" keine Diskussion über den Bundestrainer. "Er wollte ausprobieren, was auch sein Recht ist. Es hat nicht geklappt, aber wir sollten den Trainer nicht infrage stellen", sagte der Defensivspieler von Dortmund, der als Sofortmaßnahme die Umstellung auf eine Viererkette vorschlug. Bayern Münchens Leon Goretzka fasste die Lage der deutschen Nationalelf treffend zusammen. Bedenklich reiche vielleicht als Beschreibung nicht aus, merkte der Mittelfeldmann bei RTL an: "Es ist dramatisch."

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