Sollte Ukraine weiter Probleme machen, soll Deutschland bei EURO einspringen.
UEFA-Präsident Michel Platini hat allen Dementis zum Trotz Deutschland wieder als Notnagel für die EM 2012 ins Spiel gebracht. "Es wäre sicher eine Option, sechs Spielorte in Polen zu bestimmen. Vielleicht fragt die UEFA aber auch Ungarn oder Deutschland an, ob sie mit zwei Stadien einspringen wollen und können", sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union in einem am Montag veröffentlichten Interview auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes. "Aktuell" denke man darüber aber "nicht mal nach", bekräftigte der Europameister von 1984.
Ultimatum bis Mitte Juni
"Wir vertrauen darauf, dass die Ukraine
alle notwendigen Arbeiten fristgerecht abschließen und die EURO 2012 wie
geplant stattfinden wird." Erst vor einem Monat hatte der Franzose den Druck
auf den Co-Gastgeber der Europameisterschaft in zwei Jahren erhöht und der
Ukraine ein Ultimatum bis Mitte Juni gestellt.
Polen hui, Ukraine pfui
Während nach anfänglichen Problemen in
Polen nun alles nach Plan läuft und die Spielorte Breslau, Danzig, Posen und
Warschau fix sind, gibt es in der kurz vor dem Staatsbankrott stehenden
Ukraine große Probleme. Ob die Stadien in Lwiw (Lemberg) und Charkow
rechtzeitig fertig werden, ist äußerst fraglich. Nach Informationen des
Fachmagazins "kicker" ist sogar schon eine Entscheidung gegen die beiden
vermeintlichen Spielstätten gefallen - so dass in der Ukraine nur die
Hauptstadt Kiew und Donezk zur Verfügung stehen würden.
Ohne Kiew keine EM
Platini bekräftigte erneut, dass es "ohne den
Spielort Kiew keine EM in der Ukraine geben wird. Dann müssen wir uns etwas
anderes überlegen." Große Hoffnung setzt der ehemalige französische
Nationalspieler in den neuen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch.
"Natürlich beobachten wir sehr genau, was in der Ukraine passiert, aber noch
haben sie dort ein wenig Zeit. Klar ist aber auch, dass sich in den nächsten
Wochen noch einiges tun muss."
Hilft Moskau aus?
Als Hauptgrund für die Verzögerungen beim
Ausbau der Infrastruktur galten in den vergangenen Jahren die Finanzprobleme
des Landes. Auch ein lähmender Kompetenzstreit zwischen der mittlerweile
abgewählten Führung aus Regierungschefin Julia Timoschenko und Präsident
Wiktor Juschtschenko behinderte einen Fortschritt. Nach Antritt der neuen
Machtelite um den pro-russischen Staatschef Janukowitsch gehen Beobachter in
Kiew davon aus, dass die Ex-Sowjetrepublik auch mit Geld aus Moskau die
Arbeiten schneller vorantreiben könnte.
Platini will nicht "gegen Wand laufen"
Spätestens im
Sommer wird sich dann entscheiden, ob der europäische Dachverband eine
historische Entscheidung treffen und dem osteuropäischen Land sein Turnier
wieder entziehen muss. "Wenn du auf eine Wand zuläufst, musst du irgendwann
die Richtung ändern. Es bringt nichts, die Entscheidung über einen
Richtungswechsel immer weiter nach hinten zu schieben, denn irgendwann ist
es zu spät, und du kommst nicht mehr an der Wand vorbei, sondern rennst
dagegen", sagte Platini.
Also dürfen sich die deutschen Fans sechs Jahre nach dem WM-"Sommermärchen" im eigenen Land auf einige EM-Spiele freuen? "Wir als UEFA haben darüber nie nachgedacht. Wir haben keinen Plan B. Das würde nämlich bedeuten, wir vertrauen nicht in Plan A", sagte Platini. "Aber das heißt auch nicht, dass wir nicht mehr reagieren können. Wenn es in der Ukraine weiterhin logistische Probleme gibt, dann werden wir einen anderen Weg finden."