Stuttgart-Foul

Vorwürfe: Jetzt sprechen Harnik und Klein

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Die beiden ÖFB-Männer wurden zu den Buhmännern des Abstiegs abgestempelt.

Die österreichischen Fußball-Nationalspieler Martin Harnik und Florian Klein haben sich am Mittwoch im EM-Vorbereitungscamp in der Schweiz gegen Medienberichte verteidigt, sich im Kampf um den Klassenerhalt mit dem VfB Stuttgart nicht mehr ausreichend mit dem Verein identifiziert zu haben. Harniks Vertrag beim deutschen Absteiger ist mit Saisonende ausgelaufen, Klein noch bis 2017 gebunden.

Schlechtes Licht
"Jeder, der uns persönlich kennt, weiß, dass wir kein Einstellungs- oder Identifikationsproblem haben", betonte Harnik, der Stuttgart nach sechs Jahren verlassen wird, in einer Pressekonferenz. "Das ist ein schlechtes Licht, das uns nicht gerecht wird. Wir wollen uns nicht als Buhmänner dastehen lassen." Ähnlich äußerte sich Klein: "Auch wenn es ein schwieriges halbes Jahr war, ist es überhaupt nicht der Fall, dass wir uns nicht identifiziert haben."

Losgetreten hatte den Wirbel ein Bericht des Fachmagazins "kicker" vom Montag, wonach beide Spieler in Stuttgart nicht mehr gefragt seien, weil sie sich im Abstiegskampf nicht mehr ausreichend in den Dienst der Mannschaft gestellt hätten. Kleins Vertrag gilt allerdings auch in der zweithöchsten Spielklasse. Der 29-Jährige hat seinen Stammplatz beim Club in Winter an Neuzugang Kevin Großkreutz verloren.

Ein Clubwechsel steht im Raum. Mit seiner Zukunft will sich Klein vor der EM in Frankreich aber nicht beschäftigen. Das Turnier könnte sich als Sprungbrett erweisen. Wie Harnik ist der Oberösterreicher im Team von Marcel Koller auf der rechten Seite gesetzt. "Ich konzentriere mich auf die EM. Das ist eine große Plattform, eine große Chance, die ich auch nützen möchte", sagte Klein.

Angebote für Harnik
Harnik ist ablösefrei. Zuletzt wurde der gebürtige Hamburger mit dem HSV und dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht. "Mein Berater ist schon mit dem einen oder anderen Verein in Kontakt", sagte der 28-Jährige. Besondere Eile bestehe nicht. "Grundsätzlich wäre es mir schon lieber, wenn es vor der EURO passiert, dann hätte ich eine Sache weniger im Kopf. Aber es spielt auch keine Rolle, wenn es nicht so kommt."

Teamchef Koller hätte Transfers seiner Spieler gerne vor der EM abgewickelt. Auch Harnik möchte "nicht pokern und auf eine sehr gute EURO hoffen". Möglichkeiten gibt es offensichtlich bereits. "Meine Frau und ich hätten kein Problem damit, auch einmal eine Auslandserfahrung zu machen", erklärte der Offensivspieler, der bisher seine gesamte Karriere in Deutschland verbracht hat. "Aber natürlich ist auch die Bundesliga ein Thema."

Beschimpfungen
Das Kapitel Stuttgart will Harnik hinter sich lassen. Zuletzt war er oftmals Beschimpfungen durch Fans ausgesetzt, so auch bei seiner Verabschiedung. "Ich habe sechs Jahre hier sehr, sehr sauber gelebt. Es hat mich unglaublich geärgert, dass in wenigen Wochen alles, was ich aufgebaut habe, zusammengeworfen wird", sagte der 54-fache ÖFB-Teamspieler. "Ich habe in schwierigen Phasen immer den Kopf hingehalten, bin Rede und Antwort gestanden." Das habe man auch beim Verein geschätzt.

Den Abstiegskampf hat der Angreifer bereits mehrmals miterlebt. "Es ist im Endeffekt unser Beruf. Da sind wir ganz schön gescheitert", meinte Harnik nach dem Bundesliga-Aus. Beschimpfungen lassen ihn dennoch nicht kalt. "Das Privatleben leidet. Restaurants und Cafes werden nicht mehr so gerne aufgesucht." Umso glücklicher war er, dass er vor dem EM-Camp noch einige Tage bei seiner österreichischen Familie in der Steiermark verbringen konnte. "Es war gut, aus Stuttgart rauszukommen."

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