Die Austria muss vor der Dreifachbelastung ihren Kader vergrößern.
Die Wiener Austria hat sich am Donnerstagabend in St. Pölten in die Europa-League-Gruppenphase gezittert. Von "einer der schönsten Niederlagen" sprach Raphael Holzhauser nach dem 0:1 gegen NK Osijek. Das Spiel zeigte die angespannte Personalsituation aber schonungslos auf. Mit Tarkan Serbest droht nun ein weiterer Ausfall. "Wir gehen auf dem Zahnfleisch", musste Heiko Westermann eingestehen.
Der Deutsche, mit seinem Abwehr-Partner Mohammed Kadiri einer der stärksten Austrianer, wirkte nach dem Schlusspfiff erleichtert. "Ich kann mich in meiner Karriere nicht erinnern, dass ich verloren habe und so entspannt war wie heute", gab der langjährige Schalke- und HSV-Profi zu Protokoll. "Es ist ein unglaublicher Gefühlszustand, dass wir es wieder in die Gruppenphase geschafft haben. Wir sind überglücklich", freute sich Dominik Prokop.
Austria verdient weiter
"Beide Mannschaften hätten es vielleicht verdient, da reinzukommen. Aber insgesamt haben wir einfach ein Auswärtstor mehr geschossen, deswegen haben wir es verdient", analysierte Trainer Thorsten Fink, während sich Sportdirektor Franz Wohlfahrt kämpferisch gab. "Wir werden uns mit dem Einzug in die Gruppenphase nicht zufriedengeben. Jetzt heißt es punkten. Nur dann macht es Sinn", sagte der Kärntner bereits kurz nach dem nervenaufreibenden Spiel in der NV Arena - ohne Kenntnis der Gruppengegner.
Doch um die Doppel- und mit ÖFB-Cup Dreifachbelastung im Herbst auszuhalten, benötigt der Kader dringend eine Blutauffrischung. Das ist allen im Verein klar. Wohlfahrt stellte fest, dass man sich gegen Osijek "an der Grenze" bewegt habe. Mit Ausnahme der später eingewechselten Kevin Friesenbichler und Thomas Salamon saßen nur junge Spieler mit kaum Erfahrung auf der Ersatzbank. Alternativen zur ersten Elf sind praktisch nicht vorhanden. Er habe "nicht gedacht, dass ich ohne Vorbereitung zehn Spiele in Folge bestreite", gestand auch Westermann.
"Natürlich brauchen wir den einen oder anderen Spieler noch, der Kader wird dünn", betonte Fink, der die Moral innerhalb des Teams explizit lobte. Mit Jens Stryger Larsen hatte erneut ein wichtiger Spieler den Club unmittelbar vor einer Play-off-Begegnung verlassen. In der Vorwoche war es Petar Filipovic vor dem Hinspiel in Osijek gewesen. "Ich finde es schon Wahnsinn, wie unsere Mannschaft die ganzen Abgänge, die wir jetzt hatten, immer einen Tag oder zwei Tage vor den Quali-Spielen, insgesamt annimmt", sagte der Deutsche. "Das macht mich sehr stolz, weil ich glaube nicht, dass das viele Mannschaften so verkraften können."
Klein gibt Comeback in Bundesliga
Mit Florian Klein ist schon ein Ersatz für Larsen gekommen. Der langjährige ÖFB-Internationale galt als Wunschlösung für die rechte Seite, braucht laut Fink aber noch Zeit. "Das ist schon einmal ein Spieler, der mir viele Möglichkeiten gibt auch mit (David; Anm.) De Paula. Dann kann De Paula auf der rechten offensiven Seite spielen, er kann im Mittelfeld spielen", erläuterte Fink. Auf der rechten Abwehrseite, wo er gegen Osijek spielen musste, fühlt sich der angesprochene Spanier nicht besonders wohl.
Trotzdem wird für Abwehr, Mittelfeld und Angriff noch nach Verstärkungen gefahndet. Die Kriegskasse ist gut gefüllt: Die Abgänge von Larry Kayode, Filipovic und Larsen haben schon einige Millionen gebracht, jetzt kommt das Startgeld für die Gruppenphase dazu.
Ab Freitag wollte Wohlfahrt im Club "die Köpfe zusammenstecken", zumal ein weiterer Name auf der Verletztenliste auftauchte. Mittelfeldspieler Serbest, der in der 79. Minute ausgewechselt werden musste, droht zumindest für die kommenden Bundesliga-Partien auszufallen. "Er hat am Knie, beim Innenband, etwas gespürt", sagte Fink und ging von zwei Wochen Pause aus. Die genaue Diagnose ist noch ausständig.