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LASK-Abwehrboss plant nach Saisonschluss Karriereende.

Am Donnerstag feiert Michael Baur seinen 40. Geburtstag. Ein biblisches Alter für einen Fußballer, für einen Feldspieler noch dazu. Seine Karriere, die fast 19 Bundesliga-Saison umspannte, neigt sich freilich ihrem Ende zu - mit Saisonende kehrt der LASK-Akteur dem Sport den Rücken. Dem heimischen Fußball wird er die eindrucksvolle Marke von über 560 Bundesligaspielen hinterlassen.

Schon bei WM 1990 dabei
Baur hat keine eigene Homepage. Und in Sachen Social-Networking ("Facebook") überlässt er anderen das Feld. In Zeiten penibel aktualisierter Spieler-Blogs ist auch das ein untrügliches Zeichen für weit fortgeschrittenes Kicker-Alter. Ein weiteres: Baur und die italienische Abwehr-Legende Paolo Maldini sind die wohl einzigen noch Aktiven, die schon an der WM 1990 teilgenommen haben - wenngleich der Tiroler damals nicht zum Einsatz kam.

Liga-Oldie
Nach Altach-Tormann Josef Schicklgruber (41) ist Baur der älteste Spieler der Liga, nur Teamkollege Ivica Vastic, der im September seinen 40er feiert, kann da noch einigermaßen mithalten. "Irgendwann ist Schluss", sagte sich Baur schon im vergangen Sommer, als er beim LASK ein letztes Mal verlängerte. Das Karriereende ist unausweichlich mit dem 31. Mai verbunden, dem letzten Saisonspiel der Linzer in Mattersburg. Geht alles gut, wird Baur dann 567 Bundesliga-Partien in den Beinen haben und in der "ewigen" Einsatzrangliste nur knapp hinter Heribert Weber (571) zu liegen kommen.

Happel als erster Mentor
19 Jahre, 7 Monate und 16 Tage werden dann vergangen sein seit dem Bundesligadebüt des damals 20-Jährigen im Dress des FC Tirol im Oktober 1989. "Der Baur spielt die nächsten fünf Spiele. Egal, ob er gut oder schlecht ist", soll Trainerlegende Ernst Happel nach der Partie gesagt haben. "Dabei war ich mir gar nicht gleich sicher, ob er mich gemeint hatte", erinnert sich Baur. Denn das Happelsche Idiom, eine Mischung aus niederländisch und wienerisch, ließ aus dem "Baur" einen "Bur" werden.

Die "Verständigungsschwierigkeiten" legten sich, für Baur wurde der "Wödmasta" zur prägenden Figur in der ersten Bundesligazeit. "Er war das Beste, was mir damals passieren konnte. Weil er uns sehr viel Disziplin gelehrt hat." Oder einfach nur deshalb, weil er ihm beim Spaziergang vor dem Spiel sein Hausrezept mitgab: "Brauchst kan Beistrich in der Hosen haben."

Keine übertriebene Härte
Hatte er auch so gut wie nie. Baur war stets kompromisslos, verzichtete aber auf übertriebene Härteeinlagen. Zwölfmal wurde er des Feldes verwiesen, nur viermal sah er Rot. Seit seinem Debüt gehörte er zum Innsbrucker Fixinventar, unter Happel ebenso wie unter Dietmar Constantini, Hans Krankl oder Joachim Löw. Am Inn feierte er auch seine größten Erfolge, holte vier Meistertitel und einen Cupsieg.

Vom Stürmer zum Verteidiger
Der junge Baur träumte freilich noch von einer Karriere in der Offensive. Auch der FC Tirol holte den 30-fachen Torschützen des Sportvereins Innsbruck wohl in der Absicht, den Angriff zu verstärken. Happel aber dachte ihm die Rolle des Vorstoppers zu. Sein damaliger Mannschaftskollege, der 1994 verstorbene Bruno Pezzey, unterstützte den Jungspund. "Er war eine Riesenhilfe, ich habe selten einen gesehen, der ein Spiel so lesen kann", erinnert sich Baur, der schon bald den Typus eines vielseitigen Verteidigers verkörperte, bei dem auch der Sinn für das Angriffsspiel nicht verkümmert war. "Ich habe die offensiven Qualitäten beibehalten, das hat mir sehr geholfen."

Seinen Offensivdrang konnte er freilich zeitweise im defensiven Mittelfeld ausleben. "Das Wichtigste ist immer die Mannschaft", sagt der verhinderte Goalgetter, der nie mit selbstdarstellerischen Qualitäten oder Schlagzeilen abseits des Rasens auffiel und sich an die veränderten taktischen Gegebenheiten bis hin zur Viererkette stets anzupassen wusste.

Im Ausland gescheitert
Mehr Probleme bereiteten ihm seine Auslandsengagements. Das erste "Abenteuer" in Japan, eine Fahrt ins Blaue, wurde 1997 zum viermonatigen Kurzgastspiel bei den Urawa Red Diamonds ("Das Leben war schwierig"), auch die Saison 2002/03, die er unter Kurt Jara beim HSV verbrachte, gehört mit nur zehn Einsätzen zu den unrühmlichen Kapiteln in seinem Leben. "Das ist unglücklich verlaufen. Vorher habe ich immer fix gespielt, ich habe die Welt nicht mehr verstanden."

Sein bitterster Moment? "Ich trauere dem schon nach, dass ich nie in der Champions League spielen durfte", gibt Bauer zu, für den die vertane Chance unweigerlich mit dem Zusammenbruch des FC Tirol verbunden ist. Gut sind ihm die Momente des schicksalshaften Quali-Spiels gegen Lok Moskau im September 2001 in Erinnerung. "Das war das erste Mal, dass ich nach einer Niederlage geweint habe, weil ich gewusst habe, jetzt wird alles zusammenbrechen." Bis zum finanziellen Kollaps dauerte es dann auch nur noch wenige Monate. "Mir hat das irrsinnig wehgetan, wie die Spieler belogen worden sind."

Zukunftspläne offen
Schon im Juni wird das Profigeschäft, das stete Auf- und Ab, der Vergangenheit angehören. "Ich brauche eine Zeit lang Abstand, ich habe mich in all den Jahren etwas aufgerieben", sagt Baur, für den eine Rückkehr in den Fußball trotz A-Trainerlizenz alles andere als sicher ist. "Ich bin kein Fußball-Besessener, der jeden Tag stundenlang Spiele im TV schaut." Genauso gut könne es ihn als Wirt auf die Alm verschlagen. Genauer gesagt in die Kitzbüheler Alpen, wo der zweifache Vater mit seiner Frau auf 1.820 m das "Bergrestaurant Westendorf Choralpe" betreibt.

Noch allerdings liegt die Wahrheit auf dem Platz, so wie für Paolo Maldini. Der hat übrigens auch keine Homepage.

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